Eulenschrei

  • Goldmann
  • Erschienen: Juli 2024
  • 2
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Monika Wenger
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2024

Fehlende Fürsorge und Geborgenheit in der Kindheit prägen.

Ein Kind erzählt von der gemeinsamen Flucht mit seiner Mutter durch die Nacht. Eine Fahrt über Landstrassen und Autobahnen und die Erinnerungen an Parkplätze und Raststätten – kurze Pausen. Und immer wieder die Worte der Mutter: «Wir fangen woanders neu an.» Diese Worte kannte das Kind zur Genüge.

Eingehüllt in eine Decke

Mit dieser Szene beginnt Band 1 der neuen Reihe von Max Bentow mit Carlotta Weiss und Nils Trojan. Schon im nächsten Kapitel wechselt der Autor in die Gegenwart. Ein Maler sitzt abends in seinem Atelier, vertieft in die Arbeit an seinem Selbstbildnis. Plötzlich lenkt ihn ein Geräusch im Garten ab. Im Vorgarten, am Zweig der Tanne, findet er einen Lebkuchenmann. Den gleichen Hinweis finden Nils Trojan und Carlotta Weiss bei einer Leiche in einem Baumhaus und später bei weiteren Toten. In immer kürzeren Abständen werden sie zum nächsten Tatort gerufen. Stets sind die Toten in eine Decke gehüllt – und immer finden sich Teile eines Lebkuchenmannes. Neben anderen grausigen Funden. Ein Serientäter? Auf den ersten Blick scheint es keine Verbindung zwischen den Opfern zu geben. Carlotta und Nils werden bei der Aufklärung der Fälle auf eine harte Probe gestellt. Vor allem für Hauptkommissar Nils Trojan ist es eine weitere psychische Herausforderung, die ihm erneut Panikattacken beschert. Carlotta hingegen versucht sich in die Rolle des Täters oder der Täterin hineinzuversetzen. Dabei nutzt sie unkonventionelle Methoden, denn es eilt – schon bald könnte es ein weiteres Opfer geben.

Ein einziges Detail

Die Geschichte beginnt geheimnisvoll mit einer nächtlichen Autofahrt und der Erzählung des Kindes auf dem Rücksitz eines Autos. Nach dieser Einleitung wechselt die Zeit und es ist November in der scheinbaren Gegenwart. Die beiden Hauptkommissare werden zum ersten Tatort gerufen. Die Suche nach dem Täter ist mühsam. Nichts scheint zu passen. Mögliche Motive sind nicht erkennbar. Die Opfer scheinen sich nicht gekannt zu haben, was die Suche nach dem Täter erschwert. Zudem wird die Zusammenarbeit der beiden Ermittler durch Störmanöver ihres Vorgesetzten torpediert. Doch Carlotta und Nils lassen sich davon nicht beirren und beweisen, dass sie hervorragend zusammenarbeiten. Dass sie sich in ihrem Denken und ihrem Handeln perfekt ergänzen.

Neben den Schilderungen der Ermittlungsarbeit ergänzt Max Bentow die Geschichte zusätzlich mit vielen Hintergrundinformationen über Carlotta und Nils. Das bringt eine zwischenmenschliche Note in den doch aufwühlenden Thriller.

Viele Handlungsstränge

Die Harmonie zwischen den Ermittlern färbt leider nicht auf den Verlauf der Geschichte ab. Irgendwie scheint sie nicht ganz stimmig. Die vielen Handlungsstränge und die Rückblenden zum Kind bleiben lange Zeit für sich stehen. Sie zwingen dazu, sich immer wieder neu zu fokussieren. Dabei kommt immer wieder Neues und Schreckliches ans Licht. Doch der Lebkuchenmann bleibt die einzig mögliche Verbindung zu den Taten.

Max Bentow spielt mit den unterschiedlichen Gefühlen und hält die Spannung konstant hoch. Durchatmen kann man nur, wenn es um die beiden Hauptfiguren geht. Denn die Ermittlungsarbeit ist sehr gut beschrieben und die Gedankengänge der beiden Kommissare sind einleuchtend und nachvollziehbar. Trotzdem bleibt ein unbestimmtes Gefühl zurück. Vielleicht weil die Auflösung nicht ganz zufriedenstellend ist?

Fazit

Viele Handlungsstränge und emotionale Themen machen diesen Thriller zu einer nicht ganz einfachen Lektüre. Man muss sich ganz darauf einlassen und doch bleibt eine gewisse Distanz zum Geschehen und zu den Figuren. Aber für Spannung ist gesorgt und die Ermittler bringen viel Positives mit. 

Eulenschrei

Max Bentow, Goldmann

Eulenschrei

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