Moosgrab
- HarperCollins
- Erschienen: Januar 2023
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Enttäuschend
Fredrik P. Winter ist hauptberuflich Anwalt, doch seine Nächte widmet er dem Schreiben. Bis jetzt sind in Deutschland seine beiden Thriller „Der Gräber“ und „Moosgrab“ erschienen. Selbst in Trollhättan, einer kleinen Stadt in Südschweden, geboren, nutzt er sie hier als Schauplatz für eine Tragödie: Die kleine Mira ist spurlos verschwunden.
Was ist mit Mira geschehen?
Die 12-jährige Mira Stare ist spurlos verschwunden. Suchtrupps durchkämmen den Wald und suchen trotz eisigen Wetters die ganze Gegend um den berühmten Wasserfall und an den Ufern des Vänern ab. Doch sie finden nicht Mira, sondern nur ihre rote Jacke, die ein kleines Skelett umhüllt. Das Ganze ist schon tragisch genug, doch Miras Mutter, Kristina, ist die Königin der True-Crime-Krimis in Schweden und damit schnell auch Objekt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Was aber niemand ahnt – sie weiß, wer die gefundene Tote ist und auch, was ihr passierte. Und nicht nur Kristina wird von der Vergangenheit eingeholt, auch ihre drei Freunde, die damals dabei waren. Als eine Lösegeldforderung für Mira eingeht, verdächtigen sie sich gegenseitig der Entführung.
Konstruiert und unlogisch
Fredrik P. Winter tut alles, um seine Geschichte zu einem Thriller zu machen. Anfangs klappt das auch ganz gut, die Suche nach Mira schiebt die Spannung gehörig an. Doch sobald das Skelett gefunden wird, ist es für alle Leser, die gerne logische und glaubhafte Plots lesen vorbei. Wie kann man einem SKELETT eine Jacke anziehen und es auch noch in eine Baumwurzel setzen? In diesem Stil geht es dann munter weiter. Das Geschehen wird einfach so konstruiert, dass die Geschichte funktioniert. Da helfen unterschiedliche Perspektiven auch nichts mehr. Selbst das Geschehen vor vielen Jahren, das scheinbar Grund für Miras Entführung ist, entbehrt jeder Realität. Warum haben die Kinder damals so reagiert? Dieser Gedanke muss jedem, der einigermaßen logisch denkt, in den Sinn kommen. Doch auf dieser völlig aus der Luft gegriffenen Aktion basiert das ganze Geschehen in „Moosgrab“. Die Suche der Polizei nach Mira wird nur ganz am Rande einmal erwähnt. Im Mittelpunkt stehen die vier ehemaligen Freunde, die sich nun gegenseitig der Entführung verdächtigen.
Kaum Spannung und schlechte Figurenzeichnung
Die Freunde von damals sind alle auf ihre Art durch das damalige Geschehen geprägt. Keine und keiner der vier ist wirklich glücklich. Alkohol und Drogen sind da noch die kleinsten Probleme. Was durchaus vielschichtige Charaktere hätten sein können, verkommen allerdings zu eindimensionalen Personen, denen jede Tiefe fehlt. Zudem sind sie alle unsympathisch, was an sich nicht unbedingt ein Mangel ist, aber durch die oberflächliche Zeichnung nicht ausreicht, um die Charaktere als starke Figuren auszumachen. Und um diese geht es dann während dem größten Teil des Thrillers. Ihre gegenseitigen Verdächtigungen und Maßnahmen, den anderen auf die Schliche zu kommen, sind so antriebslos beschrieben, dass der gesamte Mittelteil des Buches kaum Spannung generiert. Hier verlangt der Autor ganz schön viel Durchhaltevermögen. Erst ganz zum Schluss wird man zumindest marginal an das Geschehen gefesselt. Doch auch diese Spannung verpufft angesichts der Lösung, die genauso haarsträubend konstruiert ist, wie der übrige Thriller auch.
Flüssiger Stil mit kleinen Ausdrucksfehlern
Man muss Winter zugutehalten, dass er in einem flüssigen Stil schreibt. Doch was manchmal einiges Stirnrunzel oder sogar Lacher produziert, sind seine Ausdrucksfehler. Ob das schon im Original so zu finden ist oder ob es an der Übersetzung liegt oder einem schlechten Lektorat geschuldet ist, kann ich nicht sagen. Doch Sätze, wie z.B. „Jessikas eisblaue Augen waren wie üblich mit einer dicken Schicht Make-up bedeckt“ oder „Als er es aufhob, zierte ein breiter Sprung das ohnehin zerkratze Display. Es spielte keine Rolle, das Handy war eh hinüber. Aber noch funktionierte es“ sind zumindest undurchdacht.
Fazit
„Moosgrab“ hat viel Potential, das leider nicht genutzt wurde. Handlung und Charaktere enttäuschen und von Spannung kann kaum die Rede sein. Ein Buch, das man schon vergessen hat, sobald die letzte Seite gelesen ist – wenn man überhaupt so weit kommt. Wenn Sie einen packenden und vor allem logischen Thriller suchen, sind sie hier falsch.
Fredrik Persson Winter, HarperCollins
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