Flammenschwestern
- Penguin
- Erschienen: Juni 2024
- 4
Wenig überzeugend.
Lina Bengtsdotter eroberte mit ihrer Charlie-Lager-Reihe die Bestsellerlisten. Jetzt versucht sie es mit einem Stand-Alone, der abermals in der Schwedischen Provinz spielt. Doch ob sie ihren Erfolg wiederholen kann, ist mit „Flammenschwestern“ fraglich.
Vega und Katja
Vega und Katja waren die dicksten Freundinnen. Vega verlor ihre Mutter sehr früh und Katja musste mit ihrer alkoholabhängigen zurechtkommen – das verbindet. Doch die Wege der beiden haben sich getrennt. Heute lebt Vega in London und hat jahrelang nichts von Katja gehört. Dann kommt ein Anruf von Katja, der Vega wieder in ihren Heimatort führt. Doch Katja ist nicht auffindbar. Und sie ist nicht die erste, die aus dem kleinen Silverbro verschwunden ist. Auch ihre Tante Sofia war vor vielen Jahren auf einmal einfach weg. Hängen die beiden Fälle zusammen? Nicht nur das beschäftigt Vega, auch ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit holt sie wieder ein.
Ein Buch im Buch
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Vega. Und das gleich zweimal, denn Bengtsdotter greift zu dem gerne genutzten Stilmittel des Buches im Buch. Vega gibt zum einen die Geschehnisse der Gegenwart wieder und schreibt gleichzeitig an einer Geschichte, welche die Vergangenheit erzählt. So wird man immer wieder unvermittelt zwischen den beiden Zeiten hin und her geworfen, was aber den Lesefluss nicht beeinträchtigt, sondern eher die beiden Protagonistinnen vorstellt und sie besser einschätzen lässt. Doch was auch Spannung erzeugen soll, kann den Thriller leider nicht mehr retten.
Viel Sozialkritik und wenig Thriller
Wie schon in der Charlie-Lager-Reihe spart die Autorin nicht mit der Beschreibung einer schwedischen Provinz, deren Bewohner sozial vor die Hunde gehen und ökonomisch abgehängt sind. Auch Silverbro scheint nur aus kaputten Menschen zu bestehen. Alkoholabhängige, Drogensüchtige, desillusionierte Dauerarbeitslose und Gewalttätige bevölkern den kleinen Ort, in dem es scheinbar niemanden ohne schwerwiegende Probleme und mit ein bisschen Glück gibt. Das ist unverhohlene Sozialkritik und macht die Geschichte sehr mühselig, manchmal sogar schon deprimierend. Die eigentliche Thriller-Handlung geht über lange Strecken unter, was kaum Spannung im Geschehen bedeutet. Zwar blitzt immer mal wieder etwas davon auf, gerade, wenn die Vergangenheit ans Licht kommt, doch durchgehende Suspense muss man leider schmerzlich vermissen.
Ein sehr plötzlicher Schluss
Nachdem man sich über viele Seiten an der Suche nach Katja beteiligt hat, versucht hat, die Vergangenheit zu verstehen und gleichzeitig mit Vergewaltigern, Gewalttätigen und Alkoholikern en masse zurechtkommen musste, ist plötzlich Schluss. Das Ende des Buches überrascht in zweifacher Hinsicht: es kommt abrupt und es verwundert. Doch es passt zum Rest – und zwar in jeder Hinsicht.
Mehr Enttäuschung als Lesegenuss
Nach dem Ende der Charlie-Lager-Reihe war ich sehr gespannt, was Lina Bengtsdotter mit „Flammenschwestern“ liefern würde. Nach der Lektüre muss ich leider sagen, dass die Enttäuschung den Lesegenuss überlagert hat. Das Buch ist flüssig geschrieben, lässt sich auch mit eventuellen Unterbrechungen gut lesen, doch die negativen Gesellschaftsbeschreibungen waren mir, wie in der Charlie-Lager-Reihe, zu viel. Bleibt zu hoffen, dass vielleicht folgende Thriller den Namen wirklich verdienen und die Spannung einmal die Oberhand über alles Elend gewinnt.
Fazit
Ein durchwachsener Thriller, dessen Spannung in zu viel Sozialkritik untergeht. Wer sich mit der Beschreibung einer durch und durch kaputten Gesellschaft schwer tut, sollte das Buch vielleicht besser nicht lesen, auch wenn hinter dem Verschwinden von Katja sehr viel mehr steckt, als man sich eingangs denken kann.
Lina Bengtsdotter, Penguin
Deine Meinung zu »Flammenschwestern«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!