Abgrundtiefer Hass
- Edition M
- Erschienen: August 2024
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Ein Kindermord und der Mantel des Schweigens...
Annika Lodman hatte den kleinen Yanis im Supermarkt nur schnell losgeschickt, um die vergessenen Taschentücher zu holen. Treffen wollten sich die beiden an der Kasse und da beginnt Annikas Alptraum, denn Yanis taucht hier nicht auf. Die verzweifelte Mutter hat dennoch etwas "Glück im Unglück", ist doch Hauptkommissar Mik Kohonnen zufällig auch vor Ort, um seine Einkäufe zu erledigen. Ihm gelingt die Rettung in letzter Minute, kann er doch mit Hilfe von Yanis Uhr mit Trackerfunktion den Weg des entführten Kindes verfolgen. Der arme kleine Kerl wurde von seinem Entführer in einen Brunnen im Wald versteckt und von hier kann ihn die Polizei befreien. Aber sie stellen Schreckliches fest: In dem Brunnen finden sie auch die Gebeine eines anders Kindes. Schnell ermittelt Kohonnen, dass es sich um die sterblichen Überreste von Simo Laaksonen handelt, der im Alter von neun Jahren ebenfalls verschwand. Es kann kein Zufall sein, dass sich die Geschichte dreißig Jahre nach dem Verschwinden des Jungen wiederholt. Aber wie sind die beiden Fälle verknüpft und wer lebt seit all den Jahren als unerkannter Mörder unter den Familien mit all' den kleinen Jungen?
Der allgegenwärtige schwarze Vogel...
In Mik Kohonens zweitem Fall treffen wir auf eine eigenartige Atmosphäre. Zwei Kinder verschwinden - wenn auch in zeitlichem Abstand von 30 Jahren - in einem Brunnen und nur eines kann gerettet werden. Die beiden Fälle verbindet neben dem Tatort auch noch ein unheimlicher schwarzer Vogel, der auch den geistig behinderten, erwachsenen Keke heimsucht. Lange Zeit wirkt die Handlung dann auch so fantastisch und verworren, dass es mir fast unmöglich schien, dass sie wieder in die Realität zurückfinden könnte.
Helene Falk nimmt ihre Leser mit auf eine spannende Reise in menschliche Abgründe. Alsbald wird klar, dass der kleine Simo seinerzeit zum Schweigen gebracht werden musste, da er nach einem langen Leidensweg bereit war, einen anderen Menschen eines ungeheuren Verbrechens zu beschuldigen. Spannend bleibt aber die Frage, warum dieser andere dann viele Jahre stillhielt und erst jetzt wieder zum Täter wurde.
In der Mitte wird es ein wenig zäh
Trotz der gut aufgebauten Spannung wird der Krimi im Mittelteil etwas zäh. Die Ermittlungen scheinen keinen Schritt weiter zu gehen und ein großer Teil der Handlung baut sich damit auf, dass weder die Verbrechensopfer noch ihre Angehörigen ihr Schweigen brechen wollen. Yanis wird von seinen Eltern weitgehend abgeschirmt, das erste Opfer Simo hat nur kryptische Hinweise hinterlassen und der behinderte Keke lebt zu sehr in seiner eigenen Welt, um sich gegenüber der Sozialarbeiterin Elvi Nyman zu öffnen. Auch der Kiosk-Betreiber, Joona Mäki, der beunruhigende Beobachtungen machte, traut sich nicht aus der Reserve und irgendwann zerrt die ganze Geheimniskrämerei an den Nerven. Dennoch - als die ersten Steine aus der Schweigemauer herausbrechen, nimmt die Handlung gut Fahrt auf und entschädigt wieder für vieles.
Fazit
Helene Falk führt Mik Kohonen in seinem zweiten Fall in ein bizarr anmutendes Verbrechen. Vielleicht hätte die eine oder andere Kürzung die Spannung noch ein bisschen besser aufgebaut und den Roman weiter vorangetrieben, dennoch ist der Autorin auch mit dem zweiten Band ein spannender Thriller gelungen, der tatsächlich auch den Namen verdient.
Helene Falk, Edition M
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