DAS ENDE – Dein letzter Tag ist gekommen
- Penguin
- Erschienen: Juni 2023
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Rasanter Thriller mit kleineren Schwächen
In Köln rennt eine scheinbar verwirrte Frau am Rosenmontag plötzlich wie aus dem Nichts auf die Straße und wird überfahren. Nur wenige Minuten zuvor hatte ein junger Polizist die am Kopf verletzte Unbekannte angesprochen, aber in Mitten des karnevalistischen Treibens aus den Augen verloren. Dann taucht beim Messengerdienst Telegram ein Livestream auf, der zeigt, wie ein Mann in Münster auf brutale Weise enthauptet wird. Europol hat diese bizarre Internetseite bereits seit dem gewaltsamen Tod einer Frau aus Montpellier im Blick, die ebenfalls vor laufender Kamera ermordet wurde. Wer ist der Unbekannte, der die Taten einer breiten Öffentlichkeit zeigt, und was ist sein Motiv? Eine Verbindung zwischen den Opfern scheint es nicht zu geben. Die beiden Topermittler Inga Björk und Christian Brand müssen sich beeilen, wenn sie einen weiteren Mord verhindern wollen - denn plötzlich erscheint auf dem Bildschirm bei Europol ein neues Videofenster.
Österreichischer Bestsellerautor
Jan Beck ist das Pseudonym des österreichischen Schriftstellers Johann Fischler. Der studierte Jurist kam über viele Umwege zum Schreiben. Nachdem er einige Jahre im Bankwesen gearbeitet hatte, machte Fischler sich 2007 zunächst als Blogger mit einem eigenen Online-Wirtschaftsmagazin selbstständig und veröffentlichte 2013 im Eigenverlag unter dem Namen Joe Fischler seinen ersten Kriminalroman. Jan Becks Thrillerdebüt „Das Spiel“ (2020) war nicht nur der Auftakt der inzwischen bekannten Reihe um das Europol-Ermittlerduo Inga Björk und Christian Brand, sondern stürmte auch direkt die Bestsellerlisten. Mit „Das Ende“ erscheint nun der vierten Band der erfolgreichen Serie.
Aktuell arbeitet Jan Beck an einer neuen Reihe, dessen erster Teil 2024 erscheinen dürfte.
Alles neu bei Europol
Der aktuelle Band „Das Ende“ hat einiges Neues zu bieten. Die gerade erst zur Europol-Direktorin ernannte Leona Willems überrascht die beiden Ermittler Björk und Brand mit der neu zu gründenden Abteilung „Internationale Serienkriminalität“. Beide sollen ein gemeinsames Team bilden - mit dem zehn Jahre jüngeren Brand als Chef. Das Ex-Tattoo-Model Björk ist davon ebenso wenig angetan wie ihr Kollege. Aber das ist noch nicht alles: Ihnen zur Seite gestellt wird der ambitionierte PR- und Social-Media-Spezialist Luca Gasser, der das Ermittlerduo medienwirksam inszenieren soll. Am Liebsten würden Björk und Brand sofort kündigen, aber der neue Fall weckt ihr Interesse. Als wären die Todesfälle nicht schon bizarr genug, erscheint auch die Identität der Opfer mehr als rätselhaft. Die Tote aus Montpellier ist bereits vor über zwanzig Jahren verstorben und das Mordopfer aus Münster scheint ebenfalls ein Phantom zu sein. Der erste Fall der neuen Ermittlungseinheit sorgt nicht nur aus diesem Grund für so manches Rätsel und viel Spannung.
Starkes Ermittlerpärchen
Wie aus den anderen Bänden bereits gewohnt nimmt Jan Beck die Leser mit auf eine wilde Verfolgungsjagd quer durch Europa. Dies sorgt erneut für viel Tempo und Dynamik. Pausen sind dem Autor ebenso fremd wie Langeweile. Da kann man es verschmerzen, dass die Handlung hier und da etwas hakt, das Motiv des Täters letztendlich überzogen erscheint und die Auflösung trotz des sehr raffinierten Aufbaus zu konstruiert wirkt.
Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen, was allerdings erst spät deutlich wird. Auch wenn dies vom Autor wohl als besonderer Clou gedacht ist, verwirrt die Idee doch etwas, da der Kniff zunächst nicht offensichtlich ist. Aber der Roman unterhält insgesamt und das ist es letztendlich, was zählt. Die Geschichte nimmt immer dann Fahrt auf, wenn das ungleiche Ermittlerduo im Mittelpunkt steht. Die Schwedin Inga Björk spielt wie gewohnt ihre Stärke als Super Recogniser aus, der niemals ein Gesicht vergisst und es in unterschiedlichsten Situationen wiedererkennen kann, und der Österreicher Christian Brand ist erneut der Mann für das Grobe, der nicht lange zögert, wenn es brenzlig wird. Zwischen beiden knistert es diesmal aus verschiedenen Gründen gewaltig.
Für wen der letzte Tag gekommen ist, wie es im Untertitel des Romans heißt, sei nicht verraten. Es lohnt sich aber, dies herauszufinden.
Fazit
Jan Beck bleibt seinem Stil treu: Die wilde Jagd durch Europa sorgt erneut durch schnelle Ortswechsel, viel Tempo und vor allem wegen der coolen Protagonisten für beste Thrillerunterhaltung. Dennoch weist der Roman kleinere Schwächen auf, die den positiven Gesamteindruck etwas schmälern.
Jan Beck, Penguin
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