Acht Wölfe
- Heyne
- Erschienen: September 2023
- 2
Survival-Drama und Wildnis-Ratgeber.
Drei Wochen fernab von Zivilisation, Alltag und persönlichen Problemen - dazu finden sich acht Menschen erwartungsvoll im Wood Buffalo Park in Kanada ein. Nur auf sich allein gestellt, hoffen sie auf eindrucksvolle Natur und gemeinsame Abenteuer. Doch es soll gänzlich anders kommen als geplant.
Keine Ferienfreizeit
Erst kürzlich hat es mich mit acht Teilnehmern einer vermeintlichen Reality-Show auf „Die Insel“ (Thriller-Debüt von Sarah Goodwin) verschlagen. Diesmal also geht es mit acht Abenteurern in die Wildnis. Mit ordentlich Schwung legt Ulla Scheler in ihrem ersten All-Age-Roman los. Auf den ersten Seiten treffen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichen Regionen ein, tauschen sich aus und dann befinden wir uns auch schon auf dem Weg in den Park.
Ulla Scheler stellt eine facettenreiche Truppe zusammen. Motivation und Herkunft, sowie die psychische und physische Konstitution der Einzelnen versprechen viel Potential zur Ausgestaltung der Dramaturgie. Die anfängliche Lager-Romantik und die noch währende Vorfreude auf eine harmonische gemeinsame Zeit werden dann schon nach wenigen Tagen erschüttert. Der anfangs sympathische Nick, ihr Guide in der Wildnis, entpuppt sich als Mitglied einer Verbrecherorganisation. Schon nach kurzer Zeit geht es für die acht ums Überleben.
Es ist kein neues Ausgangsszenario, das Ulla Scheler in „Acht Wölfe“ entwirft. Doch das erste Viertel des Buches liest sich überaus flott und spannend. Dank der lebendigen Sprache, der man Ulla Schelers Ursprung im Jugendroman durchaus anmerkt, werden wir von den Ereignissen mitgerissen, erleben die sich verändernde Gruppen-Dynamik und die sich zuspitzende Lage in der unbekannten Natur. Und die Autorin macht schnell klar, dass das hier keine Ferienfreizeit mehr wird.
Von Hunger und Durst
Dann aber schwenkt Scheler auf den eigentlichen Kern der Geschichte ein. Der kriminelle Aspekt der Handlung liefert lediglich das auslösende Element für den nun anstehenden Überlebenskampf der acht jungen Frauen und Männer. Nach und nach verschärft sich die Lage, alle müssen zusammenhalten, Entscheidungen treffen. Wir sind fortan dabei, wenn es um Wasservorräte oder Nahrungssuche geht. Wir begleiten die Gemeinschaft beim ziellosen Umherlaufen, der Zubereitung von Speisen, der Verrichtung der Notdurft, es müssen Unterschlupfe für die Nacht gefunden, sogar Behausungen errichtet werden, denn auch das Wetter soll sich gegen sie stellen. Und dann sind da noch die wilden tierischen Bewohner der Parks.
Ulla Scheler schildert das zwar lebendig, doch gerät mir das zu detailverliebt, zudem schleichen sich Wiederholungen und damit Längen ein. Schon bald habe ich den Eindruck, ein Wildnis-Tutorial oder einen Survival-Ratgeber zu lesen. Auch wenn sich immer wieder vereinzelte dramatische Zwischenfälle ereignen, schwelende Konflikte das Zusammenleben erschweren, es auch etwas Annäherung untereinander gibt, die Figuren verflechten sich trotz der Ausnahmesituation nicht genügend, bleiben blass und erhalten auch bis zum Ende nur wenige weitere Konturen. Diese aber weniger durch packende Dialoge, sondern im Wesentlichen durch die persönlichen Gedankengänge der Protagonisten. So bleibt es zwischen allen unerwartet distanziert und immer wieder hinterfrage ich auch manches Verhalten. Erst zum Schluss wird es nochmal packender, ein schicksalhafter Moment rüttelt wach.
In einer Anmerkung weist Ulla Scheler noch auf ihre Homepage hin, wo sie Infos zu Recherchen für „Acht Wölfe“ zusammengestellt hat. Doch leider konnte ich diese bei meinem Besuch nicht entdecken.
Fazit
Trotz packendem Auftakt gerät mir der Roman über weite Strecken dann doch zu gleichförmig mit nur wenigen richtigen Höhepunkten. „Acht Wölfe“ bleibt am Ende ein unterhaltsam geschriebenes, aber wenig anspruchsvolles oder aufwühlendes Survival-Drama in der Wildnis Kanadas.
Ulla Scheler, Heyne
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