Drehbuch des Todes
- Kein & Aber
- Erschienen: Mai 2024
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Klassische Kriminalerzählung mit viel Gespür für die Zeit.
September 1939: Während sich London immer mehr auf mögliche Angriffe der Deutschen vorbereitet, macht sich die Schriftstellerin Josephine Tey mit dem Schiff Queen Mary auf den Weg nach Amerika, um ihre Partnerin Marta in Hollywood zu besuchen. Dort arbeitet die erfolgreiche Drehbuchautorin mit Alfred Hitchcock aktuell an der Verfilmung von Daphne du Mauriers Roman „Rebecca“. Derweil bekommt es Detective Chief Inspector Archie Penrose von der Metropolitan Police mit einem Mord in Cambridgeshire zu tun. Eine Frau wurde in der Nähe von Milton Hall erschossen - ausgerechnet dem Haus, welches einst die Autorin zu ihrem berühmten Werk „Rebecca“ inspirierte. Schnell gerät das Mitglied einer Filmcrew unter Verdacht, das sich auf Wunsch des Produzenten vor Ort ein Bild vom möglichen Filmsetting machen sollte und das sich nun mit Josephine auf dem berühmten Passierschiff befindet. Doch handelt es sich beim Verdächtigen wirklich um den Täter? Tatsächlich führt eine Spur den Scotland-Yard-Ermittler Penrose zu einem alten Familiengeheimnis, für das jemand anscheinend bereit ist zu töten.
Britische Bestsellerautorin
Die englische Autorin Nicola Upson wurde 1970 in Suffolk, England, geboren und studierte Anglistik in Cambridge. Ihr Debüt „Experte in Sachen Mord“ (2008) bildet den Auftakt einer erfolgreichen, elfbändigen Krimireihe, deren Hauptfigur Josephine Tey ist, eine der bekanntesten Krimiautorinnen des Britischen „Golden Age“. „Drehbuch des Todes“ ist der neu erschienene elfte Band der Reihe. Der Züricher Kein & Aber-Verlag veröffentlichte im letzten Jahr bereits die Upson-Romane „Experte in Sachen Mord“ (Band 1), „Mit dem Schnee kommt der Tod“ (Band 9) sowie „Dorf unter Verdacht“ (Band 10), der inhaltlich und zeitlich dem aktuellen Band unmittelbar vorausgeht. Parallel erscheint aktuell auch „Wenn die Masken fallen“ (Band 2). Weitere Bände (Teil 3 und 4) sind vom Verlag für den Oktober bereits angekündigt.
Wunderbare Geschichtenerzählerin
Erneut stellt Nicola Upson ihr Gespür für die Zeit der späten 30er-Jahre unter Beweis. Der sehr gut recherchierte und detailreiche Roman liefert dem Leser nicht nur ein authentisches Bild Englands zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, sondern bietet wundervolle Einblicke in die „Traumfabrik Hollywood“ der damaligen Zeit. Wie man es von der Autorin gewohnt ist, verbindet Upson zahlreiche historische Personen - insbesondere des Film-Genres und der Schriftstellerei - mit genau recherchierten Fakten und liebevollen Details. Der Autorin gelingt es erneut meisterhaft, die Stimmung der damaligen Zeit einzufangen und bekannte Persönlichkeiten wieder zum Leben zu erwecken. Dies macht sie mit derart viel Hingabe und Liebe zu ihren Figuren, dass dies allein bereits die Lektüre wert ist. Upson ist eine überaus charmante und faszinierende Erzählerin.
Zwei Geschichten
Wie bereits beim Vorgängerband „Dorf unter Verdacht“ verschwimmt aber auch diesmal die Grenze zwischen Gesellschaftsroman und Kriminalerzählung. So braucht es erneut über 120 Seiten, bis sich der Mordfall, in dem ermittelt wird, ereignet. Ungewöhnlich ist diesmal auch, dass es zwei Parallelhandlungen gibt: Während sich Josephine Tey in Hollywood bei ihrer Geliebten Marta aufhält, ermittelt ihr Freund Archie Penrose in England. Es gibt zwar mit dem verdächtigen Filmcrew-Mitglied eine Spur, die bis Hollywood führt, allerdings wird früh deutlich, dass diese Person zwar in die Geschehnisse verwickelt ist, zumindest für den Mord aber nicht verantwortlich ist. Während die Ermittlungen rund um Milton Hall durchaus spannend sind, plätschern die Ereignisse in Amerika mitunter etwas dahin. Zwar erfährt man viel Unterhaltsames rund um das Filmgeschäft und dessen führende Köpfe, allerdings geschieht dies mehr und mehr losgelöst von den Geschehnissen in England.
Fazit
Ein Krimi für alle, die viel Wert auf Figurengestaltung und eine authentische Atmosphäre legen. Nicola Upson ist eine Meisterin des klassischen Kriminalromans. Ihr gelingt es in überzeugender Weise, Fakten und Fiktion zu einer unterhaltsamen Kriminalerzählung mit viel Flair zu verbinden. Dabei steht das Motiv und das Schicksal der Figuren - wie für klassische Krimis üblich - mehr im Vordergrund als eine temporeiche, packende Jagd nach dem Mörder.
Nicola Upson, Kein & Aber
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