Der Puppenwald
- Edition M
- Erschienen: Februar 2024
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Gut konstruiert und spannend.
Die 16-jährige Jessica wird von einem Mann verschleppt und in einem abgelegenen Haus im Wald festgehalten. Kommissarin Evelyn Holm übernimmt den Fall. Während die Suche nach dem Täter auf Hochtouren läuft, setzt sich nach und nach das Bild eines ganz besonderen Entführungsfalls zusammen.
Eine echte Barbie für die Tochter
Früh wissen wir, dass Jessica ihrem Peiniger entkommen konnte. Das entführte Mädchen erzählt in den Gesprächen mit der Polizei rückblickend von den Ereignissen im Haus. Und die haben es in sich. Denn offenbar musste Jessica als lebendige Puppe für die Tochter des Entführers herhalten und einiges über sich ergehen lassen. Evelyn Holm geht entsprechend behutsam mit den Ermittlungen vor. Die gestalten sich mühsam. Zudem muss sie sich auch in den eigene Reihen Respekt verschaffen.
Saskia Calden führt so zwei Zeitstränge mit guter Dynamik abwechslungsreich zusammen und uns gleichzeitig geschickt an der Nase rum. Denn sie streut immer wieder - fast schon zu offensichtlich - Hinweise ein, die uns schnell konkrete Vermutungen anstellen lassen. Doch so einfach ist es dann eben doch nicht. Immer wieder werden wir - ebenso wie Evelyn Holm - von den weiteren Enthüllungen überrascht.
Die Ereignisse im Haus werden atmosphärisch erzählt. In einem dichten Kammerspiel entfaltet sich zwischen Jessica, dem Entführer und seiner Tochter ein besonderes Beziehungsgeflecht. Jessica ist körperlichen und psychischen Qualen ausgesetzt, sucht nach einer Fluchtmöglichkeit. Dabei wird die düstere, angespannte Grundstimmung immer wieder durchbrochen von fast liebevollen Momenten, die uns allerdings nur zart hoffen lassen, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Doch die Tochter des Entführers scheint der Skrupellosigkeit ihres Vaters in nichts nachzustehen.
Mit Evelyn Holm schafft Saskia Calden einen sympathischen Ankerpunkt. Die Ermittlerin erhält ausreichend Konturen, damit sie in den ansonsten wenig tiefgründigen aber gut aufgestellten Figuren hervorsticht. Aber vielmehr konzentriert sich die Autorin hier auf einen gut aufgebauten Spannungsbogen, der sich auch über die gesamte Distanz von 380 Seiten halten kann. Auch wenn man spät ahnen mag, welche Richtung der Thriller einschlagen könnte, wirklich vorhersehbar ist die Auflösung nicht. Um mehr Tempo zu machen, geht mir Saskia Calden zum Finale dann aber etwas sehr großzügig und forsch mit den Wendungen um, aber das Überraschungsmoment bleibt definitiv auf ihrer Seite.
Fazit
„Der Puppenwald“ ist ein gut konstruierter und spannender Thriller, der mich mit einem zudem unerwarteten Ende zufrieden zurücklässt.
Saskia Calden, Edition M
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