Die Unbekannte

Die Polizistin Roxane Montchrestien wird wegen Missachtung von Dienstvorschriften in die «Abteilung für ungewöhnliche Fälle» versetzt. Hier soll sie sich erst einmal stillhalten, so dass sich die Wogen glätten können. Unglücklicherweise hat sich ihr Vorgänger auf diesem Posten bei einem Sturz lebensgefährlich verletzt.

Überschneidungen bei der Spurensuche

Bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft im Büro des verunglückten Polizisten Batailley wird sie mit einem mysteriösen Fall konfrontiert. Eine junge Frau wurde aus der Seine gerettet. Sie ist verwirrt und nicht ansprechbar. Etwas später entwischt sie bei der Überfahrt in die Psychiatrie dem einzigen Begleiter. Und, als wäre das alles nicht genug, gehört ihre DNA einer Pianistin. Diese ist jedoch ein Jahr zuvor bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

Obwohl Roxane nicht mehr zum Team der Zielfahndung gehört, versucht sie, Einzelheiten zum Geschehen und zu den Erkenntnissen zu erhalten. Bei ihrer Spurensuche entdeckt sie, dass der im Krankenhaus um sein Leben kämpfende Kommissar längst in verschiedene Richtungen ermittelt hat. Allerdings tat er dies verdeckt und seine Nachforschungen hat er sorgfältig zu verbergen versucht. Was sind seine Beweggründe? Ist sein Sturz wirklich ein Unfall und was hat der Fall der unbekannten jungen Frau damit zu tun?

Der Dionysos-Kult

Guillaume Mussos Roman spielt in Paris und führt die Ermittler in die kleinsten Gassen und Straßen der Grossstadt. Dabei findet die Polizistin Roxane Hinweise, die sich um den griechischen Gott Dionysos drehen.

„Sie spielte eine Partie Schach gegen einen grausamen und unbarmherzigen Gegner. Gegen Dionysos, den Sohn des Zeus und Meister der Illusion. Den wahnsinnigen Gott.“

Allerdings kann sie bei ihrer Suche nach dem Täter nicht ungehindert vorgehen. Schliesslich ist sie nicht mehr in der dafür zuständigen Einsatzeinheit. Mit Tricks und Kniffen findet sie Hinweise, reimt sich Einiges zusammen und baut auf die Unterstützung ehemaliger Kollegen.

Die schwerfällige französische Bürokratie und ihre Folgen für die Polizisten sind in diesem Thriller ein sorgfältig verpacktes Thema. Weiter lässt er seine eigensinnige Protagonistin auf ihre Art die Ermittlungen angehen. Die Polizistin wirkt dabei ruppig, zum Teil arrogant und allwissend. Also keine Sympathieträgerin. Aber sie weiss zu kämpfen und bleibt sich treu. Grössenteils schreibt der Autor als Erzähler, wechselt aber zeitweise die Perspektive und wird zum Ich-Erzähler. Im Grossen Ganzen wird der Roman erst ab der Hälfte so richtig spannend. Dann nämlich, wenn für Roxane die Zusammenhänge ihrer gefährlichen Tätersuche erkennbar werden.

Die vielen unterschiedlichen Themen und literarischen Einschübe bewirken eine gewisse Schwere und scheinen hin und wieder nicht zusammenzupassen. Das macht das Lesen nicht ganz einfach, hat aber seinen Reiz.

Fazit

Ein von der griechischen Mythologie geprägter Krimi. Wer sich für Spannung und Mystik begeistern kann, ist mit dieser Lektüre gut bedient. Dazu gibt es immer wieder literarische Häppchen, die die Tätersuche begleiten und Hinweise liefern.