Zu viele Baustellen...
James Garret ist mit den Geräuschen vertraut, die er nachts in seinem Elternhaus hören kann. Aber was er in dieser Nacht wahrnimmt, ist ungewöhnlich - das heftige Klopfen an der Tür, die lauten Stimmen der Erwachsenen. Er schleicht sich aus dem Bett und stellt fest, dass seine Eltern von Einbrechern überwältigt wurden und gefesselt vor ihnen knien. Der aufgeweckte Elfjährige muss erkennen, dass er ihnen nicht helfen kann und so versucht er wenigstens seine 14jährige Schwester Hazel zu warnen. Sie kann tatsächlich entkommen, aber James wird überwältigt und muss miterleben, wie seine Eltern ermordet werden. Ihm haben die Täter ein ähnliches Schicksal zugedacht, aber obwohl der Junge einen Kopfschuss erleidet und mehrfach reanimiert werden muss, überlebt er seine schweren Verletzungen. Aber er zahlt einen hohen Preis, fällt er doch jahrelang ins Koma. Vermutlich hätte niemand damit gerechnet, dass James eines Tages wieder aus dem Koma erwacht, doch nach neun Jahren strampelt sich sein Geist langsam wieder in die reale Welt. Das aber macht ihn zur Gefahr für die damaligen Täter, die sich lange Zeit in Sicherheit gewogen haben. In ihnen reift der Plan, auch den letzten Zeugen zu beseitigen und so finden sich James und seine Schwester plötzlich in tödlicher Gefahr.
Wiedersehen mit bekannten Ermittlern
Paul Cleave lässt in diesem Roman zwei bekannte Gesichter aus dem Roman "Kellergrab" wieder auftreten. Es handelt sich um die Ermittlerin Rebecca Kent und den Ex-Cop Theodore Tate, der mittlerweile pensioniert wurde. Dennoch hat er - da er damals die Ermittlungen zu dem Mord an den Eheleuten Garret übernahm - ein besonderes Interesse daran, diesen "Cold Case" zu guter Letzt doch noch aufzuklären. Er wirft sich mit großem persönlichem Einsatz in den Fall. Rebecca wiederum beschäftigt sich mit einem Frauenmörder, der offensichtlich seinem großen Idol Joe Middleton - dem Christchurch-Killer - nacheifert und dessen Modus Operandi kopiert.
Der Start des Romans ist dann auch mit dem Verbrechen, das James seiner Kindheit beraubt, ein furioser. Der brutale Angriff, der das Leben von Hazel und James Garret unwiderruflich ändern wird, wird erschreckend überzeugend und detailliert geschildert. Mit James Fall ins Koma tritt zwangsläufig eine gewisse Ruhe ein, die der Autor damit überbrückt, dass sich der Junge in seinen Koma-Phantasien eine eigene Realität aufbaut.
Warum so viel auf einmal?
Mit James Erwachen wird die Lektüre des Krimis aber immer schwieriger. Cleave verfolgt nämlich nicht nur die Aufklärung dieses Verbrechens, es kommt noch die Jagd nach dem neuseeländischen Superverbrecher Joe Middleton dazu, gefolgt von der Suche nach einem Copy-Kill-Mörder. Kombiniert mit den Verbrechern aus dem Garret-Fall ist das aber wirklich viel und wird durch die manchmal störende Angewohnheit, Verbrecher mit Spitznamen zu versehen, auch nicht übersichtlicher. Cleave baut in diese unübersichtlichen Verstrickungen dann auch noch James Geistesleben auf, das sich in vielen Fällen in seine Phantasie abspielt, die aber auch die Realität berührt. Ich empfand einiges aus der Lektüre teilweise als verworren und unklar. Leselust wollte daher spätestens ab der zweiten Hälfte nicht mehr so recht aufkommen, auch wenn der Roman im letzten Viertel mit einer großen Menge Action aufwartet.
Fazit
Paul Cleave hat viel gewollt und viel in den Roman eingebracht. Dennoch hätte ich mir manchmal zugunsten des grausigen Falls um die Familie Garret eine deutlichere Konzentration auf deren Geschichte gewünscht.
Paul Cleave, Piper
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