Gib mir deine Angst
- Droemer
- Erschienen: Februar 2023
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Es gehen drei Tränen auf Reisen
Die drei Freundinnen Sam, Margaret und Diana hatten sich auf das gemeinsame Wochenende gefreut. Endlich einmal mit den Mädels unterwegs sein, weg von den Partnern, die in letzter Zeit nur noch Ärger gemacht haben und endlich einmal Abstand bekommen von den quälenden Geldproblemen. Aber die Reise scheint von Anfang an unter einem schlechten Stern zu stehen. Plötzlich ist der Autoschlüssel des Mietwagens verschwunden und da alles Suchen nicht hilft, sehen sich die drei gezwungen, in der Kleinstadt Catskills eine Zwangspause einzulegen. Aber sie müssen erkennen, dass ihre Probleme ihnen offensichtlich nachgereist sind: Sam stellt fest, dass ihr treuloser Ex offensichtlich in dieser Stadt lebt, Margaret lernt den charmanten Alex kennen und erhält bedrohliche Nachrichten ihres Noch-Ehemannes - und Diana? Die ist plötzlich verschwunden und als eine große Blutspur gefunden wird, da scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten.
Willst du einen Mann vergessen, dann leg' dich unter einen anderen...
Zugegeben - dieser Spruch, der in den Neunzigern nicht unüblich war, zeugt nicht von besonderer Freundlichkeit, war aber oft ein gut gemeinter Zuspruch der besten Freundin, wenn es mit IHM nicht geklappt hatte. Wer heute mit ein wenig mehr Erfahrung darauf zurückblickt, stellt fest, dass er nicht sonderlich hilfreich war, sondern vielmehr ein Garant dafür, dass viele Dinge noch einmal wesentlich komplizierter wurden, als am Ausgangspunkt der Geschichte. Unglücklicherweise scheint sich das aber nicht überall herumgesprochen zu haben. Die drei Freundinnen Sam, Diana und Margaret scheinen daher der Meinung zu sein, dass Alkohol und willkürlicher Sex in einer wildfremden Stadt eine gute Idee sind und sicher hätte man das ein paar Teenagern oder vielleicht auch noch Twens zugetraut. Aber bei drei Frauen, die stramm auf die Vierzig zumarschieren, fand ich das doch schon ungewöhnlich. Dennoch braucht es offensichtlich diese Konstruktion, um die Geschichte auf die Schiene zu bringen, denn ohne viele unüberlegte, naive Geistesblitze und darauf resultierende Handlungen hätte die Geschichte nicht funktioniert.
Dann erloschen mit einem Mal sämtliche Lichter.
Leah Konen lässt ihre Heldinnen durch verwirrende, quasi alptraumhafte Tage stolpern und immer, wenn es darauf ankommt, ist etwas Wichtiges - der Autoschlüssel, der Führerschein, der Ehering, wieder der Autoschlüssel - einfach verschwunden. Niemand scheint das auch so recht zu hinterfragen - im Gegenteil: Alle sind vielmehr damit beschäftigt, kleine Geheimnisse für sich zu behalten und zu vertuschen. In diesem ganzen Zusammenspiel spielt hier auch das große Thema des "Gaslightings" eine wichtige Rolle. Wer das nicht kennt: In alten Krimis in alten Häusern fiel plötzlich das Gaslicht aus, die Kerze erlosch, auf dem Speicher ertönten Schritte und andere eigenartige Dinge passierten, womit in der Regel eine Heldin als geisteskrank dargestellt werden sollte. Tatsächlich tauchen auch diese alten Elemente in dem neuen Roman auf und sorgen schon einfach deswegen für Spannung, weil diese Stilmittel seit Jahrhunderten funktionieren. Immerhin bringt der Showdown dann eine halbwegs logische Aufklärung und eine weitere, ebenso halbwegs logische Aufklärung gibt es im letzten Kapitel nochmal oben drauf. Ob die jedem gefällt, steht zur Debatte, andererseits passt sie in die oftmals halbgaren Handlungen dieses Buches gut hinein und überraschte mich nicht mehr wirklich.
Fazit
Leah Konen lässt ihre naiven Heldinnen einen Haufen Chaos fabrizieren und schafft mit guten alten Krimi-Traditionen immerhin eine gewisse Spannung. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich gelangweilt habe - aber über diesen naiven Mädelstrupp, da wunderte ich mich auch regelmäßig.
Leah Konen, Droemer
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