Die Zeugin
- Blanvalet
- Erschienen: Dezember 2023
- 0
Spannende Flucht durch die USA.
Als die junge, aufstrebende Rechtsanwältin Kendall Deaton seinerzeit den charmanten Herausgeber Matt Burnwood heiratete, da hing der Himmel voller Geigen. Fast hätte sie meinen können, die gesamte Bevölkerung des amerikanischen Südstaaten-Städtchens Prosper nahm an ihrem großen Tag teil. Nur die Calloways fehlten und das wunderte die Braut doch schon ein bisschen, wenn auch ihr Schwiegervater der Meinung war, dass das schwarze Ehepaar ein wenig fehl am Platze gewesen wäre. Vielleicht hätte Kendall es da schon auffallen sollen - aber am Hochzeitstag denkt man über so vieles nach und nicht alles führt zu einem Ergebnis. Dann aber überschlugen sich die Ereignisse und jetzt ist Kendall mit ihrem Ehemann auf der Flucht. Nimmt man es genau, ist sie mit einem Mann auf der Flucht, von dem sie sagt, er sei ihr Ehemann. Der kann nicht allzu viel dazu sagen, hat er doch bei einem Autounfall sein Gedächtnis verloren. Eigenartig nur, dass seine Frau manchmal ganz froh darüber zu sein scheint.
Spannende Erzählung - neu aufgelegt
Schon bei der Lektüre des Romans erscheint einiges - im Vergleich zu aktuellen Romanen - ein wenig altmodisch. Wer etwas tiefer schürft, stellt dann auch alsbald fest, dass es sich bei diesem Buch um eine Neuausgabe handelt. Erstmalig veröffentlich wurde der Thriller offensichtlich im Jahr 1999 und Sandra-Brown-Fans sollten daher beim Kauf und bei der Freude über einen neuen Titel ein wenig genauer hinschauen.
Dennoch - Brown erzählt eine spannende Geschichte. Unvermittelt wird der Leser in die Handlung katapultiert, als sich die junge Rechtsanwältin Kendall Deaton mitsamt ihrem kleinen Sohn in der Notaufnahme des Krankenhauses wiederfindet. Beide haben mit viel Glück einen schweren Autounfall überlebt und es ist allein Kendalls mutigem Einsatz zu verdanken, dass auch ihr Mann gerade noch rechtzeitig aus dem zerstörten Auto gerettet werden konnte. Dennoch wird alsbald klar, dass irgendetwas hier nicht stimmt. Die Autorin entwickelt hier ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem aber über weite Strecken unklar ist, wer denn die Rolle des Vierfüßlers übernommen hat.
"Prosper ist ein netter, sauberer Ort. Wir ersticken verderbliche Entwicklungen schon im Keim."
Sandra Brown baut ihren Thriller über Erzählungen der Gegenwart und über Sprünge in die Vergangenheit auf. So wird eine spannende Diskrepanz geschaffen, als der/die Leser*in zuerst erfährt, dass Kendall in dem gut geordneten Südstaatenstädchen Prosper mit dem charmanten Matt eine Traumhochzeit feierte um dann anschließend zu erfahren, dass offensichtlich mit dieser Ehe dann doch etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Zugegeben - seit dem Roman und dem Film über die Frauen von Stepford misstraut jede/r Leser*in sicherlich der allzu heilen Welt. Mit dem, was aber hier sukzessive zum Vorschein kommt, damit hätte vermutlich dann doch niemand gerechnet. Die Autorin erzählt hier von unglaublichen Vorgängen und der/die Leser*in empfindet spannend und schmerzhaft mit, wie es ist, zuerst von einer Gesellschaft ausgeschlossen zu sein und ihr dann wesentlich näher als gewünscht zu kommen.
Eingebunden werden die Dramen der Vergangenheit in die aktuelle Flucht, die das Paar durchführt. Dieser Ast ist ein wenig schwächer als die Erzählungen aus der Vergangenheit, aber dennoch spannend zu lesen. Nicht nachvollziehbar sind für mich allerdings verschiedene Aspekte der sich natürlich auch entwickelnden Liebesgeschichte. Mich stört auch die betonte Schwarz-Weiß-Zeichnung bzw. sexuelle Überzeichnung einiger Personen.
Fazit
Sandra Brown erzählt einen spannenden, gut aufgebauten Thriller über eine eigenwillige Frau, die ihren eigenen Weg verfolgt und dabei NICHT bereit ist, über Leichen zu gehen. Berücksichtigt man die Erstveröffentlichung vor der Jahrtausendwende sind auch altmodische Gegebenheiten nachvollziehbar – dennoch, im Zuge einer Neuausgabe hätte man einiges vielleicht noch etwas mehr modernisieren können.
Sandra Brown, Blanvalet
Deine Meinung zu »Die Zeugin«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!