Mittsommerlügen

  • Insel
  • Erschienen: Mai 2024
  • 1
Mittsommerlügen
Mittsommerlügen
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Julian Hübecker
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2024

Ein Buch, das mich in den Bann gezogen hat.

Das Mittsommerfest im schwedischen Dalshyttan ist ein jährliches Ereignis, an dem eigentlich viel gelacht und getanzt wird. So auch 1983 – das zugleich aber das Jahr sein soll, in dem sich alles ändert, in dem sich ein Schatten über die Gemeinschaft legt und nichts mehr so sein wird, wie es einst war. Denn nach dem festlichen Abend verschwindet die junge Frau Maria und lässt ihre kleine Tochter zurück. Niemand will sie gesehen haben. Nur ihre Mutter glaubt, dass sie tot ist. Und dann, einige Zeit später, wird ihre Leiche gefunden …

„Und nun hatten sie sie gefunden, nicht sie, nur ihre Knochen.“

Maria wird als lebenslustige Frau beschrieben, die aufgrund ihrer Schönheit und ihrer Art, sich leicht zu kleiden, den Männern den Kopf verdreht und den Frauen Neid in den Kopf pflanzt. In dem kleinen Örtchen Dalshyttan sprechen sich Gerüchte schnell herum, doch wer wohl der Vater der kleinen Terese ist, hielt Maria zeitlebens geheim. Maria mag zwar nicht die ideale Mutter sein, doch Terese liebt sie. Unterstützung bekommt sie von ihrer besten Freundin Sylvia, einer Zugezogenen, die mit ihrem Freund Kjell in dem Ort lebt. Sylvia vergöttert die Kleine und kümmert sich um Terese, wo es nur geht.

Doch am verhängnisvollen Abend sind alle ausgelassen, frönen dem Alkohol und merken nicht, dass Terese von Oma Greta mit nach Hause genommen wird. Die folgende Unruhe beendet das Fest. Kjell erwacht am nächsten Morgen zuhause mit einem Kater, Sylvia liegt beleidigt auf dem Sofa und Maria ist verschwunden. Obwohl man in ihrem Haus einen Zettel findet, auf dem steht, dass sie ihr Leben leben möchte und im Grunde nicht bereit für ein Kind sei, glaubt Greta nicht, dass ihre Tochter abgehauen ist. Sie fühlt es ganz genau: Maria ist tot. Erst einige Wochen später wird ihre Leiche im Wald gefunden.

15 Jahre später kommt Terese als junge Erwachsene zurück in den Ort, um endlich ihre Großeltern kennenzulernen, die sich in ihrer Trauer nicht in der Lage sahen, sich um die Enkelin zu kümmern. Die Ortschaft liegt ruhig und verlassen da, einige haben Dalshyttan den Rücken gekehrt – so auch Sylvia, die sich von Kjell trennte. Terese rebelliert gegen ihre Vergangenheit und ihre Großeltern. Doch schließlich findet sie Tagebücher ihrer Mutter und erfährt die schreckliche Wahrheit ...

Von 1983 bis 1998

Wenn man dieses Buch mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl dieses: atmosphärisch. Ohne große Spannung kommt die Geschichte aus, das zeigt sich schon im Aufbau. Unterteilt ist das Buch in zwei Abschnitte, wobei der erste der größte ist. Beschrieben wird hier kurz die Zeit vor und während des Festes, während die meisten Seiten sich mit dem Verschwinden Marias und der anschließenden Bewältigung des Findens ihrer Leiche beschäftigen. Das ist etwas langatmig, wenn man bedenkt, dass der zweite Teil nur rund ein Drittel ausmacht und sich mit der Frage befasst, wer Maria nun auf dem Gewissen hat. Durch die düstere, stimmungsvolle Beschreibung baut sich trotzdem beim Lesen ein innerer Druck auf, der sich erst löst, als die Wahrheit aufgedeckt wird.

An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich schon recht schnell wusste, wer hinter dem Mord steckt. Doch selbst wenn man dies so bald erahnt, ist es doch spannend zu lesen, wie sich die Person in dieser oder jener Situation verhält. Das erlaubt eine interessante Sichtweise auf die Gedanken, die sich schließlich im Mord entladen werden. Leider fiel die eigentliche Auflösung dann doch sehr dürftig aus.

Was ich auch nicht als störend empfunden habe, war, dass alle ProtagonistInnen auf ihre Art nicht gerade sympathisch waren. Sie alle hatten etwas an sich, das mich die Nase rümpfen ließ. Vor allem Sylvia, Kjell und Greta, aus deren Sicht geschrieben wurde, sowie später Teresa hatten ihre unsympathischen Momente. Dennoch – auch das passte zur allgemeinen Stimmung, die mich schnell in den Bann zog, sodass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte.

Fazit

Atmosphärisch dicht bepackt, ein ungeklärter Mord und ein verlorenes Mädchen – tolle Voraussetzungen für einen spannenden Krimi. Trotz einiger Kritikpunkte ein Buch, das mich fesseln konnte.

Mittsommerlügen

Malin Hedin, Insel

Mittsommerlügen

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