Richter jagen besser
- Heyne
- Erschienen: Mai 2023
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Jedes Wort ein Genuss
Als der Mentor von Amtsrichter Siggi Buckmann tot aufgefunden wird, nimmt er sich des Rätsels an und ermittelt auf eigene Faust. Eine Verbündete hat Siggi in der Journalistin Robin Bukowsky, deren Verhältnis zueinander ambivalent ist. Schnell kommt heraus, dass die Antwort bei einer dubiosen Immobilienfirma, dem Sohn des Ministerpräsidenten und der russischen Mafia zu finden ist.
Schwarzer Humor und rechtspolitische Themen
Es ist der zweite Fall für den gerechtigkeitsfanatischen Amtsrichter Siggi Buckmann. Mit seinem direkten Auftreten, zynischem Humor und klarer Meinung, bringt er mich oft zum Lachen. Der Plot ist wohl durchdacht und unkompliziert. Der Schreibstil einfach und klar mit kurzen Kapiteln.
Die russische Mafia mit ihren brutalen Methoden, eine Immobilienfirma mit illegalen Machenschaften und Seilschaften innerhalb des Justizsystems bilden den Rahmen des Kriminalromans. Der Autor wirft auch rechtspolitische Fragen auf, die zum Recherchieren und Nachdenken anregen, ohne dabei den Kriminalplot in den Hintergrund zu stellen.
Eine Journalistin und ein Richter
Besonders gelungen ist die Beziehung zwischen Robin und Siggi. Die Journalistin wühlt in der nicht ganz so legalen Vergangenheit des Richters herum, während sie sich beide körperlich annähern und gemeinsam den Fall um Siggi´s Mentor lösen. Es ist eine höchst widersprüchliche Beziehung, in der beide nicht so richtig wissen, ob sie einander vertrauen können. Siggi verschafft sich Klarheit, indem er seine Probleme seiner Katze Grisu anvertraut, während Robin, die vom Alter her seine Tochter sein könnte, ihren weiblichen Charme spielen lässt. Damit sich die strafrechtlich problematische Vergangenheit des Richters besser verstehen lässt, bietet es sich an, den Vorgängerband gelesen zu haben, ist aber nicht zwingend notwendig.
„Was braucht man als Richter, um in der Justiz Karriere als Direktor oder Präsident zu machen? Einen Jahresvorrat an Vaseline und eine Vorliebe für rektale Körperöffnungen.“
Wie auch in seinem ersten Buch spart Thorsten Schleif nicht an Einblicken in das Berufsleben eines Richters. Beispielsweise wie er beschreibt, dass es für ihn mehrere Arten von Straftätern gibt, die sich voneinander unterscheiden und somit auch anders bestraft werden müssten. Der Protagonist beschäftigt sich in diesem Rahmen auch mit der Frage, ob er ein Hardliner ist der Täter zu hart bestraft.
Eine weitere Parallele zu seinem ersten Krimi ist, dass sich Schleif ebenfalls wieder mit der Problematik der Einflussnahme des Justizministeriums auf laufende Ermittlungen beschäftigt. Es erinnert an das Jahr 2015, als Heiko Maas den damaligen Generalbundesanwalt Harald Range entließ.
Fazit
Thorsten Schleif wird mit jedem Buch besser. Die Mischung aus tiefem Einblick in die Probleme der Justiz und einem spannungsgeladenen Krimi-Plot, mit zahlreichen Wendungen, gibt es in der Art auf dem deutschen Büchermarkt nicht.
Thorsten Schleif, Heyne
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