Der Kommissar in Wanderschuhen

Eine geführte Wandertour auf den Hochrhöner von Bad Salzungen nach Bad Kissingen auf Deutschlands schönstem Wanderweg: Dies versprechen die Wanderexperten von „Happytrekking“. Ein Woche lang die Natur genießen im Grenzgebiet von Bayern, Hessen und Thüringen. Dies ist zumindest der Plan von Brigitte Schilling, Kriminalkommissarin aus Bad Hersfeld. Zusammen mit ihrem Freund und Kollegen Daniel Rohde soll es der erste gemeinsamen Urlaub werden. Doch den hat sich das frisch verliebte Ermittlerpaar wahrlich anders vorgestellt. Auf ihrer Wanderung in der Rhön strapazieren nicht nur kauzige Mitwanderer und der sprücheklopfende Reiseleiter Mo ihre Nerven. Als die Tour beiden gerade erst richtig Freude macht, taucht plötzlich eine Leiche auf. Natürlich weckt dies den Ermittlerinstinkt der Kommissare. Eines ist beiden schnell klar: Der Mörder ist Teil der Wandergruppe. Heimlich suchen Daniel und Brigitte nach dem Täter und bringen dadurch nicht nur sich selber in große Gefahr.

hr1-Moderator als Krimiautor

Tim Frühling ist ein deutscher Krimiautor sowie Hörfunk- und Fernsehmoderator. Nach seiner Ausbildung bei einem schwäbischen Lokalradio arbeitet er jetzt seit über 25 Jahren beim Hessischen Rundfunk. Seit 2017 ist er bei der Radiowelle hr1 zu hören und präsentiert die Wettervorhersage im hr-Fernsehen und in der ARD. Geboren in Niedersachsen, aufgewachsen in Stuttgart, lebt er seit 1997 in Frankfurt.

Mit „Der Kommissar in Wanderschuhen“ erscheint im Kölner Emons Verlag bereits der sechste Kriminalroman des Wahl-Frankfurters und der fünfte Band um Kommissar Daniel Rohde. Diesmal verbindet Frühling seine Leidenschaft für die Natur und das Wandern mit der des Schreibens. Herausgekommen ist dabei ein Roman, der mit viel Humor und wunderbarer Charaktere zu überzeugen weiß.

Alt aber lustig

Zugegeben: Der Plot - eine feste Gruppe an Verdächtigen, aus deren Mitte der Täter stammt - ist nicht neu und erinnert natürlich an die Hercule-Poirot-Romane von Agatha Christie. Auch ist nach der Tat relativ schnell ersichtlich, wer der Mörder ist. Dies ist aber zu verschmerzen, da zum einen das Opfer erst nach etwa der Hälfte des Romans das Zeitliche segnet und zum anderen die Geschichte vor allem durch seine Figuren zu begeistern weiß. Wer Cozy-Krimis mag, dem wird die aberwitzige Wandergruppe bestens gefallen.

Diese besteht unter anderem aus einem ständig zankenden Ehepaar aus Bochum: der ständig im Ruhrpott-Dialekt quasselnden Marlies und ihrem Mann Walter, einem ewigen Nörgler und Geizhals. Des Weiteren nimmt der griesgrämige Frank, ein kränkelnden Unternehmer, an der Wandertour teil. Lust hat der Kettenraucher zwar keine, aber sein Arzt hat ihm dringend mehr Bewegung verordnet. Das Ziel des Öko-Aktivisten Sven ist es, endlich ein Birkhuhn in freier Wildbahn zu beobachten, während seine neue Freundin Tordis die spleenigen Ideen ihres Freundes einfach stillschweigend hinnimmt. Die Münchnerin Ute führt eine Boutique mit exklusiver Damenmode und hat die Gruppenwanderung gebucht, da sie keine Lust mehr auf Singlereisen hat. Nicht vergessen werden darf natürlich Wanderführer Mo, der nie um einen albernen Spruch verlegen ist.

Lustig, aber weniger spannend

Tim Frühling gelingt eine wunderbar leichte, unterhaltsame Geschichte mit Krimiflair. Mit feinem Humor, viel Lokalkolorit und skurrilen Einfällen schickt er seine Wandertruppe durch das Mittelgebirge. Daneben erfährt man viel über die Rhön und bekommt gleich Lust, die detailliert beschriebene Strecke selber abzulaufen. Natürlich agieren die beiden Kommissare manchmal etwas weltfremd, aber dafür unterhalten sie prächtig.

Etwas zu viel des Guten ist die „doppelte“ Ermittlung, denn nachdem man den Täter gestellt hat, ist noch lange nicht Schluss und die beiden Kommissaren decken noch zusätzlich dessen dunkle Vergangenheit auf. Der Autor hätte vielleicht besser daran getan, die eigentliche Geschichte differenzierter, mit der ein oder anderen Wendung zu erzählen. So gewinnt der Roman am Ende eindeutig durch den erfreulich leichten Erzählstil und weniger durch eine spannende Kriminalhandlung.

Fazit

Feinsinniger, skurriler Humor mit treffenden Pointen ist die Stärke dieses unterhaltsamen Romans. Zwar ist die Handlung eher mäßig spannend, dafür sind die Charaktere und die menschlichen Eigenheiten der Wandermitglieder im positiven Sinne wunderbar überzeichnet. Dies macht den Roman zusammen mit der Darstellung der sommerlichen Rhön-Landschaft zur perfekten Urlaubslektüre.