Schmuggelgut vom Institut
- Audiamo
- Erschienen: April 2023
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Fortsetzung von „Der Lord und die Zwei“
2017 erschienen drei Folgen der Serie: Der Lord und die Zwei. Sie war vor allem erfolgreich, weil sie an die in den 1980-er Jahren im Fernsehen gesendete Reihe Die Zwei anknüpfte. Die in Großbritannien wenig erfolgreiche Reihe konnte in Deutschland durch ihre Dialogfassung punkten. Der Autor Rainer Brandt konnte sich mit seiner schnodderigen Sprache und einem feinen Humor eine Fan-Gemeinde erobern. Sätze wie „Sleep well in your Bettgestell“ hatte man im deutschen Fernsehen noch nicht gehört. Trotz der Mitwirkung in einer Gastrolle konnte die Hörspielfassung nicht ganz an den Erfolg anknüpfen. Der Autor und Sprecher Harry Kühn hat sich nun bei Audiamo (ab April 2023) an eine neue Staffel gewagt.
Inhalt
London in den 1980-er Jahren. Der vornehme Lord und Anwalt Leyton Lawley nimmt nicht jeden Auftrag an. Doch als eine Klientin ihn um Hilfe bittet, eine bahnbrechende Erfindung eines Dresdner Forschungsinstituts zur Thermoelektrik aus der DDR zu schmuggeln, zögert er nicht lange. Eine solche Erfindung darf nicht in den Händen eines Staates bleiben, sondern muss allen Menschen zugutekommen. Zur Unterstützung holt er seinen alten Freund und Lebemann Tony Wilkins. Der ist als Radiomoderator und Journalist mit allen Wassern gewaschen, Lawley in Politik und Wirtschaft bestens vernetzt. Das sollte möglich sein. Eine gute Gelegenheit bietet sich als drei der Dresdner Forscher zu einem Kongress nach London reisen. Die systemkritische Erika lässt sich auf einen Deal ein und schmuggelt ein Musterexemplar nach London. Doch wie kann man eine Überprüfung durchführen, wenn die Aufpasser dabei sind. Oder ist eine kommerzielle Zusammenarbeit möglich? Vor dem Hintergrund des großen Ost-West-Konfliktes entwickelt sich eine spannende Handlung, in der Menschen wichtiger sind als politische Systeme.
Das Hörspiel
Der Soft-Krimi versetzt den Hörer in die noch ruhigen, aber politisch heiklen 1980-er Jahre. Ein wenig Retro für die Älteren, eine attraktive Zeitreise für die Jüngeren. Die Handlung spielt in London und Dresden, im Mittelpunkt stehen die oberen Zehntausend mit dem old-english Adel und Forscher aus Dresden in der damaligen DDR. Alles wird ohne Hektik erzählt, mitunter etwas langatmig. Lord Lawley und seine Sekretärin sind ein frotzelndes Team, der Journalist Tony ist für die reichlich vorhandenen, eher einfallslosen Sprachwitzeleien zuständig. Die gewählte Ausdrucksweise des Lords leidet auf Dauer unter dem eintönigen Tonfall. Die Dresdnerin Elke sächselt deutlich, auch wird insgesamt die Welt der Dresdner Forscher gut getroffen. Eingeklemmt unter dem Druck der Partei und der Moskauer Genossen, beseelt davon, die hervorragenden Forschungsergebnisse zu nutzen und auch ein wenig persönlich etwas davon zu haben.
Musik und Geräusche sind sparsam eingesetzt. Ein schöne Höridee ist die Sprechprobe vor dem Vortrag. Gelegentlich verirrt sich das Hörspiel in unwichtigen Nebenthemen und wenig überzeugenden Wendungen. Da hätte man gut auf eine knappe Stunde kürzen können. Der finale Plot ist nicht übermäßig spannend, aber unerwartet für den mitdenkenden Hörer. Es geschieht nichts wirklich Böses und am Ende wird alles gut. Denn wenn es nicht gut wäre, wäre es ja nicht das Ende.
Fazit
Ein atmosphärisch dichtes Hörspiel das Freunden der alten englischen Soft-Krimis gefallen mag. Um als Serie erfolgreich zu sein, braucht es aber deutliche Steigerungen in allen Bereichen.
Harry Kühn, Audiamo
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