The Institution

  • dtv
  • Erschienen: November 2023
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The Institution
The Institution
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André C. Schmechta
79°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2024

Undercover gegen die Zeit.

Dr. Connie Woolwine ist eine erfahrene forensische Profilerin. Doch ihr aktueller Fall stellt auch sie vor eine besondere Herausforderung. In einem Hochsicherheitsgefängnis wird eine Krankenschwester grausam ihres ungeborenen Kindes beraubt. Während für die junge Mutter jede Hilfe zu spät kommt, beginnt eine fieberhafte Suche nach dem Säugling.

Ermittlungen auf Station H

Es ist nur eine gute Handvoll Inhaftierter, die auf Station H in einem der drei Türme der Parry Institution untergebracht sind. Doch sie allesamt sind psychisch kranke Schwerverbrecher, Serienkiller, grausame Mörder. Keiner von ihnen hat eine Chance auf Entlassung oder Rückkehr in die Gesellschaft. Hier ist Connie eingeschleust, um dem Mörder von Tara Cameron und Entführer des Babys auf die Spur zu kommen. Sie ist nicht allein, ihr befreundeter Ermittler Baarda wird als Militärhäftling eingewiesen. Nur der Direktor der Parry Institution ist eingeweiht. Und die Zeit drängt, denn alle wissen, dass die Überlebenschance eines Neugeborenen äußerst gering ist.

Die ist nicht der erste Einsatz für Baarda und Connie. Im englischen Original erschien bereits “The shadow man“. Für uns aber schickt Helen Fields ihr Gespann zunächst an diesen, in den Bergen an einem Staudamm gelegenen, Schauplatz. Einer Festung gleich werden hier die Insassen oder Patienten abgeschottet. Anfänglich bezieht der Thriller seinen Reiz aus eben diesem ungewöhnlichen Ort und den dramatischen Umständen, welche das Ermittlerteam herführen. Dennoch gelingt es Helen Fields nicht, mich richtig in das alte Gemäuer zu ziehen. Zu sehr ist sie darauf bedacht, ihre Figuren in Stellung zu bringen, mögliche Verbindungen herzustellen, um die Geschichte undurchsichtig und mysteriös zu halten.

So lernen wir also Pflegekräfte, Wachpersonal und Ärzte kennen, erleben dabei etwas Routine und Alltag. Das ist alles noch wenig brisant. Erst als die konkreten Begegnungen Connies mit den Insassen anstehen, wird die Geschichte packender. Die kriminelle Vergangenheit und persönliche Vorgeschichte wird in kurzen Therapiegesprächen aufgerollt. So entstehen kleine für sich stehende Krimi-Episoden und psychologische Kammerspiele, in denen wir auch von den grausamen Taten erfahren, die zur Einweisung in die Parry Institution führten. Die fachliche Einordnung etwaiger psychischer Störungen liefert Connie stets mit. Sie lässt es sich auch nicht nehmen, beinahe jedem mit dem sie spricht, Tipps für die Bewältigung von Krisen oder Schicksalen auf den Weg zu geben oder etwaige Problemchen aufklärerisch zu kommentieren. Das ist mir gelegentlich zu konstruiert, aufgesetzt und oberflächlich.

Profilerin mit Trauma

Insgesamt erhalten mir die Figuren zu wenige Kanten. Die Insassen verhalten sich zahm und zurückhaltend, nur kleinere Gefängnisscharmützel zeugen von den besonderen Umständen. Das Personal bedient typische Klischees, nicht alle sind von Connies Anwesenheit begeistert und zweifeln ihre offizielle Mission an. Doch durch die insgesamt überschaubare Anzahl und angenehme Vielfältigkeit der Charaktere bleibt die Atmosphäre dennoch erstaunlich dicht. Nach und nach entsteht ein größeres Bild von den Ereignissen, werden Verdächtigungen untermauert oder auch wieder verworfen. Dabei müssen Connie und Baarda stets befürchten, enttarnt zu werden und die Familie von Tara Cameron hofft endlich auf positive Nachrichten.

Als sich die Lange im Gefängnis zuspitzt, beweist Helen Fields ihr Gespür für gutes Timing, spannende Wendungen und echten Nervenkitzel. Auch wenn hier - mal wieder - widrige Wetterbedingungen herhalten müssen, um die Dynamik vor Ort gravierend zu verändern. Fortan aber fällt es erst recht schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Situation wird für Connie nun deutlich prekärer und lebensbedrohlicher. Auch ihre eigene Vergangenheit holt sie nun mit aller Wucht ein, zeigt eine verletzliche Seite der Profilerin, die ihrer Figur interessante Facetten verleiht. Und es geht teilweise recht derbe zur Sache. Wir steuern auf ein dramatisches Ende zu, das mir dann aber doch – sprichwörtlich - zu viel des Guten ist.

Fazit

 „The Institution“ ist zu Beginn noch wenig aufwühlend. Doch nach und nach entfaltet Helen Fields auf über 400 Seiten einen spannenden und kurzweiligen Thriller vor düsterer Kulisse, mit einem - für meinen Geschmack - überzogenen Finale.

The Institution

Helen Fields, dtv

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