Hassels Hölle
- KBV
- Erschienen: Januar 2003
- 4
- Stockholm: Forum, 1996, Titel: 'Dödens medicin', Seiten: 294, Originalsprache
- Hillesheim: KBV, 2003, Seiten: 328, Übersetzt: Erik Gloßmann
- München: Knaur, 2005, Seiten: 375
Schwedens James Bond heißt Rolle
Zwar ist Roland Hassel, genannt Rolle, nicht beim Geheimdienst tätig, doch er hat sich seine Lorbeeren bereits bei der Unterstützung von Interpol verdient. Die Umstrukturierungen bei der schwedischen Polizei haben dazu geführt, dass er in einer Sonderabteilung tätig ist und aus (noch) unerfindlichen Gründen gebeten wird, einen Freund aus Kindertagen aufzusuchen, der ihm wichtige Papiere zu übergeben hat, die an Interpol weitergeleitet werden sollen. Der Besuch verläuft wenig erfolgreich. Beim ersten Mal trifft er nur die nigerianische Frau seines Freundes an, die ihm offenbart, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe rechtsradikale Anfeindungen erdulden muss. Der zweite Besuch ein paar Stunden später gipfelt darin, dass Hassel das tödliche Attentat auf die beiden miterlebt. Von den Papieren keine Spur.
Dabei geht es um Medikamentenbetrug im großen Stil, wo Medikamente gegen unwirksame Plagiate ausgetauscht werden, um den richtig großen Reibach zu machen. Hassel wäre nicht er selbst, wenn er dem Tod seines Bekannten nicht auf die Spur kommen wollte. War es eine Aktion einer rechtsradikalen Gruppe, worauf die Hakenkreuze am Tatort hindeuten? Er fliegt daraufhin nach Nigeria und gerät dort in eine böse Falle, bei der man nicht weiß, ob er dieses Mal heil herauskommt.
Nicht gerade der typische Schwedenkrimi
Olov Svedelid hat mit seiner Hassel-Reihe einen Helden erkoren, der zwar in Schweden agiert, aber dennoch weit entfernt ist von den anderen landläufig bekannten Ermittlern aus dem skandinavischen Raum. Svedelid fährt nicht auf der Psychoschiene, Motive wie Hass oder psychische Störungen sind eher die Ausnahme. Sein Metier sind eher Wirtschaftsdelikte oder politisch motivierte Straftaten, bei denen Hassel mit seinen Untersuchungen in ein Wespennest sticht und selbst mindestens einmal im Laufe der Handlung in Lebensgefahr gerät.
Ruhige Ermittlungen und detaillierte Beschreibungen der Charaktere sind selten. Eines hat jedoch Olov Svedelid mit seinen schwedischen Autorenkollegen gemeinsam: Auch er thematisiert die aktuellen Probleme in Schweden, die allerdings gegenüber den Zuständen in Nigeria ziemlich verblassen.
Agentenmärchen
Die Figur des Roland Hassel selbst ist eigentlich recht realistisch gezeichnet, was auch auf den Polizeialltag zutrifft, wenn er denn mal vorkommt, aber ansonsten ist die Story nicht sehr realitätsnah. Er ist zwar nicht mit Gerätschaften ausgerüstet, wie sie James Bond von Q erhält, aber was er erleiden muss und wie er sich immer wieder aus diesen Situationen befreien kann, das läuft schon in die Richtung "Agentenmärchen".
"Hassels Hölle" ist ziemlich abwechslungsreich, mit vielen Wendungen, von denen manche aber nicht klar verständlich sind. Obwohl keine Langeweile aufkommt, hätte der Handlungsfaden trotz allem in der Mitte des Buches ein wenig straffer gesponnen werden können. Das Ende mit dem Überraschungseffekt ist dann aber wirklich fulminant, da bleibt einem die Luft weg, obwohl der Plot gar nicht so ausgeklügelt ist. Die Dialoge sind manchmal witzig, die Kommentare ironisch und die Story ist spannend. Fazit: Leichte Unterhaltung für zwischendurch, aber bestimmt nicht für eingefleischte Schwedenkrimi-Fans.
Olov Svedelid, KBV
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