Das Baumhaus

  • Rowohlt Polaris
  • Erschienen: Mai 2024
  • 6
Das Baumhaus
Das Baumhaus
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Carola Krauße-Reim
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2024

Eine wirre irre Geschichte.

Nora, Henrik und ihr 5-jähriger Sohn Fynn wollen im Ferienhaus des verstorbenen Großvaters zur Ruhe kommen und Abstand zum Alltag bekommen. Was eignet sich da besser als ein einsames Holzhaus an einem See? Gerade Nora träumt von einem wahren Büllerbü für ihre Familie. Doch die Probleme folgen der Familie auf dem Fuß und dann verschwindet auch noch Fynn. Bald wird Henrik klar, dass die Vergangenheit ihn einholt. Ein Baumhaus, eine vermoderte Strickleiter und das, was er dort als Kind gesehen hat, kommen wieder in seine Erinnerung. Und dann wird eine Verbindung zur Gegenwart immer offensichtlicher. Doch was hinter dem allen steckt, ist gefährlich und folgenschwer.

Vera Buck zum Zweiten

Vera Buck hat mit „Das Baumhaus“ ihren zweiten Thriller geschrieben. Schon ihr Debüt in diesem Genre, „Wolfskinder“, hat ein zwiegespaltenes Echo in der Leserschaft hervorgebracht. Entweder man war vollauf begeistert von der Geschichte oder aber maßlos enttäuscht – eine Meinung dazwischen scheint es nicht gegeben zu haben. So könnte es auch mit dem vorliegenden Buch geschehen, denn Aufbau und Stil sind doch sehr ähnlich.

Mehrere Perspektiven und ein wirrer Plot

Es gibt mehrere Figuren, die das Erlebte aus der Ich-Perspektive wiedergeben. Jedes Kapitel wird von einer dieser Personen erzählt. Allein schon das führt zu einer gewissen Überfrachtung des Plots. Doch die Hintergründe der Figuren, das was sie verheimlichen und das was sie mit sich herumschleppen, lässt den Plot quasi überlaufen. Vom Stalker über die etwas durchgeknallte introvertierte Wissenschaftlerin, die den Tod liebt, bis hin zum verträumten Kinderbuchautor, den auf einmal die Erinnerungen an die Kindheit einholen, wird man mit Situationen und Problemen zugebaggert. Auch wenn manche davon die Spannung erhöhen sollen, wäre es besser gewesen, auf einige Nebenhandlungen zu verzichten. Denn mehrere Stränge garantieren nicht unbedingt eine höhere Suspense.

Ein Auf und Ab in der Spannung

Es dauert relativ lange, bevor die Geschichte greift und ein Hauch von Spannung aufkommt. Selbst das Verschwinden von Fynn lässt die Handlung nicht wirklich aus dem Quark kommen. Erst als sich die einzelnen Stränge so langsam zusammenfügen, wird es spannender. Aber diese freudige Entwicklung hält nicht lange an und so ist es ein beständiges Auf und Ab in der Spannungskurve, die aber auch in ihren Höhepunkten nie wirklich steil nach oben geht, was schlussendlich aber auch an den Charakteren liegen kann.

Männer sind böse, Frauen merkwürdig

Männer kommen auch in diesem Thriller von Vera Buck nicht gut weg. Durch die Bank ist es besser, ihnen aus dem Weg zu gehen, denn sie haben nichts Gutes im Sinn. Selbst kleine Jungs und Teenies gehören in diese Kategorie. Väter enttäuschen ihre Kinder, Männer werden zu Bedrohungen und Heranwachsende zu wahren Monstern. Etwas mehr Differenzierung hätte der Figurenzeichnung meiner Meinung nach wirklich nur gutgetan.

Ähnlich stereotyp sind die Frauen abgebildet, die zwischen Beruf und Familie wählen müssen und immer ein wenig die Opferrolle inne haben. Da ist die Figur der Rosa fast schon erfrischend, obwohl ihr Faible für den Tod und den Verwesungsprozess etwas gewöhnungsbedürftig ist. Schade, dass die Autorin gerade bei ihr in der Charakterisierung über das Ziel hinausschießt. Denn der sehr interessante Charakter „Rosa“ wird durch zu viele Merkwürdigkeiten in der Person überzeichnet und verliert dadurch seine Authentizität, die doch so viel hätte hergeben können.

Ein völlig irrer Schluss

Die ganze Geschichte ist schon sehr unrealistisch und hinkt stellenweise hinter jeglicher Logik her. Da sollte es eigentlich nicht verwundern, wenn der Schluss das Ganze dann dementsprechend abschließt. Doch Buck schafft es, hier noch einen draufzusetzen. Was wohl spannend und vielleicht auch tragisch sein soll, verkommt zu einer Farce, die man eigentlich nicht ernst nehmen kann.

Fazit

Wem Nora Bucks Thriller-Debüt „Wolfskinder“ gefallen hat, dürfte auch von diesem Buch begeistert sein. Plot und Stil ähneln sich sehr, was auch der Grund ist, warum ich wieder einmal etwas enttäuscht bin. Aber Geschmäcker sind zum Glück sehr unterschiedlich und so wird es bestimmt eine Leserschaft geben, die das alles ganz anders sieht und die mit „Das Baumhaus“ einen Thriller liest, der vollauf zu begeistern weiß. 

Das Baumhaus

Vera Buck, Rowohlt Polaris

Das Baumhaus

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