Der fremde Passagier
- btb
- Erschienen: August 2024
- 0
Heute ist das Geld unsichtbar, das Klimpern verschwunden, aber seine Wirkung und seine Macht sind stärker denn je.
Nach den Weihnachtsfeiertagen wird Jamie Buckby von zwei Polizeibeamten angehalten, als er aus dem Themse-Linienboot steigt. Er hat sich schon gewundert, dass sein Freund Kit nicht wie üblich mit dem Boot zur Arbeit gefahren ist. Die beiden Polizisten informieren ihn, dass Kit von seiner Frau als vermisst gemeldet wurde. Jamie wird verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden seines Freundes zu tun zu haben.
Wahrheit oder Täuschung
Jamie leidet unter Platzangst. Deshalb fährt er seit kurzem mit dem Linienboot auf der Themse zur Arbeit. So meidet er die stets überfüllte Londoner U-Bahn. Doch eigentlich passt das teure Jahresticket gar nicht in sein persönliches Budget. Finanziell abhängig von seiner wohlhabenden Partnerin Clare, kann er es sich jedoch leisten, in einem Café zu arbeiten und seine beruflichen Ambitionen auf Eis zu legen. Auf seinem täglichen Weg zur Arbeit lernt er Kit kennen. Die beiden Männer freunden sich an und treffen sich bald auch privat mit ihren Frauen. Für Clare und Jamie, die bereits auf die 50 zugehen, bringt das um zwanzig Jahre jüngere Paar eine gewisse Jugendlichkeit in den Alltag. Vor Neid ist die neue Freundschaft allerdings nicht gefeit. Die Älteren beneiden die Jüngeren um ihre Unbekümmertheit. Die Jungen, hoch verschuldet, die Älteren um deren Wohlstand.
«All die Jungen in der Arbeit sind. So. Sie wollen mehr, mehr, mehr und fühlen sich schikaniert, wenn sie es nicht bekommen. Richard behauptet, diese Generation wäre in dem Glauben erzogen worden, dass man ihnen alles auf dem Silbertablett servieren muss, und nehmen es persönlich, wenn man es nicht tut.»
Am ersten Tag nach den Weihnachtsfeiertagen wird Jamie auf dem Weg zur Arbeit von zwei Polizisten angehalten und zu Kits Verschwinden befragt. Melia, Kits Frau, hat ihren Mann bereits vor einigen Tagen als vermisst gemeldet. Da Jamie und Kit am letzten Arbeitstag eine etwas heftigere Auseinandersetzung hatten, scheint Jamie nun in den Fokus der Ermittlungen zu geraten. Auch wegen der Aussage eines fremden Passagiers. Doch die Ungereimtheiten und die Widersprüche häufen sich, so dass Jamie bald nicht mehr weiss, was Wahrheit und was Täuschung ist.
Ein teuflisches Netz
Louise Candlish erzählt die Geschichte in Rückblenden aus der Sicht von Jamie. Nach und nach werden die Hintergründe der Beziehung zwischen den beiden ungleichen Paaren enthüllt. Und es wird allmählich klar, weshalb Jamie verdächtigt wird, etwas mit Kits Verschwinden zu tun zu haben. Doch was genau mit Kit passiert ist und welche Rolle Jamie dabei spielt, bleibt lange unklar.
Das Erzähltempo ist eher gemächlich und die Spannung lässt zunächst auf sich warten. Zu Beginn stehen vor allem der gesellschaftliche Status und der damit verbundene Reichtum im Vordergrund. Die Charaktere sind wenig konturiert. Jamie, der Ich-Erzähler, wirkt farblos und manchmal gar naiv. Erst gegen Ende des Romans nimmt die Geschichte Fahrt auf. Dann zeigt sich das ganze Ausmass an Täuschungen, List und Intrigen. Und die unterschätzte Macht der Medien. In diesem Netz sind die Protagonisten gefangen. Und so häufen sich die Wendungen, die am Ende überraschen.
Fazit
Ein Roman, in dem es vor allem um Reichtum und Status geht. Typisch dafür ist die Aussage Kits, dass er nicht alt und reich sein will, sondern dass ihm ein gewisser Wohlstand in jungen Jahren zusteht. Das teuflische Ende entschädigt etwas für den zähen Anfang.
Louise Candlish, btb
Deine Meinung zu »Der fremde Passagier«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!