Twelve Secrets
- Goldmann
- Erschienen: Dezember 2023
- 4
Ein Geheimnis wäre vielleicht besser gewesen...
Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass Ben Harpers Mutter vollkommen unerwartet Selbstmord begann. Dabei hat seine Familie bereits zwölf Jahre zuvor landesweite mediale Aufmerksamkeit erregt, als Bens älterer Bruder Nick sowie dessen Freund Simon von zwei Mädchen kaltblütig und äußerst brutal getötet wurden. Zwanzig Jahre später ist Ben nun einer der besten Journalisten und True-Crime-Reporter des Landes und lebt wieder in seiner Heimatstadt Haddley. Während er noch mit der Idee seiner Chefin ringt, eine Story zum 10. Todestag seiner Mutter zu schreiben, erhält er Besuch von der Polizei. Einer der Mörderinnen seines Bruders wurde getötet - auf die gleiche Art wie damals Nick. Zusammen mit der Polizistin Dani Cash versucht Ben der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Dabei merkt er, dass die Bewohner in Haddley mehr wissen, als sie zu geben wollen. Jeder scheint ein Geheimnis zu hüten. Doch ist einer von ihnen tatsächlich ein Mörder?
Britischer Serienstart
Autor Robert Gold begann seine Karriere als Praktikant bei CNN in Washington, D.C., bevor er in die Verlagswelt wechselte und als Bucheinkäufer tätig war. Heute arbeitet er im Vertrieb für einen Verlag. Sein aktueller Roman „Twelve Secrets“ war ein Bestseller der „Sunday Times“ und wurde im März 2022 in Großbritannien veröffentlicht. Es ist der erste Teil einer neuen Krimiserie über den Journalisten Ben Harper und die junge Polizistin Dani Cash.
„Eleven Liars“, das zweite Buch der Ben-Harper-Reihe, wurde in Großbritannien 2023 veröffentlicht, Band 3, „Ten Seconds“, erscheint im Frühjahr 2024.
Robert Gold lebt heute im Londoner Stadtteil West Putney und seine neue Heimatstadt dient in seinen Thrillern als Inspiration für die fiktive Stadt Haddley.
Zuviel des Guten
Außer den „Twelve Secrets“ hat das Debüt von Autor Robert Gold leider wenig zu bieten. Der Roman ist zwar mit zunehmender Dauer leidlich spannend, aber weder die Figurendarstellung noch der Plot oder der Schreibstil können überzeugen. Alleine die Biografie der Figuren wird vollkommen überzogen dargestellt und bedient sich oftmals auch längst überholten Klischees. Kaum einer der Protagonisten trägt kein dunkles Geheimnis mit sich: Ehebruch, Vergewaltigung, uneheliche Kinder, Vertuschung, Machtgier, Tötungsdelikte und jede Menge Mord. Wo jede Anwaltskanzlei frohlocken würde, verzweifelt der Leser. Hier werden Motive und falsche Spuren mit dem Gießkannenprinzip großzügig verteilt. Auch wenn die Handlungsfäden am Ende zusammenlaufen, sind die einzelnen Geheimnisse der Bewohner oftmals hanebüchener Unsinn und ihr Handeln nicht ansatzweise nachvollziehbar.
Verblüffende Erkenntnis
Hinzu kommt, dass jeder irgendwelche Schicksalsschläge erlitten hat. Kaum einer hat keine toten Eltern, Brüder, Freunde oder Geschwister. Den Vogel schießt aber Ben Harper ab: Mit seinem Vater hat er kaum noch Kontakt, sein Bruder Nick wurde ermordet und seine Mutter nahm sich das Leben. Obwohl es für den Suizid keinerlei Grund gab, wird unser junger Journalist aber erst zehn Jahre später stutzig und erkennt, dass doch einige Fragen nicht geklärt wurden. Da er die Schuld bei der Polizei sieht, macht er sich selber auf Verbrecherjagd. Dabei verstößt er gegen so ziemlich jedes Gesetz - teilweise zusammen mit PC Dani Cash. Diese wird dafür aber keineswegs suspendiert, sondern darf weiter ermitteln. Sie scheint bei ihrer Vorgesetzten DS Barnsdale Artenschutz zu genießen, da sie wegen eines Fehlverhaltens von den übrigen Polizistinnen verbal und körperlich angegangen wird. Ihr Mann, der ebenfalls Polizist ist, sitzt seit diesem Vorfall im Rollstuhl. Zuletzt „ermitteln“ Harper und Cash aber auch nur kurze Zeit zusammen. Eigentlich ist die junge Polizistin im ersten Band eher eine Randfigur.
Schwache Erzählweise
Auch Golds Schreibstil weiß nicht zu überzeugen. Oftmals muss der Leser seitenlang rätseln, in welcher Zeit sich der Erzähler gerade befindet. Dies fördert nicht gerade den Lesefluss. Hinzu kommt, dass der Autor die einzelnen Figuren - von denen es einige gibt - vollkommen lieblos und wenig lebensecht darstellt, so dass man sich nicht nur wegen ihres uninspirierten Verhaltens an so manche Telenovela erinnert fühlt. Am Ende ist die Auflösung, bei der sich Ereignisse wahrlich überschlagen, ebenso überraschend wie abwegig, ja nahezu grotesk, so dass der Roman auch keinen versöhnlichen Abschluss findet.
Fazit
Nicht jeder, der im Verlagswesen arbeitet, ist auch direkt ein guter Schriftsteller. Zumindest hat der Debütroman Robert Golds noch deutlich Luft nach oben. Lobpreisungen wie die von Karen Slaughter („Sie werden dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen können!“) darf man zumindest stark in Zweifel ziehen. Insgesamt kann der erste Band der Ben-Harper-Reihe nur wenig überzeugen.
Robert Gold, Goldmann
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