Haus der Stimmen
- Atrium
- Erschienen: März 2023
- 2
Fesselnder und wendungsreicher Psycho-Thriller.
Pietro Gerber ist anerkannter Kinderpsychologe und erfahren mit Hypnosetherapie. Doch als er eines Tages von einer australischen Kollegin gebeten wird, den Fall einer besonderen Patientin zu übernehmen, ahnt er nicht, wie sehr er in eine düstere Vergangenheit verstrickt wird.
10… 9… 8… 7…
Dabei ist Hannah Hall kein Kind mehr, sondern eine dreißigjährige Frau, die glaubt, als Kind einen Mord begangen zu haben. Auch für den erfahrenen Psychologen ein außergewöhnlicher Fall. Und früh zeigt sich, dass ihn sein anfängliches ungutes Gefühl nicht getäuscht haben soll. Doch dann ist es bereits zu spät und Gerber muss erkennen, dass er Hannah Hall schon viel zu nah an sich herangelassen hat.
Der italienische Schriftsteller Donato Carrisi baut schnell eine beklemmende und düstere Atmosphäre auf, die uns sofort in das mysteriöse Geschehen hineinzieht. Nur langsam enthüllt sich die Vergangenheit, die in den Hypnosesitzungen - aus Sicht der kindlichen Hannah erzählt - lebendig werden. Und es offenbart sich eine wahrlich beängstigende Kindheit. Ein Leben in Abgeschiedenheit und Isolation, fernab jeglicher Zivilisation. Seltsame Rituale und feste Regeln markieren das familiäre Zusammenleben. Doch vieles bleibt noch im Dunkeln. Aber hat Hannah Hall wirklich einen Mord begangen?
7… 6… 5… 4…
Pietro Gerber ist eine Figur, die mir ausgesprochen gut gefällt. Carrisi entwickelt sie nuanciert weiter. Der harmonische Alltag des Psychologen gerät durcheinander und auch sein Privatleben soll ebenfalls schon bald in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Personengeflecht bleibt dabei äußerst dicht. Weniger als eine Handvoll weiterer Figuren werden von größerer Bedeutung sein. So agieren vorrangig Hannah Hall und Pietro Gerber in einem ausgewogenen Wechselspiel zwischen Sitzungen in Gerbers Praxis und anschließender Recherche an verschiedenen Orten. Die Figur der Hannah Hall bezieht ihre Faszination dabei stets aus den gegensätzlichen Polen der kindlichen Vergangenheit und der heutigen erwachsenen Person. Das macht sie schwer greifbar und stets hinterfragt man ihre Motivation.
3… 2… 1…
Das Erwachen Hannahs aus der Hypnose bedeutet immer einen weiteren Erkenntnisgewinn für Gerber und uns Leserinnen und Leser. Zugleich aber werden auch neue Fragen aufgeworfen und manche Ahnung löst sich wieder in Luft auf. Geheimnisvollen Andeutungen und unvorhersehbaren Wendungen sorgen so immer wieder für Spannung und feinen Nervenkitzel.
Anfänglich noch behutsam aufgebaut, gerät die Dramaturgie in „Haus der Stimmen“ zum Ende dann deutlich temporeicher und kompakter. Carrisi verdichtet seine Handlungsstränge, das reduziert dann aber auch unweigerlich die anfängliche Intensität der Begegnungen von Pietro und Hannah.
Insgesamt ist die Geschichte geradlinig erzählt. Carrisi verzichtet auf ausschweifende Satzkonstruktionen und allzu ausschmückenden Beschreibungen. So fällt es schwer das Buch aus der Hand zu legen, bevor die gerade mal knapp 350 Seiten ausgelesen sind und wir endlich wissen, was sich tatsächlich zugetragen hat.
Fazit
„Haus der Stimmen“ ist ein fesselnder und wendungsreicher Psycho-Thriller, der Vergangenheit und Gegenwart raffiniert verwebt und vor allem aus Sicht von Pietro Gerber mehr Geheimnisse ans Tageslicht befördert, als ihm lieb ist. In Italien sind bereits drei Bücher mit dem Kinderpsychologen erschienen. Ich hoffe, dass der Atrium Verlag auch hierzulande schon bald nachlegt. Ich wäre bei einem neuen Fall definitiv wieder dabei.
Donato Carrisi, Atrium
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