Zimmer 55
- SAGA Egmont
- Erschienen: Januar 2024
- 1
Auf den Spuren einer düsteren Vergangenheit.
Anna Varga zieht es aus Stockholm in das beschauliche Dalarna. In einer renommierten Klinik für Forensische Psychiatrie möchte sie endlich ihre Karriere als Psychologin starten. Ihre Freundin Lina arbeitet bereits seit geraumer Zeit in der Anstalt und so gerät die Ankunft für Anna auch zu einem freudigen Wiedersehen. Aber es soll nicht lange dauern und seltsame Vorkommnisse drücken die Stimmung. Dann wird ein Patient ermordet...
Autorin und Psychologin
Mal wieder bin ich - literarisch - in einem Sanatorium gelandet. Diesmal allerdings nicht in einem ehemaligen, das zu einem Hotel umfunktioniert wurde, sondern in einem richtigen Hochsicherheitsgefängnis für psychisch auffällige Straftäter. Anna Varga wankt mir zu Beginn noch etwas zu häufig und überzogen zwischen Zuversicht und Zweifel, ob dies wirklich der richtige Schritt für sie war, um ihrem beruflichen Werdegang Antrieb zu verleihen. Dass ihre Vorgängerin spurlos verschwunden ist, scheint zumindest anfangs noch kein allzu großes Thema für sie zu sein. Doch als immer wieder anonyme Briefe mit mysteriösen Botschaften auftauchen, sich Informationen über einen vergangenen Klinikskandal verdichten und der tote Patient den Klinikalltag verändert, ist auch Anna gewarnt.
Über 130 Kapitel, großzügig gesetzt, machen aus den gut 380 Seiten ein kurzweiliges und kompaktes Werk. Helene Kubicek Boye fokussiert auf eine Handvoll Figuren, die hier eine mehr oder weniger große Bedeutung spielen sollen. Gerade am Anfang wirkt die Dramaturgie noch konstruiert, die Figuren wenig griffig und klischeehaft. Das soll sich mit Ausnahme von Anna Varga, die zumindest ein wenig Konturen erhält, auch nicht sonderlich ändern. Ein leitender Psychiater der Anstalt entpuppt sich gar als wahrer „Womanizer“, dem die Frauen - und auch Anna - offenbar unvermittelt verfallen. Das führt dann auch zu manch pikanter - und überflüssiger - Szene in dem Roman.
Mit einfachen Mitteln werden dezente Spannungsmomente aufgebaut. Doch richtig packend gerät das nicht. Und so dauert es, bis sich etwas düstere Krimi-Atmosphäre entfaltet. Die vermeintlich imposante Anstalt wird dabei kaum eindrücklich in Szene gesetzt und bleibt als Schauplatz doch überraschend blass. Gleiches gilt für einen ermittelnden Polizeibeamten und einen Journalisten, der aber zumindest den einen oder anderen Stein ins Rollen bringen wird.
Dennoch gelingt es der schwedischen Autorin, die selbst als Psychologin tätig ist, die Handlung mit kleinen Wendungen oder überraschenden Enthüllungen immer wieder zügig voranzutreiben. Und so bleibe ich doch aufmerksam bei der Stange und begleite Anna Varga bei ihrem Versuch das Geheimnis um Zimmer 55 zu lüften. Das wird zunehmend gefährlicher, denn die Machenschaften in dem beschaulichen Ort und seiner berühmten Anstalt haben doch etwas weitreichendere Dimensionen.
Fazit
Gleich ihr erster Job führt die junge Psychologin Anna Varga auf die Spuren einer düsteren Vergangenheit. Der Auftakt zur Thriller-Serie von Helen Kubicek Boye ist ebenso leichte wie seichte Spannungsunterhaltung, die auch mit der Auflösung keine besonderen Akzente setzen kann. Im Juli geht es weiter mit Band 2. Dann ist Mittsommer und ein entflohener Patient bereitet Anna Varga Schwierigkeiten.
Helena Kubicek-Boye, SAGA Egmont
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