Mode, Mord und Meeresrauschen

Auch Camper möchten einmal etwas anderes sehen als Vorzelte, Gasgrills und Klapptische - und so haben sich die beiden Camper-Ehefrauen Jutta und Anne schon lange auf die Modenschau gefreut, die der berühmte Designer Marc van de Velde im eher beschaulichen Middelburg veranstaltet. Aber das Vergnügen nimmt ein jähes Ende, als van de Velde blutend zusammenbricht, hat ihm doch jemand eine Schneiderschere in den Rücken gerammt.

Selbstverständlich nimmt die niederländische Polizei unverzüglich ihre Ermittlungen auf.  Das aber beendet auch das geplante vergnügte Wochenende von Piet van Houvenkamp, war dieser doch endlich zu seiner Langzeit-Stillen-Liebe Isabelle unterwegs und hoffte, ihre Beziehung endlich auf eine neue Schiene zu setzen. Anstelle von Liebesgeflüster steht nun das Führen von Verhören auf der Tagesordnung; und als ob das nicht schlimm genug wäre, ist die Camper-Clique um Jutta und Anne wild entschlossen, Inspecteur van Houvenkamp bei seinen Ermittlungen zu unterstützen. Ob der das nun will - oder nicht.

Die gut gelaunten Camper und der manchmal missmutige Inspecteur

In seinem mittlerweile vierten Krimi um die vergnügte deutsche Campergruppe im holländischen Middelburg und ihre mehr oder weniger verheerenden Ermittlungsversuche, führt der Kölner Autor und Comedian Bernd Stelter seine Leserinnen und Leser in die Welt der Mode. Nach dem Tod des berühmten Modeschöpfers Marc van de Velde, der offensichtlich auf sehr vielen Hochzeiten tanzte, stolpern die Camper durch die Welt des Models und Designer und stellen fest, dass sie sich auf diesem glatten Parkett doch ein wenig schwer tun. Stelter hat diese Kontraste mit seinem berühmten augenzwinkernden Humor beschrieben. Es ist auch dann weniger der Krimi, der fesselt, sondern das Menschliche, das seine bodenständigen Camper auszeichnet.

Mir gefiel in diesem Roman auch gut, dass Stelter einiges über die Geschichte Middelburgs und von Zeeland erzählt. Die Leserinnen und Leser, die auf den Spuren des Inspecteurs - oder auch seiner ungeliebten Hilfssheriffs - wandern wollen, erhalten einiges an Veranstaltungs- oder Restauranttipps, ohne dass hier die Fülle erreicht wird, die mich im dritten Band teilweise fragen ließ, ob der Herr Insepecteur über ein geheimes Zusatzeinkommen verfügte, hätte sich doch kaum jemand diese Anzahl an Restaurantbesuche leisten können. Stelter dürfte aber auch generell vielen Menschen aus Nordrhein-Westfalen aus der Seele sprechen, ist der kurze Oster- oder Pfingst- oder Herbstausflug an die recht nahe liegende holländische Küste schon fast eine "Pflichtveranstaltung". Aus vielen Passagen klingen immer wieder Stelters Liebe zu Zeeland an und seine Freude an einfachen Dingen - gepaart mit ein bisschen Sticheleien gegen die "Schicki-Micki-Gesellschaft“, schafft das viele humorvolle Situationen.

Und was ist mit dem Krimi?

Natürlich spielt ein Krimi in diesem "Cosy-Umfeld" schon einmal grundsätzlich die zweite Geige. Dennoch erzählt Stelter einen gut konstruierten Krimi, bei dem sicher jede/r Leser*in einen "Täter-Favoriten" hat. Natürlich wären die Ermittlungen der Polizei auch nur die "halbe Miete" ohne das Herumstolpern, der Campertruppe, die sich mit größtenteils untauglichen Methoden an den Untersuchungen beteiligt. Dennoch können sie zum Schluss doch recht stolz einen neuen Meilenstein verkünden, ist es doch einmal die Polizei gewesen, die auf sie zugeht und die sie mit tatsächlich hilfreichen Hinweisen unterstützen konnten.

Fazit

Bernd Stelter präsentiert seinen neuen, hübschen und humorvollen Krimi über einen Mord zwischen Mode und Meeresrauschen und sorgt damit für kurzweilige Unterhaltung. Darauf ein schönes, kühles Grimbergen!