Saat der Sünde

  • Fischer
  • Erschienen: Juli 2023
  • 3
Saat der Sünde
Saat der Sünde
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Sabine Bongenberg
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2023

Der lange Schatten böser Taten

Nicht jeder kam mit dem amischen Bischof Ananias Stolzfuss zurecht. Diejenigen, die seiner Meinung nach gegen die Regeln und Glaubenssätze der Amischen verstießen, die bestrafte er hart. Als er dann plötzlich vor rund zwanzig Jahren verschwand, da gab es viele, die ihm keine Träne nachweinten. Dennoch rankte sich um sein Schicksal immer ein Geheimnis - bis zu dem Tag an dem der Farmer Doyle Schabach beim Pflügen einen vermeintlichen Kalkstein freilegt und schockiert feststellt, dass das kein Stein, sondern vielmehr ein menschlicher Schädel ist.

Schnell spricht sich herum, dass es sich bei den sterblichen Überresten um den seinerzeit Verschwundenen handelt. Noch schneller wird Jonas Bowman verhaftet - ein Mitglied der amischen Gemeinde, der sich vor dem Verschwinden Stolzfuss' heftig mit ihm gestritten hatte - war er doch der Meinung das eine seiner harten Strafen den Tod seines Vaters verursachte. Nicht alle sind indes von Bowmans Schuld überzeugt und so erreicht ein Hilferuf die Polizeichefin von Painters Mill Kate Burkholder. Eigentlich hätte diese mit den Ermittlungen gar nichts zu tun, handelt es sich doch nicht um ihren Bezirk. Andererseits aber standen sie und Jonas sich als Teenager einmal sehr nahe und so beschließt Kate ihrem alten Freund zur Seite zu stehen. Sie muss allerdings feststellen, dass es nicht nur alte Knochen sind, die so unter manchem Staub vergraben wurden, sondern dass auch noch tief verborgene Emotionen freigelegt werden können.

Die unverwüstliche Kate Burkholder

In ihrem nunmehr 14. Fall lässt Linda Castillo ihre Heldin quasi grenzüberschreitend ermittelnd. Die Ich-Erzählerin Kate Burkholder, solide im beschaulichen Painters Mill als Polizeichefin installiert, reist in das benachbarte Bundesland Pennsylvania. Hier will sie ihrer Jugendliebe beistehen, die unter Mordanklage gestellt wurde. Natürlich schafft das ein besonderes Spannungsfeld, denn die dort ansässige Polizei sieht es nicht sonderlich gerne, wenn in ihrem Bezirk "gewildert" wird und die sonst erfolgsverwöhnte Kate, deren Team jederzeit hilfreich zur Seite steht, muss sich hier alleine beweisen und vor allem durchsetzen.

Costillo erzählt auch in diesem Buch vieles aus der Welt der Amischen. Wer nicht zum regelmäßigen Leser ihrer Bücher gehört, wird diese Passagen sicherlich besonders interessiert verfolgen. Wer der Autorin allerdings über viele oder sogar alle Romane gefolgt ist, der mag möglicherweise auf vieles Altbekanntes treffen. Spannend zu lesen sind aber die Rückblenden zu Kates erster Liebe und der damit verbundenen Schuld, die sie immer noch empfindet. Richtig beleuchtet wird hier auch nicht alles, aber dennoch kann man hier die Gefühle eines verwirrten Teenagers gut nachvollziehen. Nachempfindbar ist auch die besondere Bindung, die Kate zu ihrem alten Freund empfindet. Wer von uns hat jemals seine erste Liebe oder seine ersten Lieben vergessen, wer denkt nicht ab und zu - vielleicht sogar mit einem kleinen bittersüßen Gefühl - an sie zurück?

Alte Spuren fördern Unglaubliches zu Tage...

So wie Kate Burkholder im Hinblick auf Jonas gelegentlich in alten Erinnerungen schwelgt, so führen auch ihre Ermittlungen in die Vergangenheit. Selbstredend kann das nicht anders gehen, lagen doch die Überreste von Ananias Stoltzfuss allein fast zwanzig Jahre in der Erde. Natürlich gestalten sich Ermittlungen mit diesem zeitlichen Absstand schwierig. Grundsätzlich sind die Amischen nicht für ihre besondere Redefreude gegenüber der Obrigkeit bekannt und so ist Kates Suche nach dem Mörder eine Arbeit, an der vielleicht der gute alte Sisyphus verzweifeln würde.

Diese Suche und die schrittweise Demontage einer geschickt gestalteten Maske empfand ich als durchaus spannend. Möglicherweise sah die Autorin das aber anders und so lässt sie Kate Burkholder eine Menge von gewalttätigen Angriffen erleben. Das allerdings trug für mich nicht zur Glaubwürdigkeit des Buches bei, denn auch wenn das Motiv für den eigentlichen Mord am Bischof letztendlich nachvollziehbar erklärt wurde, erklärte das für mich nicht die unvermittelten Angriffe auf die Polizistin.

Costello jagt ihre Heldin dann auch durch einen gewaltigen Showdown, glaubwürdig ist hier nicht alles, aber letztendlich wird der Fall gelöst. Hier hätte ich mir aber noch einiges mehr an Informationen gewünscht. So liebevoll Kates Vergangenheit geklärt wird, so wenig erfährt man über die Geschichte, die den oder die Mörder von Ananias Stoltzfuss letztendlich zu ihrer Tat bewogen. Immerhin - für die Polizistin ist ein gewisser Friede eingetreten und sicher wird der auch bald in dem neuen Romanen um die Polizeichefin von Painters Mill thematisiert.

Fazit

Kate Burkholder ermittelt in ihrem 14. Fall in "fremden Revieren" und ist ungewohnt auf sich allein gestellt. Nicht alles ist glaubhaft, nicht alles spannend und rückblickend stellt man fest, dass man schneller auf den Täter hätte kommen können. Aber auch Kate Burkholder stellt fest, dass rückblickend einiges anders wirkt als heute und damit wollen wir es dann belassen.

Saat der Sünde

Linda Castillo, Fischer

Saat der Sünde

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