Kaiserwald
- Penguin
- Erschienen: Februar 2024
- 1
25 Jahre Lügen und Geheimnisse.
Anja Jonuleit hat zuletzt mit „Das letzte Bild“, ein Roman über die mysteriöse Isdal-Frau, überzeugt. Schon damit konnte man auch Krimi-Fans erfreuen, denn die Geschichte war extrem spannend und enthielt einige Elemente, die man durchaus auch in Thriller finden kann. So auch im neusten Buch der Autorin, das der 1. Teil einer Dilogie ist.
„Deine Mutter ist verschwunden“
1998 verschwindet die Mutter der 8-jährigen Penelope spurlos. Die Spur der Lehrerin verliert sich in Riga, wo sie zusammen mit Tochter und Ehemann lebte. Die Ehe war nicht glücklich, beide Partner hatten eine Affäre. Aber, dass Rebecca ihre Tochter verlässt, erschien absolut unmöglich. Doch Rebecca wird nicht gefunden und Penelope wächst bei den Großeltern im Allgäu auf. 25 Jahre später tritt ein anonymer Brief Ereignisse los, die weitreichende Folgen für zwei Familien haben.
Verwirrender Einstieg
Anja Jonuleit erzählt die Geschichte in Kapiteln, die jeweils eine andere von vier Protagonistinnen im Mittelpunkt stellen. Gleichzeitig wird von Rebecca, Penelope, Xenia und Mathilda in anderen Perspektiven beichtet. Das ist am Anfang ziemlich verwirrend, zumal auch noch in den Jahren zwischen 1997 bis 2023 hin und her gesprungen wird. Der Einstieg in diesen Roman ist also alles andere als leicht oder sogar packend. Und selbst wenn man sich an den ständigen Wechsel gewöhnt hat und die Personen etwas besser einordnen kann, kommt kaum wirkliche Spannung auf.
Erst der Schluss packt
Der gesamte Plot ist zu durchschaubar und gleichzeitig sehr unrealistisch. 1997 werden Vermutungen geschürt, die sich 2023 prompt bewahrheiten. Dazwischen verliert sich die Autorin in viel zu vielen Nebensächlichkeiten und in einer lauen, wenig glaubhaften Liebesgeschichte. Es gibt Elemente, wie das spurlose Verschwinden oder ein mutwillig herbeigeführter Unfall, die man auch in Krimis finden kann, doch fesseln sie einfach nicht. Die einzige Wendung ist dann auch weit im Voraus zu erahnen. Lediglich am Schluss kommt ein wenig Spannung auf, wenn Xenia einige Anspielungen macht. Doch dann ist das Buch auch schon zu Ende und man muss entweder den zweiten Band im Herbst 2024 lesen oder jetzt schon einen Schlussstrich ziehen.
Vier Frauen und ein Verschwinden
Rebecca, Penelope, Xenia und Mathilda sind alle unterschiedlichen Alters und alle haben einen anderen Hintergrund. Es wären also vier unterschiedliche und auch starke Charaktere möglich gewesen. Doch Jonuleit schafft es nicht, den Figuren wirkliche Tiefe mitzugeben. Lediglich Rebecca kann ihre Enttäuschung und Einsamkeit ganz gut vermitteln. Doch schon bei ihrer Tochter Penelope kann man die Verzweiflung nur noch erahnen. Xenia ist viel zu undurchsichtig und dennoch relativ uninteressant und Mathilda lässt erst einmal überhaupt keinen wirklichen Charakter erkennen. Neben dem wenig gelungenem Plot können somit auch die Figuren kaum an die Geschichte binden. Da helfen diverse Andeutungen zu mysteriösen Gemeinschaften und ausreichend merkwürdige Beziehungen auch nicht weiter.
Fazit
Eine verworrene Geschichte, die wenig realistisch und noch weniger spannend ist. Lediglich der Cliffhanger zum Schluss könnte animieren, den zweiten Teil „Sonnenwende“ zu lesen. Wenn man jetzt schon aufsteckt, dürften Penelope, Rebecca, Xenia und Mathilda nicht lange im Gedächtnis bleiben.
Anja Jonuleit, Penguin
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