Liar

  • Goldmann
  • Erschienen: Mai 2023
  • 5
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Thomas Gisbertz
87°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2023

Cavanagh ist einfach eine Thrillersensation!

„Wer auch immer meine Tochter Caroline in seiner Gewalt hat … Bitte, tun sie ihr nichts an!“ Mit diesen dramatischen Worten wendet sich Leonard Howell in einer Pressekonferenz an den Entführer seiner siebzehnjährigen Tochter Caroline, die seit 19 Tagen vermisst wird. In seiner Verzweiflung sucht der erfolgreiche und schwerreiche Geschäftsmann Howell Hilfe bei seinem alten Bekannten Eddie Flynn. Der New Yorker Anwalt soll seinen neuen Mandanten vor Gericht vertreten, denn dieser plant ein Verbrechen, um seine Tochter aus den Händen des Entführers zu befreien. Doch die Ereignisse überschlagen sich, eine geplante Lösegeldübergabe scheitert und Leonard Howells gerät plötzlich selber unter Verdacht, seine eigene Tochter brutal ermordet zu haben. Doch Eddie Flynn erkennt zunehmend, dass irgendjemand im Hintergrund die Fäden in einem Spiel zieht, das vor vielen Jahren begann. Der ehemalige Trickbetrüger und Strafverteidiger muss sich erneut auf sein Bauchgefühl verlassen, denn schon bald ist nicht mehr klar, wer hier der „Lügner“ ist. Als Eddie Flynn der Wahrheit letztendlich auf die Spur kommt, ist diese schrecklicher, als er befürchtet hat.

Dritter Teil der Eddie-Flynn-Reihe

Autor Steve Cavanagh wurde 1976 in Belfast geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Dublin und Cardiff, bevor er an die Queen's University in Nordirland zurückkehrte, wo er seinen Abschluss als Anwalt machte. Cavanagh arbeitete zunächst mit den Schwerpunkten Strafrecht und Prozessführung, machte sich später aber in seiner Heimat einen Namen als erfolgreicher Bürgerrechtsanwalt. Dabei war er in zahlreiche prominente Fälle involviert. Inzwischen konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor.

Steve Cavanaghs Thrillerserie um den New Yorker Anwalt Eddie Flynn umfasst inzwischen sieben Bände. Mit „Liar“ erscheint in Deutschland der bisher unveröffentlichte dritte Teil der Reihe, nachdem der Goldmann Verlag seit Januar 2022 zunächst den vierten Band „Thirteen“ und den fünften Band „Fifty-Fifty“ publizierte, um anschließend die ersten zwei Fälle des unkonventionellen Anwalts und ehemaligen Trickbetrügers Flynn nachzulegen. Damit aber nicht genug: Liebhaber der Serie dürfen sich bereits jetzt auf den 17. Januar 2024 freuen. Dann wird mit „Seven Days“ der sechste Teil der Reihe veröffentlicht.

„Liar“ wurde 2018 von der britischen Crime Writers’ Association (CWA) als bester Thriller des Jahres mit dem „Gold Dagger Award“ ausgezeichnet.

Das Besondere der Reihe

Kürzlich bezeichnete Steve Cavanagh in einem Interview mit der Krimi-Couch seine ersten drei Bücher als „Ausbildungsromane“, bei denen er einfach nur versucht habe, einen guten Text zu produzieren und weniger darüber nachdachte, was die Leute lesen wollen. Aber auch der dritte Band der Reihe beweist, dass Cavanagh hier sein Können maßlos unterschätzt. Die Reihe um Eddie Flynn wird zurecht mit Lobeshymne - auch von Schriftstellerkollegen - regelrecht überschüttet. Was ist aber das Besondere dieser Serie, dass diese nicht nur in Deutschland die Bestsellerlisten stürmt? Verantwortlich hierfür dürften Cavanaghs eigene Erfahrungen als Anwalt sein, sein großes Schreibtalent und mit Eddie Flynn der Prototyp des kleinen Mannes, der es mit List, Cleverness und Können immer wieder schafft, dem Bösen ein Bein zu stellen. Auf gewisse Weise wendet Flynn als Anwalt - insbesondere vor Gericht - die Fähigkeiten und Techniken an, die er als Trickbetrüger gelernt hat: Ablenkung, Irreführung, Manipulation und Überzeugung. Ein cleverer Clou des Autors.

Spannung von Beginn an

Diesmal bekommt es der New Yorker Anwalt mit einem äußerst komplizierten Fall zu tun, bei dem lange Zeit unklar bleibt, in welche Richtung er sich entwickelt. Nicht ohne Grund hat der Autor den Roman in drei Teile gegliedert: die Vorgeschichte bis zur Verhandlung, den Prozess vor Gericht und zuletzt eine überraschende Wendung. Ungewöhnlich ist im aktuellen Roman die lange Zeitspanne, bis es zum eigentlichen Prozess kommt. Hier ist man aus den ersten beiden Bänden noch mehr Tempo gewohnt. Dennoch entwirrt sich nach und nach das Knäuel aus Lügen, falschen Verdächtigungen und Finten, das im ersten Teil angelegt ist. Es lohnt sich also, den Roman von Anfang an sehr aufmerksam zu lesen. Neu ist auch, dass Cavanagh nun mehr Handlungsstränge miteinander verbindet, wodurch der Roman abwechslungsreicher ist als bislang gewohnt. Ein besonderes Highlight ist wie bereits in den anderen Bänden die Verhandlung vor Gericht, bei der Cavanagh im wahrsten Sinne des Wortes sein anwaltliches Können zeigen kann.

Trio phänomenale

Wer die Bände 5 und 6 bereits kennt, der darf sich auf die Einführung einer bekannten Figur freuen: Special Agent Harper. Die taffe, selbstbewusste Ermittlerin ist ebenso clever wie starrköpfig. Mit Flynn verbindet sie der absolute Sinn nach Gerechtigkeit. Hierfür ist sie sogar bereit, sich gegen ihren direkten Vorgesetzten beim FBI, den im Fall Howell ermittelnden SAC Lynch, zu stellen. Ergänzt wird dieses Duo erneut durch Richter Harry Ford, der maßgeblich daran beteiligt war, dass Eddie Flynn vom Trickbetrüger zum Anwalt wurde. Diese Charaktere sind ein absoluter Gewinn für die Reihe, da sie sich nicht nur in Sachen Ermittlungsarbeit wunderbar ergänzen, sondern trotz ihrer Heterogenität allesamt sympathische Figuren sind, denen man als Leser die Daumen drückt. Vor allem aber ist es erneut ein großes Vergnügen Eddie Flynn, der keineswegs fehlerfrei ist, oft zu impulsiv agiert und dennoch immer noch einen Trick auf Lager hat, bei seiner Arbeit als Anwalt zu begleiten.

Fazit

Steve Cavanaghs Reihe um den New Yorker Anwalt Eddie Flynn hat bereits jetzt Kultstatus erreicht. Die Verbindung von Justiz- und Actionthriller, Tempo, Cleverness, Humor und starken Figuren wird hier so grandios umgesetzt, dass sich zukünftig sicherlich viele Autoren danach richten dürften. Vor allem aber ist es dem unermüdlichen, unfassbar cleveren Eddie Flynn zu verdanken, der wie ein Don Quijote gegen des Böse ankämpft, dass man von der Serie einfach restlos begeistert sein muss.

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Steve Cavanagh, Goldmann

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