Verlogen
- Kiepenheuer & Witsch
- Erschienen: August 2023
- 23
Ruhiger Krimi mit fulminantem Finale
In einem Lavafeld versteckt wird die Leiche einer Frau gefunden, die seit sieben Monaten vermisst wird. Bis jetzt ging man von einem Suizid aus, doch die Verletzungen sagen etwas anderes. Für Kommissarin Elma und das Team aus Akranes ist es der zweite Fall, der sie wieder einmal in die Abgründe der isländischen Gesellschaft und die Weite der isländischen Natur führt.
Ruhiger Krimi mit viel Spannung
Bereits zum zweiten Mal lässt die preisgekrönte Autorin ihr Team aus Akranes ermitteln. Wie schon im ersten Band, geht sie dabei sehr ruhig vor. Und abermals verbindet sie geschickt das Private im Team mit dem Beruflichen. Doch dabei bleibt die Spannung keineswegs auf der Strecke. Durch geschickte Perspektivwechsel und unvorhersehbare Wendungen wird es nie langweilig, auch wenn die Ermittlungsarbeit manchmal etwas monoton erscheint und im Mittelteil des Krimis für kleine Durchhänger sorgt. Doch in der Ruhe liegt die Kraft und so schaffen es Elma und die anderen den Fall zu lösen. Dabei endet der Krimi in einem Finale, das ebenso fulminant, wie unvorhersehbar daherkommt. Jedoch liegt in der Auflösung auch ein kleiner Knackpunkt – denn sehr logisch ist das Ganze meiner Meinung nach nicht.
Wird das noch was mit Elma und Sævar?
Das private Umfeld und die dazugehörenden Probleme bilden einen angenehmen Kontrast zu den Ermittlungen, spielen sich aber nie in den Vordergrund. Gerade Protagonistin Elma macht hier einen Wandel durch. Die Tragödie um ihren Verlobten Davið, scheint sie langsam zu verdauen. Sie wird offener im Umgang mit ihren Kollegen, gleichzeitig muss sie sich aber auch ihrer Familie und vor allem ihrer Schwester stellen, zu der sie ein eher gespanntes Verhältnis hat. Geschickt baut Ægisdóttir diese Entwicklung in das Krimigeschehen ein ohne in seichte Untiefen abzugleiten und bindet die Leserschaft damit noch einmal mehr an die Handelnden. Gerade der Schluss lässt vermuten, dass zwischen Elma und ihrem Kollegen Sævar noch so einiges möglich ist.
Viel Psychologie in isländischer Einsamkeit
Gerade bei isländischen Krimis und Thrillern spielt die Natur eine nicht zu vernachlässigende Rolle. So auch hier, wenn man auf Lavafelder geschickt wird oder Unwetter eine Autofahrt verhindern. Die einmalige Natur dieser Insel setzt das Kopfkino in Gang, die Psychologie in der Geschichte aber nicht weniger. Eine junge alleinerziehende Mutter erzählt, eingeschoben in die Schilderung der aktuellen Ermittlungen, aus der Ich-Perspektive von den Schwierigkeiten mit ihrer Tochter. Über Jahre hinweg hat sie Probleme das Kind zu verstehen, es zu lieben. Das Mädchen reagiert anders als erwartet und legt die Vermutung nahe, autistische Züge zu haben. Gleichzeitig erfahren wir im Laufe der Ermittlungen von den Problemen, die nach einer Vergewaltigung auftreten können. Gerade das lässt Einblicke in die isländische Gesellschaft zu, die alles andere als positiv sind. Doch auch hieraus generiert die Autorin Spannung, denn die Namen von Mutter und Tochter werden nicht genannt und ob die Vergewaltigung wirklich eine war und wer hier die Leidtragende ist, ist bis zum Schluss auch nicht offensichtlich. Zum Schluss entwirrt sich der Knoten, zwar etwas unlogisch, aber dennoch extrem packend.
Fazit
Wieder schafft es Eva Björg Ægisdóttir eine ruhige Geschichte spannend und packend zu erzählen. Geschickt verbindet sie Berufliches mit Privatem, würzt das Ganze mit einer gehörigen Portion Psychologie und macht damit extrem viel Appetit auf den nächsten Band rund um Elma und das Team aus Akranes.
Eva Björg Ægisdóttir, Kiepenheuer & Witsch
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