Mit dem Schnee kommt der Tod

Winter 1938: Eigentlich wollte die bekannte Theaterautorin und Krimischriftstellerin Josephine Tey die Weihnachtstage bei ihrem alten Freund, dem Scotland-Yard-Ermittler Archie Penrose, verbringen. Doch kurz vor dem Fest ändern sich die Pläne wegen einer überraschenden Einladung. Hilaria St. Aubyn öffnet ihren Familienbesitz auf St. Michael's Mount vor der Küste Cornwells für eine begrenzte Anzahl an Gästen, um Spenden für eine Flüchtlingsfond zu Gunsten jüdischer Kinder zu sammeln. Die Hausherrin bittet ihren langjährigen Bekannten Detective Chief Inspector Penrose, seine berühmten Freundinnen Josphine Tey und deren Partnerin, die Drehbuchautorin Marta, mitzubringen. Auf Einladung St. Aubyns verbringt neben dieser illustren Runde mit der Schauspielerin Marlene Dietrich auch ein weiterer Ehrengast die Weihnachtstage auf der kleinen Insel. Die festliche Stimmung schlägt jedoch schnell um, als am Morgen des Heiligabends eine grausam zugerichtete Leiche auf dem Kirchturm gefunden wird. Da die Insel wegen eines Schneesturms und starker Flut vom Festland abgeschnitten ist, muss sich der Täter noch auf St. Michael's Mount befinden. Plötzlich scheint jeder den anderen zu verdächtigen. Schnell ist es vorbei mit einem besinnlichen Weihnachtsfest und Archie Penrose bleibt nichts anderes übrig, als sich auf Verbrecherjagd zu begeben.

Britische Bestsellerautorin

Die englische Autorin Nicola Upson wurde 1970 in Suffolk, England, geboren und studierte Anglistik in Cambridge. „Mit dem Schnee kommt der Tod“ ist nicht nur der 9. Band einer erfolgreichen zehnteiligen Krimireihe, sondern war 2021 auch für den CWA Historical Dagger Prize nominiert. Dem Züricher Verlag „Kein & Aber“ ist es nun zu verdanken, dass fünfzehn Jahre nach dem Erscheinen des Debütromans drei Bände der erfolgreiche Krimireihe erstmals in einer deutschsprachigen Ausgabe veröffentlicht werden. Neben dem vorliegenden Titel erscheinen aktuell noch „Experte in Sachen Mord“ (Band 1) und „Dorf unter Verdacht“ (Band 10). Der Verlag „Kein & Aber“ plant, halbjährig zwei weitere Romane der Serie herauszubringen. Liebhaber des klassischen britischen Kriminalromans dürfen sich auf eine Mischung aus stimmungsvoller Atmosphäre, lebendiger Figurendarstellung und einer spannenden Handlung freuen. Genau das richtige Buch für die Weihnachtstage!

Klassischer Kriminalroman

Das Setting des 9. Bands der Tey-Penrose-Reihe der britischen Autorin Nicola Upson könnte klassischer kaum sein: Auf einer vom Festland abgeschnittenen Insel verbringen einige Gäste auf Einladung der Burgbesitzerin die Weihnachtsfeiertage. Bis Heiligabend sind bereits zwei Tote zu beklagen. Während der Leser den ersten Täter kennt, darf beim Zweiten fleißig geraten werden. Verdächtig sind irgendwie alle Gäste, aber auch so mancher Inselbewohner. Die Mischung aus Locked-Room-Atmosphäre, klassischem Whodunit und weihnachtlichem Flair weiß durchweg zu überzeugen. In diesem Band der Reihe steht aber weniger die Krimiautorin Josephine Tey im Mittelpunkt, sondern überwiegend DCI Archie Penrose. Dies liegt nicht nur daran, dass er der einzige Ermittler auf St. Michael's Mount ist, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass er sich auch um einen besonderen Gast zu kümmern hat. Die bekannte Schauspielerin Marlene Dietrich, die bereits Anfang der 30er-Jahre nach Amerika auswanderte, unterstützt die Spendenaktion für die jüdischen Flüchtlingskinder. Es sind diese Details zu den realen Personen wie Dietrich, Tey und auch St. Aubyn, die zeigen, wie viel Liebe Nicola Upson in ihre Romane steckt. Ihre Reihe vermittelt dadurch ein ganz besonderes Gefühl für die damalige Zeit.

Gute Recherche und viel Zeitkolorit

Spannung zieht der Roman vor allem aus seinen Figuren, die nach und nach ins Zentrum der Ermittlungen rücken. Upson gelingt es hervorragend, die typische Atmosphäre der Spannungsliteratur der 30er-Jahre einzufangen, gleich wohl ihre Romane - vergleichbar mit denen Teys - nicht dem klassischen Whodunit des „Goldenen Zeitalters“ entsprechen. Im Mittelpunkt stehen eher eine subtile Psychologie sowie die Figurendarstellung. Dazu gehört nicht nur das für solche Romane typische Personal, sondern auch die für die damalige Zeit typische Art, wie die Figuren auftreten und sich verhalten. Wie schon im ersten Band „Experte in Sachen Mord“ ist die lebendige, authentisch wirken Darstellung der Protagonisten die Stärke von Nicola Upson.

Man darf sich beim Lesen aber nicht fragen, warum der Mörder einen solchen Aufwand betreibt, während es eine viel einfachere Lösung für sein „Problem“ gegeben hätte. Auch wird der geübte Krimileser schnell den Kreis der Verdächtigen einschränken. Das ist aber insgesamt zu vernachlässigen und trübt die Lektüre in keiner Weise. Josephine Tey hätte sicherlich ihre Freude mit Upsons spannenden Krimis rund um ihre Person.

Fazit

Nicola Upson beweist auch mit diesem Roman, dass sie eine ganz außergewöhnliche Reihe geschaffen hat. Trotz des deutlich kürzeren Umfangs und etwas weniger Suspence reicht er dennoch an das Niveau des ersten Bandes heran.  „Mit dem Schnee kommt der Tod“ ist ein kurzweiliges Lesevergnügen, das wunderbar in die (vor-)weihnachtliche Zeit passt.