Reykjavík

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  • Erschienen: November 2023
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Reykjavík
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Marcel Zenk
90°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2024

Eine Reise ins Reykjavík des Jahres 1986.

Alles begann mit dem Verschwinden eines jungen Mädchens im Jahr 1956, das auf der Insel Viðey als Haushaltshilfe arbeitete. Sie heißt Lára und war damals 15 Jahre alt. Nun ist es 1986 und sie ist seit 30 Jahren verschollen. Der Journalist Valur macht sich auf die Suche nach einer neuen Spur und begibt sich dabei in Lebensgefahr.

 „Ich habe dreißig Jahre lang mein Bestes getan. Ich denke jeden Tag an Lára. Ich habe mir immer wieder all diese losen Enden vorgenommen. Aber ich habe keine Kraft mehr.“

Geschichtlicher Aufhänger des Plots ist der brisante Gipfel zwischen Ronald Reagan und Michail Gorbatschow in Reykjavík während des Kalten Krieges. Leider beschäftigt sich die Handlung nicht in politischer Hinsicht mit diesem Ereignis. Den AutorInnen war es wohl wichtiger, die Handlung voranzubringen als die geschichtlichen Hintergründe dieses bedeutsamen Ereignisses kurz zu beleuchten. Geschichtsfans sollten sich also nicht zu viel vom Klappentext erwarten.

Viðey, eine geheimnisvolle Insel

Das Buch vermittelt jedoch eine authentische und vielseitige Rezeption vom Rejkjavik der 80er. Eine Zeit, in der sich in Island viel verändert hat. So erzählen es Jónasson und Jakobsdóttir, die diese Zeit selbst erlebt haben.

Der Journalist Valur begibt sich auf die Suche nach Antworten und stößt dabei auf Widerstände, die für ihn gefährlich werden. Als er herausfindet, dass die Polizei damals nicht so gründlich ermittelt hat, wie sie es hätte tun sollen und sich daraufhin eine Zeugin meldet, die Antworten hat, begibt sich Valur in Lebensgefahr. Die Insel Viðey ist geheimnisvoller, als es zunächst den Anschein macht…

Typisch isländisch

Mit relativ kurzen Kapiteln und einem Schreibstil in gewohnter isländischer Manier lässt sich der Krimi leicht lesen und eignet sich super für die Lektüre zwischendrin oder im Urlaub. Der Plot ist nicht allzu anspruchsvoll, aber dennoch recht findig und hochwertig. Durch die schönen Landschaftsbeschreibungen kommt der Island–Flair wunderbar zur Geltung. Was jedoch für den einen oder anderen vielleicht zu kurz kommt, sind die Charakterentwicklungen der ProtagonistInnen. Das beeinflusst jedoch das Lesevergnügen nicht im Geringsten, denn die Spannung bleibt über eine lange Strecke bestehen und einen tiefgründigen Nebenplot vermisse ich auch nicht.

Die Heimat Reykjavík

Ich konnte kaum das Buch aus der Hand legen, denn nach jedem Kapital war ich aufs Neue neugierig, wie es weitergeht. Dem Charakter Valur als Investigativ-Journalisten mit all seinem Ehrgeiz und seiner Hartnäckigkeit bin ich sehr gerne gefolgt, er passt wunderbar in die Geschichte. Ebenso überträgt sich die Verbundenheit, welche die SchriftstellerInnen mit ihrer Heimatstadt haben. Das ist die besondere Komponente, die ich bei einem Buch lange nicht mehr erlebt habe. Sie gibt einem das Gefühl, Island aus der Perspektive eines Einheimischen kennenzulernen. Auf diese Weise ist es sehr leicht, sich in die damaligen gesellschaftlichen Strukturen hineinzuversetzen. Im Ergebnis ist der Krimi eine wirklich gelungene Werbung für Reykjavík.

Fazit

Es scheint, als würden Isländische Schriftsteller Bestseller wie am Fließband produzieren. Reykjavík ist aber alles andere als Massenware, sondern ein Unikat, das für gute und spannende Unterhaltung im Lesesessel maßgeschneidert ist. „Reykjavík“ ist derart fesselnd geschrieben, dass jeder Hollywood-Film einpacken kann. Für mich mit Abstand der beste Island-Krimi in diesem Jahr.

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