Der Herzschlag der Toten

  • Goldmann
  • Erschienen: Oktober 2024
  • 2
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André C. Schmechta
87°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2024

Grausame Morde in der Hafenstadt.

Hermann Rieker ist frisch zum Criminalcommissar befördert worden und bekommt es gleich mit einem besonders grausamen Mordfall zu tun. Lediglich ein Wochenende Zeit wird ihm zugestanden, um konkrete Ermittlungsergebnisse vorzuweisen und den Täter dingfest zu machen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Wunderbar ausbalanciertes Figuren-Ensemble und ein besonderer Fotograf

Ralf H. Dorweiler lässt von Beginn an die Atmosphäre im Hamburg des 19. Jahrhunderts lebendig werden, mit dunklen Gassen, dem Hafenviertel, wohlhabenden Villengegenden, tristen Wetterbedingungen und vor allem mit einem wunderbar ausbalancierten Figuren-Ensemble.

Da ist zunächst der pflichtbewusste Hermann Rieker, der sich in den eigenen Reihen behaupten muss und anfangs noch ordentlich im Dunkeln tappt. Ungewollte Unterstützung erfährt er dabei von der jungen, emanzipierten Johanna Ahrens, Tochter eines angesehenen und wohlhabenden Richters. Sie stellt selbst Nachforschungen an und ist Rieker ein ums andere Mal einen wichtigen Schritt voraus. Johanna Ahrens bringt die Ermittlungen erst in Gang, da sie diejenige ist, die die Tote identifizieren kann. Denn das Mordopfer hat eine Schule besucht, die Johanna ohne das Wissen ihrer Eltern betreibt, um Frauen in gesellschaftlich niedrigeren Stellungen zu unterrichten.

Im gelungenen Zusammenspiel zwischen Ahrens und Rieker entstehen durch die unterschiedliche Sozialisation und gegensätzliche Positionen, Riekers' militärische Vergangenheit auf der einen Seite, Ahrens' gut situierte Herkunft auf der anderen Seite, unterhaltsame Begegnungen und abwechslungsreiche Ermittlungsarbeit. Dabei werden dezent gesellschaftspolitische Themen und Gepflogenheiten der damaligen Zeit eingeflochten.

Mit dem skurrilen Totenfotografen Jakob Eilers, der auf einzigartige Weise Verstorbene in Szene setzt, verleiht Dorweiler seinem Roman seine besondere Note und greift einen historisch belegten Berufszweig auf, der auch im Nachwort Berücksichtigung findet. Der charismatische Staatsanwalt Schermann, der Interesse an Johanna zeigt - ganz zur Freude der Eltern - das Hausmädchen der Familie Ahrens, der Obdachlose Eddi, der ruppige Vorgesetzte oder der hinterlistige Kollege von Rieker reihen sich in die Riege der gut gezeichneten Charaktere ein, die mit griffigen Dialogen und Dorweilers gutem Gespür für Szenen-Dynamik feine Konturen erhalten.

Durch variierendes Tempo, raffinierte Wendungen und geschickt gelegte falsche Fährten erzeugt Dorweiler Spannung. Stimmige Details verleihen dem Roman Fülle und doch wird glücklicherweise nichts unnötig in die Länge gezogen. Zwar gibt es zwischendurch romantische Avancen und gar Elemente eines eher typischen Unterhaltungsromans, dazu eine feine Prise unaufdringlichen Humors, doch diese fügen sich letztlich gut und passend in die Kriminalhandlung ein. Schon bald gerät ein Verdächtiger ins Visier und es gibt eine weitere Leiche.

Fazit

„Der Herzschlag der Toten“ ist ein spannender und im besten Sinne unterhaltsam konstruierter historischer Kriminalroman, der durch die emanzipierte Johanna moderne Noten erhält. Zum Schluss überrascht Ralph H. Dorweiler noch mit einem besonderen Kniff und einer weiteren Anknüpfung an historische Ereignisse. Nach diesem ersten Fall für Johanna Ahrens und Hermann Rieker hoffe ich doch sehr auf baldigen Nachschub.

Der Herzschlag der Toten

Ralf H. Dorweiler, Goldmann

Der Herzschlag der Toten

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