Lisa und Kiel im Ausnahmezustand.
Angelika Waitschies hat sich den skandinavischer klingenden Künstlernamen Svensson gegeben und ist auch ansonsten eine echte nordische Deern. In Hamburg geboren, begann sie 1972 im Norddeutschen Rundfunk, wo sie geholfen hat, verschiedene Shows und Krimis zu verwirklichen. Heute lebt sie immer noch in Schleswig-Holstein, arbeitet aber als freie Autorin und beglückt ihre Leserschaft ziemlich regelmäßig mit neuen Krimis. Ihre sehr erfolgreiche Reihe rund um Kriminalhauptkommissarin Lisa Sander umfasst mittlerweile 6 Bücher, wobei „Kiellinie“ der Auftakt-Band ist.
Für Lisa wird es persönlich
Kurz vor Beginn der Kieler Woche wird zwischen Müllcontainern eine tote Frau gefunden. Die Frau ist für Kriminalhauptkommissarin Lisa Sander keine Fremde und führt sie zurück zu ihrem Exfreund. Der Fall wird für Lisa sehr emotional und noch stressiger als sonst. Der neue Oberstaatsanwalt macht ihr zudem das Leben schwer und lässt sie seine persönliche Abneigung stets spüren. Rückhalt findet Lisa bei ihren Kollegen, die ihr helfen tief in die Vergangenheit einzutauchen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Gleichzeitig fragt sich Lisa, wo ihre Schwester Britt geblieben ist, ob sie überhaupt noch lebt, denn sie verschwand vor Jahren spurlos.
Spannung und Atmosphäre
Kiel während der Kieler Woche ist eine Stadt im Ausnahmezustand. Menschenmassen tummeln sich nicht nur an der Kielline, der berühmten Promenade, sondern im ganzen Hafen. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun. Diese angespannte Atmosphäre auf der einen Seite und die ausgelassene Feststimmung auf der anderen Seite hat Angelika Svensson perfekt eingefangen. Ein ununterbrochenes Kopfkino ist garantiert. Was nicht durchgehend garantiert ist, ist die Spannung. Svensson macht ein paar Nebenschauplätze zu viel auf und verzettelt sich ein wenig zu sehr in die persönlichen Belange der Handelnden. Mit einigen etwas seichten Passagen muss man sich im ansonsten guten Krimi abfinden. Auch die Logik bleibt manchmal etwas auf der Strecke und kleine Fehler schleichen sich ein. Doch falsche Fährten, Wendungen und immer wieder neue Erkenntnisse machen das Buch zu einem entspannten Lesevergnügen, das zudem in einem fulminanten Finale endet. Ein ordentlicher Cliffhanger sorgt für Appetit auf den zweiten Band der Serie.
Eine Stimme, die den Krimi lebendig macht
Ein Krimi kann noch so gut sein, steht und fällt als Hörbuch aber mit der Sprecherin oder dem Sprecher. Nicht selten enttäuscht das ganze Buch, weil es nicht richtig intoniert ist. „Kiellinie“ wird von Rebecca Veil gelesen. Ihre warme und angenehme Stimme zieht sofort in den Bann. Als Musikerin weiß sie zudem zu variieren und macht damit die Figuren zusätzlich zu Charakteren. Veil ist ein echter Glücksgriff. Bleibt zu hoffen, dass der Ronin Verlag es nicht bei den beiden bisher erhältlichen ersten zwei Büchern der Lisa-Sander-Serie belässt und auch die weiteren vier von Rebecca Veil lesen lässt.
Fazit
Ein gut gelesener Entspannungskrimi, der Lust auf mehr von Lisa Sander und Sprecherin Rebecca Veil macht. Zwar schwächelt die Handlung manchmal etwas, aber das Kopfkino läuft auf Hochtouren! Ob das im zweiten Band „Kielgang“ auch so ist, wird sich erweisen müssen, doch Kiel ist immer eine Reise wert und die Ermittlungen versprechen Spannung.
Angelika Svensson, Ronin
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