Ermittlungen im Bibelgürtel der Färöer Inseln.
In einer kleinen Gemeinde auf den Färöer Inseln bietet sich ein schrecklicher Anblick: In der örtlichen Kirche liegen vier blutüberströmte Priester, die mit Waffen zum Grindwalfang zu Tode kamen. Alles sieht nach einem rituellen Selbstmord aus, doch wo steckt der Gemeindepfarrer? Ermittler Lucas Stage und Kriminaltechnikerin Sidsel Jensen fliegen aus Kopenhagen ein, um den Fall zu untersuchen. Für Sidsel ist es eine Rückkehr in ihren Heimatort, den sie vor über zwanzig Jahren aus gutem Grund verlassen hat. Jetzt muss sie sich ebenso ihrer Vergangenheit stellen, wie ihrem exzentrischen Kollegen Stage.
Zweiter Band der Reihe
Mit „Nacht“ hat Thomas Bagger die Gemüter gespalten. Nicht alle fanden das Debüt zur Task-Force-14-Reihe lesenswert. Weder Plot noch Figurenzeichnung konnten die Kritiker überzeugen. Das dürfte bei „Feuer“ nicht anders sein, denn gerade die Kritikpunkte Brutalität und Frauenbild haben im zweiten Teil der Serie keinen Fortschritt gemacht. Der Plot basiert wiederum auf Gewalt, die scheinbar Spannung erzeugen soll, aber damit eigentlich genau das Gegenteil erreicht. Nur wer unbedingt Blut und Brutalität braucht und mit subtilem Nervenkitzel zur Generierung von Spannung nichts anzufangen weiß, dürfte vom Plot begeistert sein. Zwar schafft es Bagger durch Rückblicke und Wendungen die Handlung voranzutreiben, doch inhaltliche Fehler und ein nicht gerade sehr elaborierter Stil machen ihn nicht besser. Hinweise auf Traditionen der Walfänger, Schilderung des Lebens in der Abgeschiedenheit und die atmosphärisch gelungene Darstellung der kargen Landschaft auf den Färöer sind da willkommene Lichtblicke. In diesem Zusammenhang ist es auch bedauerlich, dass der Originaltitel „Den nittende ø“ nicht wörtlich mit „Die neunzehnte Insel“ übersetzt wurde. Und anders als im ersten Band, sind es gerade die Figuren, die zum Weiterlesen animieren.
Bibeltreue Christen und Lucas Stage
Wenn man sich im Bibelgürtel unter lauter streng gläubigen Christen bewegt, ist ein veraltetes Frauenbild fast vorprogrammiert. Die Dominanz der Männer ist im kleinen Örtchen Gøta allgegenwärtig zu spüren. Doch auch für Lucas Stage sind Frauen hauptsächlich Beute, die es zu beherrschen gilt. Das allein macht ihn schon zu einem unausstehlichen Charakter. Aber Bagger zeigt mit der Figurenzeichnung Stages auch, dass ein Charakter nicht sympathisch sein muss, um für die Leserschaft interessant zu werden. Neben der Frauenfeindlichkeit, schreibt er Stage auch einen überaus korrupten und moralisch absolut verwerflichen, empathieunfähigen Charakter zu. Das verhindert jegliche Sympathie für den arroganten Ermittler, macht ihn aber nichts desto trotz bemerkenswert. Anders seine weibliche Kollegin Sidsel, die eigentlich eine überaus starke Persönlichkeit ist und dennoch bei Stage Schutz sucht – bedauerlich für sie und für die Leserschaft. Aber obwohl sie wieder auf alte Verhaltensmuster reduziert wird, ist ihr Kampf mit der Vergangenheit zu spüren, der wiederum auf das Frauenverständnis im Bibelgürtel hinausläuft. Lucas und Sidsel schaffen es, dass man am Ball bleibt, obwohl die Logikfehler zunehmen und schließlich ausgerechnet das aktuelle Thema der Transsexualität auch noch herhalten muss. Der Schluss bestätigt dann leider endgültig alle Bedenken in Sachen Brutalität und Frauenbild und macht nur bedingt Lust auf weitere Bände aus der Reihe.
Fazit
Der zweite Band der Task-Force 14-Reihe überzeugt höchstens durch eine gut geschilderte Atmosphäre und durch einen unsympathischen Protagonisten. Doch der vor Brutalität strotzende Plot mit nur wenig Spannung lässt nur bedingt Vorfreude auf den dritten Teil aufkommen.
Thomas Bagger, Knaur
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