Zu viel Thriller, zu wenig Gesellschaft.
Die Polizistin Caroline wird aus ihrer Elternzeit zu einer Großfahndung ins Präsidium gerufen. Sie soll bei der Suche nach zwei Teenagern helfen, die mit einem Schwerverbrecher auf der Flucht sind. Doch Caroline kennt eine der Jugendlichen. Sie beide verbindet ein düsteres Geheimnis. Wenn die Wahrheit herauskommt, verliert Caroline nicht nur ihren Job, sondern auch noch das, was ihr am Allerliebsten ist.
Zwischen Mutter und Polizistin
Caroline befindet sich während der gesamten Ermittlungen auf Messers Schneide. Denn ermitteln bedeutet, die Wahrheit herauszufinden und aufzuklären. Die Polizistin will dies zwar, denn sie möchte den Auftrag erledigen und ihren Job gewissenhaft ausüben. Gleichzeitig kann sie es nicht riskieren, dass das Geheimnis gelüftet wird. Die Protagonistin ist in ihrer Zerrissenheit durchaus eindringlich dargestellt, aber es gibt leider zu wenige private Momente, in der man den Menschen Caroline besser kennenlernen und damit auch verstehen kann.
Perspektivlose, obdachlose Jugendliche
Neben diesem Handlungsstrang baut der Autor einen zweiten auf. Es geht um die Geschichte der obdachlosen Jugendlichen, die sich perspektivlos einer Art kleinterroristischen Vereinigung anschließen. Mehr oder weniger gezwungen befolgen sie die Anweisungen der Anführer, die skrupellos und aggressiv sind und die wehr- und hilflosen Teenager für ihre Machenschaften ausnutzen.
Super Idee…
Gollhardt hat eine brillante Idee, denn Minderjährige nehmen in Thrillern meistens ausschließlich die Opferrolle ein. In diesem Buch besteht latent die Gefahr, dass sie auch eine Täterrolle einnehmen, was zusätzlich Spannung bringt. Auch untereinander entwickeln die Jugendlichen eine Dynamik, die sehr authentisch vermittelt wird. Bald trifft die pflichtbewusste und liebevolle Mutter und Polizistin Caroline auf eine Kleinterroristen – Vereinigung, die sie einerseits bemitleidet und andererseits zu bekämpfen versucht, denn mit einem Mitglied hat sie einen Pakt geschlossen, der sie für immer verbinden wird.
… mäßige Umsetzung
Einziges Manko – aber mit großen Auswirkungen auf meine Bewertung – ist die Umsetzung dieser Idee. Der Autor hätte hieraus einen ca. 500 - 600 Seiten langen düsteren Kriminalroman mit Gesellschaftskritik und tiefgründigen Charakteren erschaffen können. Stattdessen schreibt er einen drehbuchartigen amerikanischen Thriller, der zwar teilweise aufregend ist, aber sich derart auf die Handlung und schnellen Fortschritt beschränkt, dass leider keine atmosphärische Spannung entstehen kann.
Fazit
Ein mitreißendes Buch, geschrieben im amerikanischen Thriller – Stil. Erwartet man genau das, greift man mit diesem Buch definitiv nicht fehl. Leser, denen nur Spannung wichtig ist, wird in diesem Buch nichts fehlen. Der Rest sollte sich vom interessanten Klappentext nicht zu viele Erwartungen machen.
Benedikt Gollhardt, Penguin
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