Wahre Verbrechen 2

  • Blanvalet
  • Erschienen: November 2023
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Sabine Bongenberg
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2023

Nichts ist so schrecklich, wie die Realität.

Christine Brand arbeitete als Reporterin und Gerichtsberichterstatterin. Sie nahm an Verfahren teil und versuchte zu verstehen, was Täterinnen und Täter zu ihren Taten bewegte. Sie sah das Elend der Menschen, die diesen Verbrechern zum Opfer fielen, erfuhr von ihren Kämpfen, wieder ein normales Leben führen zu können und kam auch gelegentlich den Tätern zu nahe. Sie berichtet von sechs realen Fällen und zeigt bedrückend, dass manchmal das Leben selbst Kriminalfälle initiiert, die erschreckender sind, als die Fiktionen vieler Autoren.

Nicht alles ist einfach und klar

Christine Brand berichtet in ihrem neuen Band über sechs Fälle, die sie bei ihrer Tätigkeit als Gerichtsreporterin besonders mitgenommen oder auch persönlich berührt haben. Alle Fälle haben sich in der Schweiz ereignet und so sind sie uns ins Deutschland vermutlich nur ausnahmsweise bekannt. Dennoch - egal ob in der Schweiz, in Deutschland oder möglicherweise auch in ganz anderen Ecken auf dem Globus: Brand berichtet von schrecklichen Verbrechen, von mitgenommenen Opfern und - nicht zuletzt - von erschreckend kaltschnäuzigen Tätern. Nicht jede Tat kann klar aufgeklärt werden. Aber das macht vieles an Brands Fällen noch einmal besonders. Manchmal bleibt ein letzter, kleiner Zweifel an der Täterschaft und einmal mehr ist es wie im richtigen Leben. Wünschen wir uns nicht, dass alles klar und einfach aufgeklärt wird und bleibt dennoch so manches im Zwielicht?

Zu nah gekommen....

Brand beschreibt neben diesen Berichten über ihre Tätigkeit im Gerichtssaal, wie sie einem Täter zu nahe kam. Der Leser verfolgt hier ein gefährliches Spiel, das aus Arglist und überzeugender Selbstdarstellung besteht und erfährt, dass auch Christine Brand nicht unantastbar von Furcht ist.

Letztendlich erfolgt auch in dieser Geschichte keine hundertprozentige Aufklärung, dennoch kann der/die Leser/-in sich einen recht deutlichen Eindruck verschaffen. Ohne es direkt anzusprechen, kann hier vielleicht sogar eine Warnung herausgelesen werden. Manchmal möchten wir vielleicht doch zu gerne einem beeindruckenden Menschen glauben und sollten das besser einmal überdenken.

Brands großer Verdienst ist, dass die sechs vorgestellten Fälle klar und einfach, aber nicht reißerisch geschildert werden. Ehrlich gesagt, bin ich nicht der größte Freund von "True Crime", da ich mich manchmal frage, warum Gewalt, Brutalität und Schmerz an die Öffentlichkeit gezerrt werden müssen. Hier aber werden die Fälle so geschildert, dass insbesondere ein Gefühl bei den Leser/innen erweckt wird: Das tiefe Mitgefühl mit denen, die plötzlich aus ihrer sicherlich nicht immer heilen, aber selbst gewählten und sicheren Welt gerissen wurden.

Fazit

Christine Brand erzählt bewegende "True Crime" Geschichten, die insbesondere denjenigen, deren Welt plötzlich und brutal verändert wurde, eine Stimme verleiht.

Wahre Verbrechen 2

Christine Brand, Blanvalet

Wahre Verbrechen 2

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