Suzukis Rache

  • Hoffmann und Campe
  • Erschienen: April 2023
  • 2
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Thomas Gisbertz
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2023

Skurriler, abgedrehter Thriller mit aberwitzigen Dialogen

„Er wird gleich da sein. Dann kannst Du den Mistkerl kennenlernen, der deine Frau umgebracht hat.“ Suzuki kann die Worte von Hiyoko kaum glauben. Nach zwei Jahren Suche bekommt der ehemalige Mathematiklehrer die Möglichkeit, Rache an der Person zu nehmen, die er verantwortlich für den Unfalltod seiner Frau macht: den Sohn des Unterweltbosses Terahara. Seit Kurzem arbeitet Suzuki zum Schein für dessen Firma „Furoirain“, die angeblich Fitness- und Diätprodukte an Frauen verkauft, diese aber nur mit Drogen abhängig macht. Nun bietet sich für Suzuki eine einmalige Chance und er hat nichts zu verlieren. Seit dem Tod seiner Frau ist der Rachegedanke das Einzige, was ihn am Leben hält. Als er Terahara junior mit gezückter Waffe bereist an einer vielbefahrenen Kreuzung in Tokio sehen kann, wird dieser plötzlich von einem schwarzen Minivan überfahren und stirbt vor Suzukis Augen. Aber der Unfall scheint kein Zufall zu sein. Ein Unbekannter hat Teraharas Sohn auf die Straße gestoßen und dem Witwer somit die Chance auf Vergeltung genommen. Suzuki heftet sich daher sofort an die Fersen des Übeltäters. Handelt es sich bei diesem etwa um den berüchtigten „Pusher“, einem Berufskiller, der sich auf diese besondere Art des Mordens spezialisiert hat? Durch eine seltsame Verstrickung machen sich neben Suzuki nicht nur Teraharas Männer auf die Suche nach dem Täter, sondern auch zwei weitere Profikiller: der Wal, der sich als „Selbstmordflüsterer“ einen Namen gemacht hat, und das Großmaul Zikade, das sich für keinen Mord zu schade ist. Eine aberwitzige Jagd nach dem Pusher beginnt, an deren Ende es zum finalen Showdown mit Suzuki und den Berufskillern kommt.

„Neuer“ Roman des Japanischen Bestsellerautors

Der vielfach ausgezeichnete Autor Kotaro Isaka gilt als einer der international erfolgreichsten japanischen Krimi-Autoren der Gegenwart. Nach seinem Abschluss an der juristischen Fakultät der Universität Tohoku arbeitete er zunächst als Systemingenieur. Nachdem Isaka im Jahr 2000 für seinen Debütroman den Shincho Mystery Club Prize gewann, widmet sich der Japaner ganz dem Schreiben.

Hierzulande war Kotaro Isaka bis letztes Jahr nur Kennern der asiatischen Krimiszene bekannt, da bis dato keine deutschen Übersetzungen seiner Romane vorlagen. 2022 erschien dann bei Hoffmann & Campe Isakas Thriller „Bullet Train“, der in Japan bereits 2010 veröffentlicht und im letzten Jahr erfolgreich mit Brad Pitt und Sandra Bullock verfilmt wurde. Vielleicht war dies auch der Grund, nach weiteren „Schätzen“ des Autors zu suchen. Der nun erschienen Thriller „Suzukis Rache“ wurde bereits vor beinahe zwanzig Jahren in Japan veröffentlicht. Hinsichtlich Figurengestaltung und Schreibstil ähneln sich„Suzukis Rache“ und „Bullet Train“ sehr, wobei letzterer noch etwas ausgefeilter und rasanter ist.

Asiatische Spannungsliteratur

Egal ob Keigo Higashino, Riku Onda, Fuminori Nakamura oder Kim Young-ha: asiatische Thriller- und Krimiautoren haben ihren ganz eigenen Sound und Erzählstil, die sich spürbar von europäischen Romane abgrenzen. Mal absurd, mal tiefgründig oder gesellschaftskritisch. Kotaro Isaka gehört zu der jungen Generation japanischer Autoren, die es ebenso temporeich wie aberwitzig mögen. Wenn man sich auf seinen skurrilen, grotesken, zwischen Slapstick und Brutalität wechselnden Schreibstil des Autors einlässt, wird man auch von diesem Roman restlos begeistert sein. Gerne wird der Autor in seiner szenischen Darstellungsweise mit Filmregisseuren wie Quentin Tarantino oder den Coen-Brüdern verglichen. Dies mag in seiner Absurdität und bizarren Figurendarstellung stimmen, allerdings weisen die Romane Isakas auch eine tiefere Ebene auf, in der er auch gesellschaftskritische Töne anschlägt. Erst hierdurch erhalten die fantastischen Dialoge - vor allem zwischen Tätern und Opfern - ihre besondere Brillanz.

Die Welt der Berufskiller

„Auftragskiller“ sind aktuell ein beliebtes Sujet asiatischer Thriller. Oder es sind vielleicht die Romane, die den europäischen Markt am meisten interessieren. Ob Kim Young-ha mit seinem fantastischer Roman „Aufzeichnungen eines Serienmörders“, Gu Byeong-mo mit ihrem gesellschaftskritischen Bestseller „Frau mit Messer“oder Kim Un-su mit seinem Erfolgsthriller „Die Plotters“ bzw. ganz aktuell mit dem Roman „Heißes Blut“: Ohne Auftragskiller scheint gerade kaum ein Werk asiatischer Spannungsliteratur auszukommen. Allerdings ist das Bild der Berufskiller in diesen Romane durchaus vielschichtig. Während die südkoreanische Autorin Gu Byeong-mo vor allem stereotype Rollenbilder anprangert, merkt man in den Romanen Kotaro Isakas schnell, dass man nicht alles allzu ernst nehmen darf. Nicht nur die eigenwilligen Namen der Killer sind ein Hinweis hierauf, da sie immer ein besonderes Merkmal der Figur darstellen. Dieses Stilmittel verwendet der Autor auch in seinem Roman „Bullet Train“.

Wenn der genervte Zikade mit einer Ehefrau diskutiert, warum er gerade ihren Mann und Sohn brutal ermordet hat, oder dem Wal, der seine Zielobjekte dazu bringt, Selbstmord zu begehen, in den unpassendsten Momenten seine Opfer als Geister erscheinen und er sich in Zwiegespräche mit diesen für seine Taten rechtfertigen soll, muss man als Leser unweigerlich aufgrund der Absurdität lachen. Das ist es, was die Romane Isakas so gut machen. Einfach zurücklehnen und den inneren Film ablaufen lassen.

Fazit

Man muss den ungewöhnlichen Sound der Romane mögen. Wer sich aber darauf einlässt, den nimmt Autor Kotaro Isaka mit auf einem atemraubende, aberwitzige und temporeiche Jagd durch die Unterwelt Tokios. Auch dieser Roman schreit wie bereits „Bullet Train“ regelrecht nach einer Verfilmung.

Suzukis Rache

Kataro Isaka, Hoffmann und Campe

Suzukis Rache

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