Die Spur des Bären
- C. Bertelsmann
- Erschienen: Juni 2021
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Abenteuerlich Reise durch die sibirischen Weiten
Neun Romane um den einst sowjetischen, jetzt russischen Ermittler Arkadi Renko hat Martin Cruz Smith mittlerweile verfasst, “Die Spur des Bären” ist die jüngste Geschichte mit dem erfahrenen Moskauer Polizisten. Es geht darum, dass die Journalistin Tatjana, Renkos ehemalige Geliebte, von einer Recherche-Reise ins ferne Sibirien nicht wie angekündigt zurückkommt. Der Trip war schon im Vorwege von Renko als gefährlich eingeschätzt worden, denn Tatjana will den Dissidenten Michail Kusnezow porträtieren.
Eifersucht und Sorge führen Renko auf die lange Reise
Der Oppositionspolitiker gilt als charismatisch, aber auch als skrupellos. Er verfolgt das Ziel, die Dauer-Herrschaft von Wladimir Putin zu beenden - mit welchen Mitteln auch immer. Der erfahrene Moskauer Polizist befürchtet nun, dass sich Tatjana in Gefahr befindet, aber Renko ist bei seinem Handeln auch durchaus von Eifersucht getrieben. Also macht er sich auf den Weg in den wilden Osten des großen Landes.
Es dauert im Buch aber einige Zeit, bevor sich der Ermittler dann tatsächlich auf den Weg macht. In Moskau ist noch einiges Hin und Her, viel Privates, bevor es los geht. Im Flugzeug lernt Renko einen Mann kennen, der sich selbst als Faktotum bezeichnet. Wenn man dazu Wikipedia zu Rate zieht, wird als Faktotum ein Mensch bezeichnet, der auf liebenswerte Weise etwas sonderbar ist und alle möglichen Arbeiten übernimmt. Das Duo ist fortan gemeinsam unterwegs, aber leider geht es auf der Reise auch eher langatmig und schleppend weiter.
Protagonist mit seinen philosophischen Überlegungen ist gewöhnungsbedürftig
Wer als Leser mit dem Protagonisten und seine philosophischen Überlegungen nicht recht warm wird, muss sich an der Geschichte orientieren, aber auch die fand ich bei der Lektüre eher gewöhnungsbedürftig. Immerhin wird irgendwann auf Renko und das Faktotum geschossen, der Ermittler korrespondiert mit Kusnezow, es kommt ein wenig Schwung in die Handlung. Der undurchsichtige Kusnezow behauptet, Tatjana sei in Gefahr.
Es folgt dann noch die Bärenjagd, die offenbar für den Namen des Buches in Deutschland gesorgt hat. Im Original heißt das Werk “The sibirian Dilemma”. Ich habe mich schon öfter über Sinn und Unsinn der Übersetzung ausländischer Buchtitel ausgelassen, hier möge sich der Leser sein eigenes Urteil bilden.
Ich bin mir nicht sicher, ob man bei der Lektüre mehr Begeisterung und Verständnis für die Figur des Arkadi Renko entwickeln würde, wenn man die anderen Bände der Reihe bereits gelesen hätte. Als Einzelroman gelesen ist es jedenfalls schwierig, mit den Eigenheiten dieses speziellen Protagonisten warm zu werden.
Merkwürdige Geschichte entwickelt keinerlei Sog
Es fängt damit an, dass ich den Erzählstil von Martin Cruz Smith eher durchschnittlich fand. Für mich hat das Buch mit seiner merkwürdigen Geschichte keinerlei Sog entwickelt. Es war nie so wirklich deutlich, wohin das alles führen soll. Und die Charaktere werden nicht so gezeichnet, wie man es sich erhofft.
Ich habe nicht das Bedürfnis entwickelt, Arkadi Renko über die Schultern zu schauen, bei dem was er da tut. Daher bleibt es mir ein Rätsel, wie der Autor so offensichtlich erfolgreiche Werke wie “Gorki Park” schreiben konnte. Spannung, überraschende Wendungen, einfach etwas Pfiff - das kommt hier insgesamt viel zu kurz.
Fazit
Per Aufdruck wird dieses Buch als “Arkadi-Renko-Thriller” bezeichnet. Das Buch ist alles Mögliche, aber sicherlich kein Thriller - denn atemlose Spannung wird hier nun wirklich nicht erzeugt. Überhaupt ist der Spannungsbogen eher mäßig, die Erzählung um die Fahrt nach Sibirien plätschert eher dahin. Fans der Reihe mögen das ganz anders bewerten, ich verspüre jetzt jedenfalls nicht den Drang, die früheren Bände auch noch zu lesen.
Martin Cruz Smith, C. Bertelsmann
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