Blinde Furcht
- Fischer
- Erschienen: Juni 2022
- 2
Nein, das kann ich nicht glauben…
Kate Burkholder, Polizeichefin des ländlichen und friedvollen Painters Hill hat wieder einiges zu tun. Rachael Schwartz, die seinerzeit aus ihrer amischen Familie verstoßen und in der Gemeinde exkommuniziert wurde, kehrte in ihre alte Heimat zurück und wird ermordet aufgefunden. Rachael Schwartz – bildhübsch, rebellisch, charmant, über Leichen gehend – so wie einige ihr nachsagen. Warum kam sie in die Heimat zurück, wo sie doch hier keiner haben wollte, zurück zu einem Leben, mit dem sie abgeschlossen hatte? Warum hatte sie so viel Geld?
Kate steht vor einem riesengroßen Rätsel und versucht die Puzzlestücke, die den Täter entlarven können, zusammenzufügen. Früher lebte sie selbst in einer amischen Familie und vielleicht kann ihr das ein wenig helfen. Andererseits sie kennt auch die Situation, wenn die Familie nichts mehr mit einem zu tun haben will und aus vielen anderen Fällen weiß sie auch, dass Ermittlungen im amischen Umfeld nicht ungefährlich sein müssen.
In ihrem mittlerweile dreizehnten Fall lässt Linda Castillo ihre unverwüstliche Kate Burkholder wieder im amischen Umfeld ermitteln und – es tut mir leid – ich finde es immer wieder fesselnd. Immer wieder interessieren mich Nachrichten aus dem Leben der Amischen (der alten Ordnung). Dafür kann ich noch nicht mal einen klaren Grund nennen, außer vielleicht den, dass es in dem ganzen Wirbel, den es in letzter Zeit in unserer Gesellschaft zu geben scheint, es doch ganz schön ist, wenn ein paar Sachen stur so bleiben, wie sie schon immer waren. Irgendwie hat es ein bisschen Nostalgisches. Natürlich leben Castillos Krimis auch insbesondere vom Widerspruch eines Kapitalverbrechens, das im Kontrast zu unseren Moralvorstellungen und noch einmal mehr zu den Vorgaben der amischen Gemeinschaften steht. Dennoch denke ich, dass auch hier der Lack für diejenigen, die alle 13 Bände gelesen haben, ein wenig abgeschabt sein könnte.
Castillo versteht als langjährige Krimiautorin natürlich ihr Geschäft. Sie baut ihre Geschichte um die ermordete Rachael Schwartz spannend auf und füttert den Leser immer wieder mit ein paar Häppchen aus deren Vergangenheit. Das war für meinen Geschmack aber schon etwas wenig. Über das Mordopfer wurde nicht sonderlich viel Gutes gesagt, einige meinten, dass sie sich immer genommen habe, was sie brauchte. Da hätte ich schon ein bisschen mehr erfahren wollen, als einige düstere Andeutungen.
Dennoch wird der Krimi aber spannend und zielstrebig vorangetrieben. Mit dem Ende war ich aber absolut nicht einverstanden und ich bin auch immer noch der Meinung, dass dieser Täter ausgewählt wurde, um den tiefstmöglichen Impact zu verursachen. In meinen Augen ist das hier keine Frage der Logik mehr. Natürlich nehme ich mir jetzt wie immer vor, den nächsten Castillo dann doch mal zu lassen, wieder wird die Zeit alle Wunden heilen und wenn der nächste Castillo vor mir liegt, dann…. Naja. Es sind halt nicht nur die Amischen, die gerne an ihren Gewohnheiten festhalten.
Fazit
“Never change a winning team!“ ist ein Motto, das grundsätzlich immer noch seine Berechtigung hat. Allerdings sollte man dem „Team“ auch schon eine gute Basis geben, sonst kann es auch nicht mehr ganz so viel ausrichten.
Linda Castillo, Fischer
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