Dark Holmes

  • Contendo
  • Erschienen: November 2022
  • 2
Dark Holmes
Dark Holmes
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Malte Stamer
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2023

„Bingen“ nicht nur für Sherlock Fans

Das rührige Team von Contendo Media hat mit der 13-teiligen Reihe Dark Holmes den Ehrgeiz, dem Hörer hohe Serienqualität mit den bekannten Figuren Holmes, Watson und Lestrade zu bieten. Der Verlag verspricht ein „einzigartiges Erlebnis in Kino-Qualität“. Die Episoden spielen in der Gegenwart und Holmes wurde in die USA versetzt. Der Reihentitel deutet ja an, dass die dunklen Seiten von Holmes auftauchen. Da wird der geneigte Hörer schon neugierig, welche dunklen Seiten der bewährte Autor Erik Albrodt neben der Kokainsucht noch aufdeckt. Bisher sind die Episoden 1-3 erschienen (Nov. 22), auf die sich die Rezension bezieht. Pro Monat erscheinen je 2 Episoden

Inhalt

Dallas, USA, 20xx. In einer einsamen Nebengasse wird ein brutaler, blutiger Mord (Blutbad) begangen. Hauptverdächtiger ist Lieutenant Sherlock Holmes, der vollgedröhnt am Tatort war. Seine Polizeipartnerin Lestrade ermittelt sorgfältig, aber gegen ihn, weil alle Indizien auch gegen ihn sprechen. Die Drogen hat er offenbar von einer Prostituierten bekommen, die sich eine Weile intensiv um ihn gekümmert hat. In der Gerichtsverhandlung verhält sich Holmes störrisch, lehnt viele Anwälte ab und lebt schließlich mit einem Anwalt, der ihn für geistesgestört erklären lässt und daher auf Nicht Schuldig plädiert. Dies wird durch das psychiatrische Gutachten des Dr. Watson unterstützt, in dessen Klinik Holmes nach dem Urteil auch landet.

In der geschlossenen Anstalt ändert sich Holmes nicht. Er weist auf einen Moriarty, der hinter diesem Mord und einem riesigen Komplott stehe. Bei einem Besuch in der Klinik macht Lestrade Watson darauf aufmerksam, dass Holmes schon immer von diesem Moriarty gesprochen hat, aber niemals irgendwelche Belege für dessen Existenz vorgelegt hat. Sie überzeugen Holmes, dass sie in seiner Wohnung nach vorgeblichen Beweisen suchen dürfen. Doch auf Holmes wird in der Klinik ein Giftanschlag in Gegenwart von Dr. Watson ausgeübt. Aber Holmes verschwindet aus dem Behandlungsraum. Wie konnte das passieren?

Holmes meldet sich bei Dr. Watson. Er lebt und ist selbst auf der Suche nach der Wahrheit. Er zieht Watson in sein Vertrauen, traut aber Lestrade nicht, weil er davon ausgeht, dass Moriarty einen Maulwurf im Polizeirevier hat. Holmes erinnert Watson daran, dass ihn das bisschen Drogen von der Prostituierten nicht umwerfen. Aber er war vorher in der Bar und hat wie gewohnt seinen Whiskey getrunken. Hat man ihm da was reingetan? Der Barmixer gerät ins Visier der Beiden. Ihre geheimen Ermittlungen führen immer mehr in den Abgrund und in zunehmendes Grauen. Gegen die Absprache mit Holmes ist aber auch Lestrade auf dem Laufenden.

Das Hörspiel

Hauptpersonen der Reihe sind Holmes, Watson und Lestrade. Also klarer Bezug zu den Klassikern. Holmes wird als subalterner Beamter in den öffentlichen Dienst integriert, in dem sich seine Kollegin (!) Lestrade schon mit Kleinkriminellen herumschlägt. Watson wird immerhin Leiter einer psychiatrischen Klinik. Aber der Feingeist Albrodt behält bei allen Veränderungen doch einige Charakterzüge bei. Dieses Team ist bestens besetzt, wobei mir persönlich Lestrade am besten gefällt. Holmes ist natürlich nicht nur der deduktive Denker, sondern erinnert eher an die modernen Verfilmungen mit Cumberbatch. In Episode 3 gibt es eine Szene, die mit einer technischen Finesse an James Bond Filme erinnert.

Das Hörspiel kommt ohne den Erzähler Watson aus und wird in zeitlicher Reihenfolge berichtet. Vereinzelte Rückblenden sind nicht immer gleich zu erkennen. Die Episode Blutlache konzentriert sich etwas stark auf die Gerichtsverhandlung. Für jede Episode ist klar ein Thema im Vordergrund: Gericht, psychiatrische Klinik, Bar. Da wird der Hörer auf die nächsten zehn Folgen neugierig.

Das Erzähltempo ist hoch, aber nicht hektisch. Dazu trägt auch die opulente Musik bei, die vielseitig das Episodenmotiv, das Moriartymotiv oder etwas Passendes beisteuert. Oder einfach nur Zeit lässt, die Gedanken schweifen zu lassen. Empfindliche Seelen müssen keine Sorgen haben: Es gibt reichlich Grauen, aber alles wird magenfreundlich vermittelt. Die verschiedenen Typen (Barkeeper, Anwalt, Richter, Prostituierte) werden auch textlich deutlich unterschieden.

Dem Autor gelingt es, die typische Serienspannung zu vermitteln. Der Hörer nimmt immer mehr Anteil an den Personen, die Handlung schreitet stetig und schlüssig voran, gelegentlich Spannung, aber vor allem Neugier auf die nächsten Episoden. Wenn Contendo dies bis zur letzten Episode gelingt, ginge Handlung deutlich vor Hero.

Misc.

In Zeiten der Streaming-Dienste muss auch dies noch erwähnt werden. Die Produkte gibt es nicht als CD mit informativem Booklet. Der Hörer spart Geld und muss nicht mehr zusehen, wie er die dünne Klarsichthülle von der CD entfernt. Aber es gibt ausreichende Information beim Verlag und wunderschöne, aussagekräftige Albumcover. Absolut genial ist das Bild für Episode 3: Gerührt und nicht geschüttelt.

Ja und die Dauer. +/- 40 Minuten. Endlich ist die Episode zu Ende bevor man im Büro eintrifft und die Kollegen Einen begrüßen, während man die Kopfhörer noch im Ohr hat.  Und dann 13 Episoden. Jede Woche Eine. Wer traut sich denn sowas?

Fazit

Dark Holmes ist nicht die x-te Interpretation eines Stoffes aus dem Kanon. Aber spannend und intelligent. Extrem professionell umgesetzt. Allen, die sich Netflix für Hörer wünschen, sie diese Reihe dringend empfohlen.

Dark Holmes

Erik Albrodt, Contendo

Dark Holmes

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