Ein Fall von Majestätsvergiftung
- Knaur
- Erschienen: Oktober 2023
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Ein König, sein Koch und die bucklige Verwandtschaft.
Der Weihnachtstag ist angebrochen. König Eric hat seine Familie auf Balmoral Castle versammelt um eine große Ankündigung zu machen. Doch bevor es dazu kommt, stirbt der König beim Whiskygenuss. Da ein Schneesturm den Kontakt zur Außenwelt verhindert, soll der königliche Leibkoch Jon ermitteln, wer den Monarchen ins Jenseits befördert hat. Jedes Familienmitglied hatte ein Motiv und die Gelegenheit. Dann geschehen merkwürdige Dinge und es bleibt nicht bei dem einen Opfer.
Schuster bleib bei deinen Leisten
Chris McGeorge hat mit seinen Thrillern „Escape Time“ und „Der Tunnel“ eine ansehnliche Leserschaft begeistern können. Jetzt versucht er sich abermals an einem Locked Room Mystery, mixt es mit einer gehörigen Portion Cozy Crime und versucht damit an die großen Romane des Golden Age der Krimi-Literatur anzuknüpfen. Doch das ist ihm leider misslungen. Anders als in den Geschichten von z.B. Agatha Christie, Carter Dixon oder S.S. Van Dine kommt in „Eine Majestätsvergiftung“ keine Spannung auf, was nicht zuletzt an der fehlenden Recherche zu den britischen Royals liegt.
Auch ein Krimi braucht Recherche
Eigentlich steigt Chris McGeorge ganz packend in das Geschehen ein, doch das ändert sich, sobald die Geschichte wirklich beginnt. Das Gefühl einen Roman zu lesen, dessen Autor scheinbar auf jegliche Hintergrundrecherche verzichtet hat, nimmt der Lektüre nicht nur die Spannung, sondern überhaupt die Lust aufs Weiterlesen. So fragt man sich, warum Balmoral Castle erst als Sommerresidenz der britischen Königsfamilie vorgestellt wird, nur um dann als Schauplatz für das Weihnachtsfest zu dienen, welches, zumindest bis jetzt, im realen königlichen Leben immer in Sandringham House zelebriert wurde. Auch wenn das noch verzeihlich ist, hört es bei den Namen, Anreden und Titeln, die gebraucht werden auf. Namen, wie Eric, Mathew oder Emeline sind ohne Bezug zur Tradition und damit eher unrealistisch. Nahezu inflationär benutzt McGeorge die Anrede „Majestät“, indem er wirklich jeden Royal damit anredet und nicht nur den Souverän. Und was ist überhaupt eine „königliche Prinzessin“? Dazu kommen viele inhaltliche und logische Schwächen. Ein Koch soll es richten? Und das ganze Personal inklusive der Security wird nach Hause geschickt um Weihnachten zu feiern? Und wer bitteschön kann in einem tobenden Schneesturm das Laub rascheln hören? Das alles zusammengenommen hinterlässt leider den fahlen Geschmack eines lieblos dahin geschriebenen Krimis.
Langatmig und unglaubwürdig
Selbst wenn man sich mit den inhaltlichen Schwächen noch arrangieren könnte, würde wahrscheinlich dennoch keine Spannung aufkommen. McGeorge lässt sich unendlich lange über Nebensächlichkeiten aus, bloß um dann mit sehr konstruierten Wendungen zu versuchen wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Manchmal scheint es kleine Lichtblicke zu geben und die Hoffnung, noch ein wenig packendes Geschehen lesen zu dürfen steigt, doch leider wird man immer wieder enttäuscht. Das geht so bis zum bitteren Ende, das genauso haarsträubend ist, wie die ganze Geschichte und im besten Fall ein andauerndes Kopfschütteln produziert, im schlimmsten aber einen Groll ob der vertanen Lesezeit.
Fazit
Ein Krimi, der versucht auf der royalen Welle seit dem Tod der Queen zu schwimmen, aber dabei kläglich untergeht. Inhaltliche Schwächen in Kombination mit einem spannungsarmen Plot schießen „Ein Fall von Majestätsvergiftung“ weit aus dem Reigen der guten Locked Room Mysteries.
Chris McGeorge, Knaur
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