Hildur – Die Spur im Fjord

  • Heyne
  • Erschienen: Oktober 2023
  • 9
Hildur – Die Spur im Fjord
Hildur – Die Spur im Fjord
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Carola Krauße-Reim
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2023

Wenig geglückter Auftakt einer Trilogie

Obwohl Island ein Staat mit sehr wenigen Einwohnern ist, kommen so einige Thriller Autoren und Autorinnen von dort. Jetzt ist eine neue dazugekommen. Satu Rämö kommt zwar ursprünglich aus Finnland, hat sich aber während eines Auslandssemesters in Island verliebt und während des vierten Aufenthaltes auf der Insel auch in einen Isländer. Jetzt lebt sie mit Mann und zwei gemeinsamen Kindern in Ísafjörður, dem Ort in dem auch der Auftakt zur Trilogie rund um Ermittlerin Hildur spielt.

Was haben die Toten gemeinsam?

Vor vielen Jahren verschwanden die beiden Schwestern von Hildur Rúnarsdóttir. Heute leitet sie die Abteilung für vermisste Kinder in den Westfjorden, wohl dem entlegensten und einsamsten Teil Islands. In ihrer Freizeit surft sie in den eisigen Fluten oder stählt ihren Körper durch exzessives Training. Als ein Mann mit durchtrennter Kehle gefunden wird, muss auch Hildur ran. Als dann noch zwei weitere Morde geschehen ist klar, dass hier einer der sehr seltenen Serienmörder in Island am Werk ist. Aber Hildur und ihr Team stehen vor einem Rätsel, denn lange ist nicht klar, was das Motiv für die grausamen Taten sein könnte. Dann schließt sich der Kreis, der auch einen Hinweis zu Hildurs Schwestern zu geben scheint.

Anfängerfehler

Eigentlich könnte die Geschichte durchaus spannend sein, jedoch begeht die Autorin so ziemlich jeden Anfängerfehler, der möglich ist. Der Plot strotzt nur so vor inhaltlichen Fehlern, die ich hier im Einzelnen gar nicht aufzählen kann. So ist z.B. eine Straße komplett verschneit und für Autos unbefahrbar und dennoch kommt ein paar Sätze weiter auf einmal ein Fahrzeug ohne Schwierigkeiten durch. Oder Hildur lässt alle Fenster der Wohnung offen, weil sie nach dem Joggen zurückkehren will, behauptet aber kurz darauf direkt auf dem Weg zur Arbeit zu sein. Und dann Hildurs neuer Kollege, der eigentlich ein finnischer Praktikant aus Norwegen ist und nur wenig Isländisch versteht und noch weniger spricht. Wo ist denn so etwas möglich? Selbst Hildurs Job als Ermittlerin auf einer eigenen Stelle für vermisste Kinder lässt durchaus Stirnrunzeln zu: Gibt es so viele vermisste Kinder in Island, die eine eigene Abteilung benötigen und das auch noch in den Westfjorden? So geht es munter weiter, bis man sich zum Schluss auch noch fragen muss, wie wohl der Titel zustande kam, denn von einer Spur im Fjord ist auf den mehr als 360 Seiten nichts zu sehen. Was die Spannung aber endgültig zunichtemacht, ist der ständige Infodump. Hier wird viel Nebensächliches breit ausgetreten, das zum Vortrieb des Geschehens überhaupt nicht beiträgt. Natürlich ist es interessant, näheres zu über Island und seine Bewohner zu erfahren, aber nicht in einem Krimi.

Hildur und Jakob

Bei ihren beiden Protagonisten wollte Rämö scheinbar knorrige und unverwechselbare Charaktere schaffen. Was ihr auch gelungen ist. Leider ist dabei aber eine Hildur herausgekommen, die man kaum als Sympathieträgerin bezeichnen kann. Ihre ständige Konzentration auf ausreichend Training, ihr Surfen in eisiger See, sogar ihre Art zu Essen macht sie eher zu einer Person, mit der man sich nicht anfreunden möchte. Anders bei Jakob, der im Gegensatz zu seiner Kollegin, die Leserschaft ein wenig an die Geschichte binden kann. Rämö hatte die ungewöhnliche Idee, ihm Stricken als Hobby zu geben, was an sich eine nette Abwechslung ist. Doch leider strickt er ständig, sogar bei Dienstbesprechungen während der Mordermittlungen und lässt sich zudem sehr ausgiebig über die unterschiedlichen Garne und die Schwierigkeiten, einen schönen Islandpullover zu stricken, aus.

Ein Ende mit Schrecken

Die Geschichte zieht sich ewig lang hin, ohne dass wirklich viel passiert. Erst zum Schluss nimmt sie ein wenig Fahrt auf. Und dann wird auch klar, was die eingeschobenen sehr kurzen Kapitel aus einer anderen Perspektive bedeuten. Dennoch ist das Finale eher ernüchternd, denn das Motiv für die drei Morde ist mehr fraglich als logisch und kommt zudem etwas sehr plötzlich. Nur die Frage, was aus Hildurs verschwundenen Schwestern geworden ist, animiert vielleicht, die Trilogie nicht schon nach dem ersten Band ad acta zu legen.

Fazit

Auftakt zu einer Trilogie, der durch inhaltliche Fehler und ständigem Infodump wenig Lust auf die Nachfolgebände macht. Wer sich aber davon nicht entmutigen lässt, wird mit zwei, bereits angekündigten, weiteren Fällen für Hildur und Jakob belohnt und erfährt vielleicht auch, was mit Hildurs verschwundenen Schwestern geschah.

Hildur – Die Spur im Fjord

Satu Rämö, Heyne

Hildur – Die Spur im Fjord

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