Drei Freundinnen
- Penguin
- Erschienen: August 2023
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Wirklich Freundinnen?
Gina LaManna dürfte in den USA bekannter sein als bei uns, denn nur wenige Bücher der sehr umtriebigen Autorin wurden bis jetzt ins Deutsche übersetzt. Nach „Vier Frauen. Jedes Wort eine Lüge“ (2021) bringt der Penguin Verlag jetzt „Drei Freundinnen. Keine sagt die Wahrheit“ auf den Markt und sagt, es sei „der neue süchtig machende Thriller der Bestsellerautorin – diabolisch spannend!“
Vier Frauen und ein Mord
Das neue Selbsthilfe-Buch von Marguerite Hill soll promotet werden. Aus diesem Grund treffen sich die Autorin, ihre PR-Beraterin Eliza und deren zwei Freundinnen Penny und Anne um das Event zu proben. Doch schnell schweifen die vier Frauen vom Thema ab und überlegen, wie sie ihre Männer umbringen könnten – wenn sie es denn wollten. Das Ganze soll natürlich reine Theorie bleiben, denn die gestresste Mutter, die erfolglose Schauspielschülerin, die Autorin und die Managerin lieben natürlich ihre Männer. Doch dann wird einer von ihren Männern tatsächlich ermordet und die Frage stellt sich, wie gut sich die Damen wirklich kennen.
Alle haben Geheimnisse
Der ganze Plot ist eigentlich eine Rückschau in die Vergangenheit. Die Gegenwart wird nur durch eingeschobene kurze Gerichtsprotokolle und den alles erklärenden Schluss wiedergegeben. Schnell wird klar, dass alle Frauen ihre dunklen Geheimnisse haben, wobei die sehr anpassungsfähige Marguerite Hill noch am besten wegkommt. Die drei Freundinnen leben ihre Lebenslügen so geschickt, dass es eine ganze Weile dauert, bis alles auf dem Tisch liegt. Das hätte durchaus spannend passieren können, allzumal man lange gar nicht weiß, wer denn jetzt eigentlich das Opfer ist. Doch LaManna strickt den Plot recht abgedroschen und auch relativ durchschaubar. Selbst die eingebauten Wendungen sind wenig spannungsfördernd. Das zu pauschal geratene Geschehen wird nur sehr schleppend vorangetrieben und hätte nur durch eine gute Figurenzeichnung gerettet werden können.
Zu plakativ geratene Charaktere
Keine der Figuren weist eine charakterliche Tiefe auf. Selbst die Männer, als Nebendarsteller, sind wandelnde Klischees. Der sich aufopfernde Polizist mit einem Geheimnis und der Schauspiellehrer, der mit seinen Studentinnen Affären beginnt, sind nun wirklich keine Novitäten. Und die dazugehörige Schauspielschülerin auch nicht, kommt sie doch ausgerechnet aus dem mittleren Westen, träumt von einer steilen Karriere in Hollywood und gerät gleich zu Beginn an einen handfesten Betrüger, der ihr an die Wäsche will. Selbst die Autorin mit ihren Selbsthilfebüchern für unterschätzte Frauen, muss dem Klischee der Geldgierigen entsprechen, die sich schnell vom Vamp zur esoterisch Angehauchten wandeln kann. In dem Sinne geht es mit der gestressten Mutter, die sich vernachlässigt fühlt und der Managerin, die alles tut um das Gesicht zu wahren, weiter. Lediglich die vordergründig naiv wirkende Penny hat da vielleicht noch ein paar Überraschungen in petto.
Spannend ja, aber …
Man muss sich schon ganz auf den recht schlicht gestrickten Plot und die oberflächlichen Charaktere einlassen, um das Ganze spannend zu finden. Wenn man das kann, könnte man vom Buch überzeugt werden, denn LaManna versucht sich schon an Wendungen und baut außerdem Unvorhersehbares ein. Doch der Schluss holt dann selbst den wohlwollendsten Leser auf den Boden der Tatsachen zurück und offenbart die plakative Handlung und die klischeehafte Figurenzeichnung auf das Deutlichste.
Fazit
Gina LaManna hat sich redlich bemüht, einen spannenden Thriller abzuliefern. Doch nur wenn man sich auf die zu klischeebehafteten Charaktere im relativ simplen Plot einlässt, dürfte dieser, wie angekündigt, „süchtig“ machen und „diabolisch spannend“ sein.
Gina LaManna, Penguin
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