Verschwunden

Commissario Neri will endlich in den Ruhestand. Er sehnt sich nach einem ruhigen Fleckchen am Meer wo er seine Seele baumeln lassen kann. Doch plötzlich passieren um die toskanischen Städte Ambra und Siena merkwürdige Dinge. Menschen verschwinden, manche tauchen traumatisiert wieder auf, andere werden nicht mehr gefunden.

Elena Ludwig ist Luxus – Immobilienmaklerin. Sie erzielt hohe Provisionen und lebt in einem Traumhaus mit Pool und wunderschönem Ausblick auf die toskanische Landschaft. Sie liebt ihr Single Dasein und will sich an keinen Mann fest binden. Regelmäßig wird sie über eine Agentur von reichen Männern gebucht und verbringt mit ihnen das Wochenende, wo sie ihre sexuelle Leidenschaft auslebt. Ein riskantes Spiel, denn sie könnte auch an den Falschen geraten…

Menschliche Abgründe

Wieder einmal wirft sich ein Schatten über die idyllische Toskana. „Verschwunden“ ist bereits der dreizehnte Teil der Donato Neri – Reihe und Sabine Thiesler wird mit jedem Buch besser. Sie schreibt nicht einfach einen Thriller, sondern erzählt Geschichten von Menschen, die ganz gewöhnlich ihrem Alltag nachgehen und plötzlich in Abgründe blicken, die sie nicht haben kommen sehen.

Sabine Thiesler spricht keine Leser an die sich, wie sie selber sagt, „Wirklichkeitsfern berieseln“ lassen wollen. Sie beschreibt ihre Bücher so: „Spannende Unterhaltung vor realistischem Hintergrund mitten aus der Gesellschaft.“ Besser kann man es nicht zusammenfassen.

Toskana -Flair

Der Schreibstil in diesem Buch ist klar, flüssig und die Dialoge realistisch. Mit kurzen Kapiteln aus den verschiedenen Blickwinkeln der Figuren erzeugt die Autorin Spannung. Der Leser weiß dabei fast immer mehr als die Charaktere. In ihrem fesselnden Thriller schreibt Thiesler sowohl aus Sicht der Opfer, als auch aus Sicht der Täter.  Besonders viel hat sie sich mit den Figuren beschäftigt und ihnen genaue Konturen verliehen, sodass die Gefühle und Emotionen der Charaktere ungefiltert in den Leser eindringen. Zwischendurch kann man sich in der toskanischen Landschaft erholen. Thiesler, die selber lange in der Toskana gelebt hat, beschreibt die Natur dort so exakt und glaubwürdig, aber nicht zu ausschweifend, dass man sich fühlt wie im Urlaub.

Die leidenschaftliche Elena

Der Thriller erzählt von einem schwierigen und angespannten Mutter – Tochter Verhältnis und einem erschöpften Kriminalkommissar. Enttäuschung, Wut, Leidenschaft, aber auch viel Liebe und Verbundenheit stecken in den Figuren. Elena, die ein nahezu perfektes Leben führt, kann ihren Trieben nicht entkommen und begibt sich immer wieder in wilde sexuelle Abenteuer, während sie versucht, es vor ihrer Tochter geheim zu halten. Der Kriminalfall um die verschwundenen und teilweise wiederaufgetauchten, traumatisierten Opfer gerät ab und zu in den Hintergrund, wobei dies der Spannung des Buches mehr nutzt als schadet. Es ist eben kein klassischer Krimi, der Stück für Stück, Puzzleteil für Puzzleteil aufgeklärt wird, sondern ein Thriller, der eine explosive Atmosphäre erzeugt und den Leser ständig mit unerwarteten Wendungen überrascht.

Fazit

Man kann sich mittlerweile darauf verlassen, dass Sabine Thiesler regelmäßig einen Page – Turner veröffentlicht, der an Spannung nicht zu überbieten ist. Sie ist, wie gewohnt, meisterhaft.