Ein mörderisches Paar
- S. Fischer
- Erschienen: Mai 2023
- 15
Neue Serie, die nur Altbekanntes bietet
Dr. Bernhard Sommerfeldt, der das Gesetz gerne in die eigenen Hände nimmt und für Gerechtigkeit sorgt, ist zurück und genießt das beschauliche Leben in Ostfriesland. Unter seinem neuen Namen Dr. Ernest Simmel leitet er die „Klinik hinter dem Deich“ in Norden und steht kurz vor der Heirat mit seiner „Kirschblüte“ Frauke, die jahrelang als Miet-Ehefrau tätig war. Es soll eine romantische Hochzeit werden, aber vorher hat Sommerfeldt noch etwas zu erledigen: Der dreizehnjähriger Finn-Leandro aus Aurich ist tot. Todesursache: eine Überdosis Heroin. Verantwortlich hierfür ist Lodwijk van Eeden, den alle nur den „Holländer“ nennen. Aber der Drogenhändler wird freigesprochen, denn plötzlich fehlen Beweisen, Zeugen können sich nicht mehr erinnern und der Polizei unterliefen scheinbar Fehler. Dass van Eeden das Gerichtsgebäude als freier Mann verlassen konnte, ist für Sommerfeldt inakzeptabel. Schließlich ist er ein Mann mit Prinzipien. Kurzerhand stattet er dem Holländer einen Besuch ab - und bringt den Drogenhändler kurzerhand um. Zuvor zwingt er jedoch van Eeden, ein kurzes Video zu drehen, um dessen Handlangern zu zeigen, was auch ihnen droht, wenn sie mit ihren kriminellen Machenschaften nicht aufhören. Doch diese wollen einfach nicht auf Sommerfeldt hören. Also muss er sich auch um sie kümmern.
Dr. Sommerfeldt ist wieder da
Der gebürtige Gelsenkirchener und Wahl-Ostfriese Klaus-Peter Wolf gehört zu den erfolgreichsten Autoren in Deutschland. Seine Romane sind Stammgast in den Bestsellerlisten. Er lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Romane in 26 Sprachen übersetzt und über vierzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für den „Tatort“ und den „Polizeiruf 110“.
Wolf ist ein Vielschreiber: Neben Krimis und Drehbüchern veröffentlichte er unter anderem auch zahlreiche Sachbücher, Jugend- und Kinderbücher. Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine Ostseekrimireihe um Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Im Januar erschien mit „Ostfriesengier“ der mittlerweile 17. Band der Erfolgsreihe. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren zwei Spin-off-Reihen entstanden: „Rupert undercover“ (ab 2020) um den beliebten Kollegen von Klaasen und bereits seit 2017 die Dr.-Sommerfeldt-Trilogie, in der ebenfalls die bekannten Charaktere der Ostfrieslandkrimis auftauchen. Scheinbar ist dessen Geschichte noch nicht auserzählt, so dass Klaus-Peter Wolf nun mit seiner neuen Reihe wieder die altbekannte Truppe aus seinen Romanen zusammentrommelt.
Typisch Wolf
Wer den Schreibstil und die Figurendarstellung bei Klaus-Peter Wolf mag, wird auch diesmal restlos begeistert sein. Die Leser bekommen das, was sie sich von einem typisch Wolf-Krimi erhoffen: skurrile Figuren und viel Ostfrieslandflair. Die Romane haben sogar viele Schnittmengen mit Wolfs Leben in Norden und dürften daher nicht nur Ostfrieslandurlauber interessieren. Allerdings darf man die Reihen - mit Ausnahme der Klaasen-Romane - nicht ganz ernst leben. Sie bieten „nur“ leichte Unterhaltung und sind keine spannenden Kriminalromane mit Nervenkitzel. Dabei ist Wolf eigentlich ein guter Krimiautor. Aber wie bereits in den letzten Klaasen-Fällen und den anderen Reihen stellt er den Klamauk zunehmend in den Mittelpunkt. Die Story ist abstrus und wirkt eilig heruntergschrieben, die Figuren sind überzeichnet bzw. klischeehaft und die Darstellung schwankt zwischen Persiflage und grenzenloser Brutalität, der man nichts abgewinnen kann. Hierfür muss man nur die abstoßende Folter an dem Deutsch-Russen Boris Karpov-Müller nehmen, der unter anderem mit Golfschlägen äußerst bestialisch gequält wird, während Frauke und Bernhard dümmliche Sprüche machen. Das hat wenig mit humorvoller Unterhaltung zu tun. Platte Äußerungen wie „Ich kenne Orte, da sprießt Wollust aus der Erde wie anderswo Spargel“ gibt es im Roman leider auch zu viele.
Ist das noch lustig?
Zum Glück ermitteln auch diesmal Kommissarin Ann Kathrin Klaasen und ihr Mann Frank Weller. In diesen Passagen gelingt Wolf phasenweise ein unterhaltsamer Kriminalroman. Wie gesagt: Wolf ist eigentlich ein guter Erzähler, aber leider überschreitet er diesmal zu oft die Grenze vom Zynismus und Sarkasmus zum Albernen und Niveaulosen. Der Autor hätte sich entscheiden müssen: seichte Comedy-Unterhaltung oder ernstzunehmender Kriminalroman. So ist der Roman keines von beidem, noch nicht einmal ein gut geschriebener Cosy-Krimi. Es wird aber sicherlich Leser geben, die genau diesen Stil und Genremix suchen. Und nicht zuletzt darf nicht vergessen werden, dass Klaus-Peter Wolf mit seinen Romanen bei vielen den Geschmack trifft. Und wer Erfolg hat, hat bekanntlich recht.
Fazit
Wirklich Neues hat der Reihenauftakt um Dr. Ernest Simmel nicht zu bieten. Klaus-Peter Wolf wärmt Altbekanntes noch einmal auf. Letztendlich ist die neue Reihe eine Fortsetzung der Dr.-Sommerfeldt-Bände. Wer diese mag, der wird auch sicherlich diesmal von der Geschichte und den Figuren begeistert sein. Andere werden wegen der Brutalität, dem unausgewogenen Genremix und dem zum Albernen tendierenden Sprachstil eher Abstand nehmen.
Klaus-Peter Wolf, S. Fischer
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