Der Kriminalist - Die Logik des Todes (Ein Fall für Detective Cross 2)
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2024
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Ein glaubwürdiger Fall mit einem besonderen Ermittler.
Als eine Leiche auf einem Abrissgelände gefunden wird, steht für Detective Sergeant George Cross von der Avon und Somerset Police in Bristol schnell fest, dass es sich um Mord handelt. Zusammen mit seiner Kollegin DS Josie Ottey nimmt Cross die Ermittlungen auf. Eine erste Spur führt die beiden zum Avon Cycling Club, bei dem das Opfer Mitglied war. Der ambitionierte Amateurrennfahrer plante mit seinem Team an einem Rennen in Frankreich teilzunehmen. Um dort erfolgreich zu sein, waren ihm anscheinend alle erlaubten und auch unerlaubten Mittel recht. Doch wer sollte einen Grund haben, ihn deswegen zu töten? Bei ihrer Recherche stoßen Cross und Ottey auf immer mehr Ungereimtheiten. Doch trotz Budgetkürzungen, unzuverlässigen Zeugen und Kollegen, die darauf drängen, den Fall abzuschließen, leitet Cross eine sorgfältige Untersuchung ein, die Eifersucht, Ehrgeiz und eine Familie, die zunehmend auseinanderbricht, ans Licht bringt.
Alleskönner Tim Sullivan
Der Engländer Tim Sullivan ist nicht nur Schriftsteller, sondern vor allem ein erfolgreicher Drehbuchautor, Regisseur und TV-Produzent. Zudem hat er Real- als auch Animationsfilme für Hollywood geschrieben. Tim Sullivan wurde in Deutschland geboren, wo sein Vater bei der Royal Air Force stationiert war. Heute lebt er mit seiner Frau, der Emmy-Gewinnerin und Produzentin Rachel Purnell, im Norden Londons.
Seine Reihe um den sozial unbeholfenen, aber brillanten und äußerst hartnäckigen DS George Cross erfreut sich in Großbritannien großer Beliebtheit. Dort sind bereits sechs Romane um den unorthodoxen Ermittler veröffentlicht worden, zuletzt im Januar 2024 „The Teacher“. Bei Blanvalet erscheint nun in Deutschland mit „Die Logik des Todes“ der zweite Band der Bristol-Reihe.
Der besondere Ermittler
DS George Cross ist ein etwas anderer Ermittler: Dank seiner Präzision und schon manischen Hingabe für Logik, Routine und Verhaltensmuster löst er jeden Fall. Diese Detailversessenheit ist es, die ihn zum erfolgreichsten Ermittler von Somerset und Avon macht. Vor allem aufgrund seiner deduktiven Fähigkeiten und seiner Beharrlichkeit ist Cross bei der Bristoler Polizei längst eine Legende im Verhörraum. Dort hat sich seine Unbeholfenheit im Umgang mit Menschen sogar als nützlich erwiesen. Cross ist bekannt dafür, unorthodox an die Fälle heranzugehen und vieles aus einem anderen Winkel zu betrachten. Gleichzeitig bereiten ihm die soziale Kommunikation und Interaktion große Schwierigkeiten. Empathie ist ihm ebenso fremd wie ein Verständnis für Ironie. Dies alles hat einen Grund: DS George Cross hat Asperger, eine milde Form von Autismus.
Selbstredend fühlt man sich bei seinem Auftreten an Adrian Monk, die Hauptfigur der gleichnamigen US-Serie, erinnert. Auch wenn Cross - anders als Monk - nicht unter diversen Phobien leidet, zeigen sich bei beiden gewisse Zwangsstörungen bzw. Rituale (z. B. beim Essen oder festen Terminen) sowie Probleme im Umgang mit Menschen. Beide Protagonisten zeichnen sich aber - auch wegen ihrer Genauigkeit und Besessenheit - als kluge, intelligente Ermittler aus.
Dem passionierten Orgelspieler Cross zur Seite gestellt wird DS Josie Ottey, eine alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Die selbstbewusste Ermittlerin, die anscheinend die einzige in der Abteilung ist, die es mit dem ungewöhnliche Kollegen aushält, hat es sich neben der Leitung des Teams zur Aufgabe gemacht, Cross zur Seite zu stehen und ihn schrittweise zu „sozialisieren“.
Chef der Abteilung ist der noch junge, aber ambitionierte DSI Carson. Besonders wegen der Einsparung von Ressourcen während der Ermittlungsarbeit kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen ihm und dem Team. Eine interessante Nebenfigur ist die junge PSI-Auszubildende Alice Mackenzie, der es noch schwer fällt, mit der direkten, wenig einfühlsamen und oftmals schroffen Art von Cross klarzukommen, und die sich noch zu wenig wertgeschätzt fühlt.
Überzeugende Darstellung
Bei allen Besonderheiten der Teammitglieder übersieht man schnell, dass es Autor Tim Sullivan gelingt, eine zunehmend packende, wendungsreiche und kluge Handlung zu entfalten, die überaus glaubwürdig erscheint. Dazu gehört eine authentische Ermittlungsarbeit, da nicht jeder Ansatz ein Erfolg ist, oftmals tagelanger Stillstand eintritt und so manche Spur in einer Sackgasse endet. Dennoch schafft es Sullivan auch wegen gewitzter Dialoge und besonders dem respektvollen, aber besonderen Umgang zwischen Cross und Ottey, dass keine Langeweile aufkommt. Vor allem aber nimmt der Autor seinen Protagonisten mit seinen Eigenheiten ernst. Dies zeigt sich besonders im liebevollen und einfühlsamen Miteinander von Cross und seinem Vater.
Fazit
Auch wenn die Idee eines besonderen Ermittlers nicht neu ist, gelingt die Umsetzung auch im zweiten Band der Bristol-Reihe. Man gewöhnt sich immer mehr an das Team, weshalb zunehmend nicht mehr dessen Eigenarten, sondern der vorliegende Fall in den Fokus rückt. Tim Sullivan bietet erneut typisch britische Spannung. Vor allem aber überzeugt er mit einer gelungenen Figurendarstellung und einem glaubwürdigen Fall.
Tim Sullivan, Blanvalet
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