Paul Temple - Der grüne Finger
- Pidax
- Erschienen: November 2022
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Eines der ersten Durbridge-Hörspiele
Der Pidax Verlag kümmert sich liebevoll um das Hörspiel-Erbe von Francis Durbridge und erfreut damit die deutsche Hörergemeinde. Nun wurde im Nov. 22 die CD „Der grüne Finger“ veröffentlicht. Ausgangspunkt diese Filmhörspiels ist das mehrteilige englische Hörspiel „Send for Paul Temple“ aus dem Jahre 1938, das allerdings verschollen ist. Der Stoff wurde dann 1946 verfilmt. Diese Verfilmung mit der originalen deutschen Tonspur nimmt Pidax als Ausgangspunkt des Hörspiels.
Inhalt
„Der grüne Finger!“, das sind die letzten Worte, die der Sterbende dem Chefinspektor Harvey von Scotland Yard zuflüstern kann. Der Tote war Opfer eines Juwelenraubs und sollte verhört werden. Seit Wochen macht eine Bande die Midlands unsicher, ohne dass Scotland Yard irgendwelche Spuren zu den Tätern führen. Die Presse kritisiert die Erfolglosigkeit von Yard, sodass Sir Graham und Harvey sich entschließen, den erfolgreichen Krimiautor Paul Temple einzuschalten. Harvey macht sich auf nach Bramley, dem Wohnsitz von Temple, und mietet sich in einem Gasthaus ein. Es kommt nur zu einem ersten kurzen Gespräch zwischen Harvey und Temple. Am nächsten Morgen wird Harvey tot aufgefunden. Es sieht nach Selbstmord aus. Aber die Schwester von Harvey, Steve Trent, hat Zweifel an dieser Version. Steve, die als Journalistin arbeitet, berichtet, dass ihr Bruder vor Jahren im Ausland einer internationalen Verbrecherbande auf der Spur war. Sein Partner wurde während der Ermittlungen ermordet. Als dann noch die Ehefrau des ermordeten Polizisten auftaucht, ist für Paul Temple klar, dass er in diesem Fall ermittelt und er stürzt sich in die Unterwelt. „Der grüne Finger“ stellt sich als ein heruntergekommenes Hotel heraus, das der Bande offenbar als Treffpunkt diente. Am Ende von Verfolgungen, Verdächtigungen, Bedrohungen und roher Gewalt werden die Hintermänner und Drahtzieher entlarvt. Die tatsächlichen Täter hatte Temple überhaupt nicht auf dem Schirm.
Das Hörspiel
Schon in diesem Hörspiel sind die typischen Eigenschaften von Paul Temple vorhanden. Auch den allwissenden und omnipräsenten Sir Graham von Scotland Yard gibt es, sowie einen hilfreichen Diener, der allerdings Rickie heißt und immer „Missie“ sagt, anstelle von „Okay“. Steve Trent, der Hörer ahnt es, wird zur Steve Temple. Die typischen Durbridge-Qualitäten sind unüberhörbar: Eine große Anzahl von Figuren und Verdächtigungen, reichlich rote Heringe, abwechslungsreiche Szenerien von Spelunke zu Juweliergeschäft und natürlich gefährliche Autofahrten. Nie wirklich furchterregende Schilderungen. Allerdings ist es der Wendung dann manchmal doch zu viel und einige Szenen sind schlicht unglaubwürdig.
Die Macher haben sich entschieden, einen Erzähler einzusetzen, der durch die Handlung führt. Er und alle anderen Sprecher machen einen guten Job, der nicht ganz einfach ist angesichts der vielen handelnden Personen. Der inzwischen gewohnte Hollywood-Sound passt hervorragend. Ein Leckerbissen ist die originale Tonkulisse der Verfilmung. Insgesamt also ein wunderschöner Lauschangriff.
Leider gibt es einen Wermutstropfen. Die Rückübertragung eines Films in ein Hörspiel funktioniert nur begrenzt. Die Erzeugung von Spannung funktioniert eben ganz anders. Im Hörspiel sagt der Erzähler Miss XX geht zum Stuhl. Im Film sieht man eine dunkle Gestalt und weiß erst mal gar nicht, um wen es sich handelt. Auch ist das Verhältnis von Längen und Pausen im Film grundsätzlich anders. Der kaum zu vermeidende Erzähler nimmt dem Hörspiel viel Dynamik.
Fazit
Sehr professionelle, gelungene Produktion. Dank an Pidax für diese Hörspielarchäologie. Für Durbridge-Fans und Nostalgiker ein absolutes Muss.
Francis Durbridge, Pidax
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