Mord stand nicht im Drehbuch

  • Suhrkamp
  • Erschienen: Mai 2024
  • 3
Mord stand nicht im Drehbuch
Mord stand nicht im Drehbuch
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Thomas Gisbertz
84°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2024

Neues vom Duo Hawthorne und Horowitz.

„Tut mir leid, Hawthorne. Aber die Antwort ist nein“. Entschieden wehrt sich der bekannte Schriftsteller Anthony Horowitz gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Privatdetektiv Daniel Hawthorne. Diesen hatte er in den letzten Jahren bei drei Ermittlungen begleitet und Bücher darüber geschrieben. Der gemeinsame Vertrag war somit beendet und Horowitz hat nun genug vom eigenwilligen Detektiv. Außerdem gilt seine ganze Aufmerksamkeit aktuell seinem Theaterstück „Mindgame“, das in den nächsten Tagen in London uraufgeführt werden soll.

Doch die Freude darüber wehrt nicht lange: Noch während der Premierenfeier macht die vernichtende Besprechung der Inszenierung in der „Sunday Times“ die Runde. Auch Anthony Hororwitz' Drehbuch wird verrissen. Zu allem Überfluss liegt die Verfasserin der verheerenden Kritik am nächsten Morgen tot in ihrer Wohnung - und alle Spuren scheinen auf Horowitz als Täter hinzuweisen. Auch wenn es sich dieser kaum eingestehen mag, weiß er, dass ihm jetzt nur noch einer helfen kann – Daniel Hawthorne. Durch einen Trick bleiben den beiden maximal 48 Stunden, um den wahren Täter zu finden.

Ein neuer Fall für Hawthorne und Horowitz

Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore, ist sicherlich einer der produktivsten und erfolgreichsten Autoren Großbritanniens. Er schreibt Theaterstücke, Romane, Drehbücher (u.a. „Inspector Barnaby“, „Agatha Christie's Poirot“) und ist als Journalist tätig. Insgesamt hat der Brite bereits über 50 Bücher geschrieben, darunter die erfolgreiche Teenie-Spionageserie „Alex Rider“, die sich weltweit schätzungsweise 21 Millionen Mal verkaufte. Darüber hinaus verfasste er drei neue Sherlock-Holmes-Romane und wurde von Ian Flemings Nachlass beauftragt, Fortsetzungsromane über James Bond zu schreiben.

Dabei muss man Autor Anthony Horowitz eigentlich gar nicht vorstellen, sondern einfach die Hawthorne-Horowitz-Reihe lesen. Denn der Brite macht sich darin selber zur Hauptfigur, die den Ex-Cop und jetzigen Privatdetektiv Daniel Hawthorne bei der Ermittlung unterstützt - eine ebenso ungewöhnliche wie amüsante Idee. Durch die zahlreichen Fakten und Hinweise aus seiner realen Biografie fällt es der Leserschaft schwer, zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu unterscheiden. Aber genau das ist auch der besondere Clou. Dass dieses Handlungskonzept so hervorragend aufgeht, liegt auch daran, dass Horowitz über sich selber stets mit einem Augenzwinkern erzählt und nicht davor zurückschreckt, sich als mitunter naiven, teilweise unselbstständigen Autor darzustellen. Nun erscheint mit „Mord stand nicht im Drehbuch“ der vierte Band der sehr unterhaltsamen Hawthorne-Horowitz-Reihe. Teil 5 („Close to death“) wurde bereits im April diesen Jahres in Großbritannien veröffentlicht.

Krimi mit viel Ironie

Es ist erneut ein großes Lesevergnügen, mit dem ungewöhnlichen Ermittlerduo auf Mörderjagd zu gehen. Der Roman ist eine Verbeugung vor der klassischen britischen Kriminalliteratur und die Handlung erinnert daher nicht zufällig an Romane von Agatha Christie oder Josephine Tey, die wie Horowitz Schriftstellerin bzw. Theaterautorin war und deren Kriminalroman „Warten auf den Tod“ ebenfalls im Theatermilieu spielt. Hinzu kommen zahlreiche Bezüge zu Antony Horowitz' eigener Biografie (u.a. das von ihm geschrieben Theaterstück „Mindgame“), die der Autor immer wieder in selbstironischer Weise mit der Handlung verknüpft. Gelungen ist diesmal vor allem der Plot, der nicht nur äußerst wendungsreich ist, sondern geradezu zum Miträtseln einlädt. Horowitz' Erzählstil ist ebenso elegant wie humorvoll und rasant.

Erneut stellen die wunderbaren Rededuelle zwischen Hawthorne und Horowitz ein besonderes Highlight dar. Der eigenwillige, aber sehr selbstbewusste Detektiv, der in klassischer Manier der Leserschaft, aber auch dem Autor immer einen oder gar mehrere Schritte voraus ist, erinnert in seinem Auftreten durchaus an den großen Sherlock Holmes. Wer die Reihe kennt, weiß, dass Hawthorne um seine Vergangenheit ein großes Geheimnis macht. Zumindest erfährt man im aktuellen Roman etwas darüber, was es mit dem Ort „Reeth“ auf sich hat, denn Horowitz bekommt die Gelegenheit, in der Wohnung des Detektivs herumzuschnüffeln und dessen Halbbruder Roland kennenzulernen.

Fazit

Horowitz ist einfach ein Meister des klassischen Whodunit-Romans. „Mord stand nicht im Drehbuch“ ist ebenso spannend wie humorvoll, begeistert mit einem kongenialen Ermittlerduo und überzeugt mit einem packenden Plot voller Wendungen. Anthony Horowitz ist wahrlich ein Garant für beste englische Krimikost.

Mord stand nicht im Drehbuch

Anthony Horowitz, Suhrkamp

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