Chaoscode

  • Lübbe
  • Erschienen: Februar 2024
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Thomas Gisbertz
82°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2024

Selten war Mathematik so spannend und fesselnd!

„Es muss aufhören.“ Diesen einen Satz ruft ein junger Mann immer wieder, während er sich auf dem Dach des höchsten Wolkenkratzer Londons befindet. Bevor man ihn daran hindern kann, springt er in die Tiefe - und mit einem Mal liegt plötzlich die gesamte englische Hauptstadt im Dunkeln. Doch wie ist dies möglich?

Kurz darauf taucht eine mysteriöse E-Mail auf, die der Mann zuvor an Nachrichtenredaktionen weltweit schickte. Das Seltsame: Sie enthält lediglich einen langen Zahlencode. Auch die Wiener Tageszeitung „Weltblick“ hat die rätselhafte Nachricht erhalten. Hilfesuchend wendet sich die Journalistin Line Berg an den bekannten Mathematiker und Nobelpreisträger Josef Weisman, der ebenfalls die geheimnisvolle Mail erhalten hat. Während dieser der Journalistin anfänglich nur mit Widerwillen hilft, führt eine erste Spur Line nach Lagos, der ältesten und größten Stadt Nigerias. Als sie dort auf eine junge Mutter trifft, löst sie nicht nur eine Kette seltsamer Ereignisse aus, sondern erkennt immer mehr, was hinter dem Zahlencode steckt. Jemand hat anscheinend eines der größten Rätsel der Mathematik gelöst. Doch die Folgen wären verheerend, denn diese Person könnte jeden Code der Welt knacken, jedes Sicherheitssystem umgehen und wäre fast allmächtig. Und Line ist sind nicht die einzige, die hinter der Lösung her ist, und ihre Gegner sind bereit, über Leichen zu gehen.

Wissenschaftsredakteur und Thrillerautor

Seit einigen Jahren widmet sich der Österreicher Reinhard Kleindl ganz dem Schreiben. Zuvor erlangte der diplomierte Wissenschaftler als Extremsportler mit waghalsigen Slacklineaktionen internationale Bekanntheit. Kleindl studierte an der Grazer Universität Theoretische Elementarteilchenphysik. 2006 begann er als freier Journalist für Wissenschaftsthemen zu schreiben. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller ist Kleindl Wissenschaftsredakteur bei der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“.

Beim Lübbe Verlag hat sich der Österreicher seit einigen Jahren einen Namen als Thrillerautor gemacht, dessen Romane auf wissenschaftlichen Theorien aus unterschiedlichen Bereichen basieren. Dass Reinhard Kleindl ein Meister darin ist, neueste Erkenntnisse mit einer unglaublich packenden fiktionalen Geschichte zu verbinden, stellte er bereits mit den zwei Romanen seiner Lombardi-Amirpour-Reihe („Die Gottesmaschine“, „Das Gotteselixier“) hinlänglich unter Beweis. Wer sich für die Hintergründe seiner Romane und weitere interessante wissenschaftliche Erkenntnisse interessiert, dem sei ein Blick auf die Websites des Autors empfohlen.

Mathematik, wie man sie mag

Kleindl lebt in seinen Romanen die Faszination über Dinge aus, die man nicht sieht, die aber schon längst da sind. Die Schwierigkeit besteht darin, sie zu erkennen und richtig einzuordnen. So ergeht es auch den Protagonisten in seinem neuen Thriller „Chaoscode“ - egal ob Geheimdienste, Regierungsvertreter oder Journalisten. Damit einher geht eine wilde Jagd von London, über Wien bis nach Lagos, um an die Lösung des größten aller mathematischen Probleme zu gelangen und damit in den Besitz des Schlüssels, der einem sämtliche (digitalen) Türen öffnet.

Aber keine Sorge: Was vielleicht sehr theoretisch und komplex erscheinen mag, wird vom Autor wunderbar einfach und wohl dosiert in seinen Roman eingebaut. Ob die Millennium-Rätsel, das P-NP-Problem oder andere kryptische Phänomene: Kleindl kann schwierige mathematische Probleme sehr anschaulich darstellen und für den Leser so einfach erscheinen lassen. Darüber hinaus erfährt man sehr viel Interessantes und zum Teil auch Nerd-Wissen über die Mathematik. Dabei besitzen die Themen, die auch seine Figuren diskutieren, allesamt eine reale Grundlage.

Packender Thriller

Der Roman, der in seiner Gestaltung an Thrillerautor wie Dan Brown oder Marc Elsberg erinnert, bietet neben wissenschaftlichen Theorien und Fakten vor allem einen sehr spannenden, wendungsreichen Plot und eine gelungenen Figurendarstellung, egal ob es dabei um den knorrigen Professor Josef Weisman geht, der mit der fehlenden Anerkennung seiner mathematischen Leistungen hadert (Den Nobelpreis hat er für Wissenschaft erhalten, da es keinen in der Mathematik gibt), um die taffe Investigativ Journalistin Line Berg oder den alternden englischen Geheimdienstmitarbeiter Jeff McLeary, der sich aus dem operativen Geschäft längst zurückgezogen hat. Seit Jahren leitet dieser nun eine der skurrilsten Abteilungen der britischen Regierungsbehörde GCHQ, die sich unter anderem mit Kryptografie beschäftigt. Ein besonderes Highlight ist aber der Schauplatz Nigeria, insbesondere die surreal wirkende Welt Makokos, einem auf Pfahlbauten stehender Slum am Rand der Lagune von Lagos, den Kleindl mit beeindruckenden Bildern einfängt.

Fazit

Reinhard Kleindl stellt mit seinem aktuellen Roman erneut unter Beweis, dass er längst zu den besten Autoren im Bereich Wissenschaftsthriller gehört. „Chaoscode“ ist ein ebenso faszinierender wie beängstigender Roman, da er trotz aller Fiktionalität bereist jetzt realer ist, als man sich wünschen mag. Ein absolutes Muss, nicht nur für Freunde der Mathematik.

Chaoscode

Reinhard Kleindl, Lübbe

Chaoscode

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