Tödlich rauscht die Brandung

Kate Penrose lebt in Cambridge, verbringt aber schon seit Kindertagen in nahezu jedem Sommer herrliche Urlaubstage auf den Scilly Inseln vor der Küste Cornwalls. Hier kam ihr auch die Idee, einen Krimi zu schreiben, der in diesem unsagbar schönem Naturparadies spielt. Daraus wurde die Ben-Kitto-Serie, die mittlerweile mit „Tödlich rauscht die Brandung“ schon den 7. Band hat. Da jeder Band einen abgeschlossenen Fall behandelt, kann man aber auch jetzt noch locker in die Reihe einsteigen.

Wer will den Seenotrettern Böses?

Detective Inspector Ben Kitto ist als aktives Mitglied in die Seenotrettung der Scilly Inseln eingetreten. Die Retter stellen sich selbstlos den Gefahren des Meeres und retten jedes Jahr viele Menschenleben. Dieses Mal wird einer der Ihren vermisst: Jez Cardew, bei allen beliebt, ein erfahrener Seemann und gefeierter Retter. Als sein Boot verlassen zwischen St. Mary‘s und St. Agnes gefunden wird und ein grausiger Fund folgt, ist schnell klar, dass es sich hier um ein Verbrechen handeln muss. Je tiefer Ben und sein Team in den Fall eintauchen, umso mehr geraten sie selbst in Gefahr.

Ein besonderes Setting

Die kleine Inselgruppe der Scilly-Islands vor der Küste Cornwalls dürfte vielen Nicht-Briten kaum ein Begriff sein. Doch sie sind ein wahres Paradies. Nicht alle Inseln sind bevölkert und selbst wenn, hält sich die Bewohnerzahl in Grenzen. Es gibt kleine Ortschaften, pittoreske Häfen und vor allem viel wunderbare Natur. Das lockt im Sommer viele Tagestouristen auf diese Inseln, die während des Rests des Jahres aber fast in Vergessenheit geraten. Dieses Ambiente hat die Autorin greifbar eingefangen. Das Leben der Insulaner zwischen Fischfang, Pub und Touristenindustrie ist genauso realistisch dargestellt, wie die Probleme, die eine so kleine Gemeinschaft mit sich bringt. Jeder kennt Jeden, alle wissen Bescheid, Geheimnisse sind fast unmöglich zu bewahren. Und die Seenotrettung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil dieses Lebens, das kann man nach der Lektüre durchaus verstehen. Was schon während des Lesens immer wieder in den Kopf kommt, ist der Wunsch diese Inseln einmal zu besuchen und vielleicht ein Pint im heimeligen Pub mit herrlicher Aussicht zu genießen oder auf einer Bootstour die Seehunde zu besuchen.

Die Charaktere tragen die Handlung

Wie man es von Cozy-Krimis gewohnt ist, tragen die Charaktere die Handlung. Ben Kitto und sein Team, inklusive Hund Shadow, stehen eigentlich im Mittelpunkt. Natürlich ist der Fall, den sie lösen müssen interessant, doch die geschickte Vermischung von Ermittlungen und persönlichem Hintergrund ist Dreh- und Angelpunkt. Und der ist Kate Penrose gut gelungen. Natürlich werden die Figuren in einem 7. Band einer Reihe nicht mehr explizit eingeführt, doch auch so ist klar, wie jeder tickt. Die Gegensätze der Charaktere sind interessant und binden genauso an die Geschichte, wie der Fall. Für Tierfreunde dürfte Hund Shadow eine ganz besondere Stellung einnehmen – eigensinnig und sehr selbstständig wird er dieses Mal zu einer sehr wichtigen Hauptfigur, die einfach begeistert.

2 Perspektiven und ein bisschen Spannung

Kate Penrose erzählt die Handlung in angenehm kurzen Kapiteln aus zwei Perspektiven: Von Ben Kitto dem Ermittler und Sam, dem entlassenen Sträfling, Freund von Jez und für viele misstrauische Einwohner ein potenziell Verdächtiger. Doch genau hier liegt die Krux, denn durch diese Perspektive wird schnell klar, dass Sam nichts mit dem Fall zu tun hat. Die Spannung leidet dadurch genauso, wie durch ziemliche lange Passagen, die die Handlung nicht vorantreiben. Durchgehend packend ist der Krimi also nicht, doch es reicht um weiter lesen zu wollen. Der Schluss ist dann eine Überraschung, bei der die Seenotrettung abermals eine entscheidende Rolle spielt – aber mehr wird nicht verraten!

Fazit

Ein gelungener Cozy-Krimi für eine entspannte Lektüre zwischendurch oder als passender Urlaubslesegenuss - vielleicht auf den Scilly-Inseln.  Die will man nach der Lektüre auf jeden Fall kennenlernen. Genauso, wie die 6 Vorgänger von „Tödlich rauscht die Brandung“ oder den hoffentlich kommenden 8. Band, um mehr von Ben Kitto und seinem Hund Shadow zu erfahren.