Schatten im Glashaus
- Edition M
- Erschienen: März 2024
- 3
Wer im Glashaus sitzt, der sollte ganz schön vorsichtig sein.
Daisy Wentworth Rittenberg hat es geschafft: Bisher hat sie als erfolgreiche Innenarchitektin gearbeitet und jetzt bezieht sie mit ihrem Mann Jon, einem ehemaligen Olympiasportler, ein traumhaftes, hochmodernes Penthouse. Daisy will hier ein wunderschönes Nest für ihr erstes Kind schaffen, das auch schon überdeutlich sein Kommen ankündigt. Alles könnte wundervoll und einfach nur phantastisch sein. Aber in letzter Zeit, da drängen sich dunkle Wolken am sonst so heiteren Horizont.
Natürlich macht ihr die Schwangerschaft zu schaffen. Aber warum erhält sie plötzlich Drohungen, warum will jemand, dass ihr ungeborenes Kleines stirbt? Daisys Leben gerät auf einem Schlag aus dem Lot und plötzlich scheint vieles nicht mehr zusammenzupassen. Vertraut sie tatsächlich den richtigen Leuten? Was macht ihr Mann Jon eigentlich wirklich, wenn er sich mit seinen Geschäftsfreunden trifft? Was ist mit den Vorwürfen aus seiner Vergangenheit? Und vielleicht die wichtigste Frage von allen: Hat Daisy ihre eigenen Geheimnisse vor den neugierigen Augen der Haushaltshilfe auch wirklich gut verborgen?
Die im Dunkeln sieht man nicht
Loreth Anne White lässt in ihrem neuen Roman "Schatten im Glashaus" zwei Bevölkerungsschichten aufeinandertreffen. Da sind einerseits die einflussreichen und begüterten Familien Vancouvers, die sich mit ihren Privilegien ein tolles Leben leisten können und manchmal auch ihre eigene Realität schaffen. Auf der anderen Seite stehen die, die für sie arbeiten, die dafür sorgen, dass die Wäsche gebügelt im Schrank liegt, die Fenster geputzt sind und die oft vieles sehen - und normalerweise schweigen. In diesem Zusammenhang vergisst dann so mancher, dass beide Gesellschaften früher vielleicht Berührungspunkte hatten - dass man möglicherweise gemeinsam die gleiche Schule besucht und vielleicht ähnliche Träume hatte. Verdrängt wird dann gerne, dass es Boshaftigkeiten gibt, die eine vielversprechende Zukunft in einen Abgrund stürzen können. Schnell wird auch vergessen, dass vielleicht der eine oder die andere mit dafür verantwortlich ist, dass die einen da oben thronen wo sie heute sind und die anderen, da unten sie bedienen.
Der Leser lernt die unterschiedlichen Personen aus ihren gesellschaftlichen Schichten auf unterschiedliche Weisen kennen. Da ist zum einen die Ich-Erzählerin Kit Darling, die zur Enttäuschung ihrer Eltern eine vielversprechende Zukunft wegwarf, um Haushaltshilfe zu werden. Ihre Geschichte verflicht sich mit anderen Protagonistinnen und Protagonisten des Romans. Über diese Nebenfiguren wird kapitelweise in der dritten Person allwissend berichtet, ohne dass aber die Nähe der Ich-Erzählerin erreicht wird. Schnell wird klar, dass sich die begüterten Auftraggeber und ihre Haushaltshilfe irgendwoher kennen und schnell kommt der Leser auch zu dem Urteil, dass mit Kit irgendetwas nicht stimmen dürfte. Bald wird aber auch klar, wie sich Geschichten drehen können, wie täuschend ein erster Eindruck sein kann und wie schnell aus Opfern Mittäter und aus Angeklagten reine Statisten werden.
Der Countdown vor der Tat
Wie auch in ihrem spannenden Vorgängerroman "Die Geheimnisse der anderen" schafft White eine besondere Spannung, in dem sie auf verschiedenen Zeitebenen arbeitet. Da ist einerseits der Tag an dem sich ein harmloser Grillabend offensichtlich in ein Blutbad verwandelt und andererseits die Zeitspanne, in der der Countdown zu eben diesem Tag herunterge- und erzählt wird. Mit fortschreitender Handlung stellen viele Leser dann sicher erstaunt fest, dass ihre Ursprungs-Heldin zur Bösewichtin mutierte, wogegen das schwächste Glied der Kette irgendwann dann doch alle Fäden in der Hand hält. Schön ist hier aber auch, dass eine klare Lösung erfolgt und wenn auch sicher nicht jeder und jede Ubeltäter/in angemessen bestraft wird, so wird doch immerhin das Opfer, dem man übel mitspielte, ein wenig entschädigt.
Fazit
"Wer im Glaushaus sitzt, der ...." ja, was muss der eigentlich tun? Nicht mit Steinen werfen, sich im Keller ausziehen, beim Sex das Licht ausmachen? Vielleicht sollte er insbesondere gut auf seine bösen Taten achten, denn gerade bei diesen finden sich viele neugierig Augen und schnell tritt das zu Tage, was eigentlich gut behütet werden sollte.
Loreth Anne White, Edition M
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